Mediziner, Politiker
-
182113. Oktober: Rudolf Virchow wird im pommerschen Schivelbein (heute: Swidwin/Polen) als Kind des Fleischermeisters Carl Virchow und seiner Frau Johanna (geb. Hesse) geboren. Die Familie verfügt nur über geringe finanzielle Mittel.
-
1839Beginn des Studiums an der Berliner militärärztlichen Akademie, die begabte Studenten auf Staatskosten zu Heeresärzten ausbildet.
-
1843Promotion in Medizin. Virchow erhält eine Assistentenstelle an der militärärztlichen Akademie.
-
1846Nach Ablegung des medizinischen Staatsexamens ist Virchow als Pathologe an der Akademie tätig.
-
1847Habilitation in Berlin.
-
1847-1902Virchow gibt - bis 1852 gemeinsam mit dem Mediziner Benno Reinhardt (1819-1852) - das "Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie" heraus (ab 1902: Virchows Archiv).
-
1848Er untersucht im Auftrag der Regierung eine Typhusepidemie in Oberschlesien. Virchow fordert in seinem Bericht die "volle und unumschränkte Demokratie", ohne die es keinen Wohlstand und keine Gesundheit geben könne.
Während der Märzrevolution kämpft er auf Seiten der Demokraten in Berlin.
In Berlin nimmt er im Oktober am Demokratischen Kongress teil. -
1848/49Virchow gibt die Zeitschrift "Medicinische Reform" heraus. Er gebraucht hier erstmalig den Begriff "Volksgesundheit" und fordert eine "öffentliche Gesundheitspflege".
-
1849Aufgrund seines politischen Engagements verliert Virchow seine Stelle an der militärärztlichen Akademie.
Wenige Monate später Berufung auf den Lehrstuhl für pathologische Anatomie in Würzburg, der 1845 als erster seiner Art in Deutschland eingerichtet worden war. Virchow hatte zuvor schriftlich versichert, sich nicht mehr radikal-politisch betätigen zu wollen. -
1850Heirat in Würzburg mit Rose Mayer, Tochter eines Geheimen Sanitätsrats. Aus der Ehe gehen sechs Kinder hervor.
-
1852Im Auftrag der Württembergischen Regierung untersucht er den gesundheitlichen Zustand der Bevölkerung der Elendsquartiere im Spessart. Virchow fordert wiederum Bildung, Wohlstand und Freiheit als Voraussetzung für eine Gesunderhaltung und Heilung der Betroffenen.
-
1854-1867Herausgabe des sechsbändigen "Handbuchs der speciellen Pathologie und Therapie".
-
1856Berufung auf die für ihn geschaffene Professur an der Berliner Universität.
-
1858Mit der Schrift "Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre" begründet Virchow eine neue naturwissenschaftliche Krankheitslehre. Nach dieser "Solidarlehre" können alle Krankheitszustände des Organismus auf krankhafte Veränderungen der Körperzellen zurückgeführt werden. Sie löst die jahrhundertealte "Humoralpathologie" ab, die Krankheit als eine Störung des Säftesystems (Blut, Schleim, Galle und Schwarzgalle) versteht.
-
1859-1902Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung. Er setzt sich u.a. für den Bau von Krankenhäusern und für die Erhebung medizinischer Daten ein.
-
1861Mitbegründer der liberalen Deutschen Fortschrittspartei.
-
1862-1867Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses für die Fortschrittspartei. Virchow fordert u.a. geringere Ausgaben für das Militär und den Ausbau der öffentlichen Sozialfürsorge. Auf seine Initiative erhält Berlin als eine der ersten europäischen Großstädte eine Kanalisation mit zentraler Wasserversorgung und -entsorgung.
-
1865Nach einem besonders scharfen Rededuell fordert Otto von Bismarck Virchow zum Duell. Durch Vermittlung des Kriegsministers sieht Bismarck von seiner Forderung ab.
-
ab 1866Herausgabe der von ihm gegründeten "Zeitschrift für Ethnologie".
-
1870/71Im Deutsch-Französischen Krieg ist Virchow für die Organisation des Fronteinsatzes von Lazarettzügen zuständig.
-
1872-1902Vorsitzender der Rechnungskommission des Preußischen Landtags.
-
1880-1893Mitglied des Deutschen Reichstags für die Fortschrittspartei, ab 1884 für die Deutsch-Freisinnige Partei. Er engagiert sich insbesondere für den Ausbau der staatlichen Gesundheitsfürsorge.
-
1886-1888Mitbeteiligung an der Gründung des Ethnologischen Museums und des Völkerkundemuseums in Berlin
-
19025. September: Rudolf Virchow stirbt in Berlin.
Susanne Eckelmann
© Deutsches Historisches Museum, Berlin
14. September 2014