Zu Beginn der Weimarer Republik galt das Theater als einer der wenigen Bereiche, in denen die Revolution von 1918 tatsächliche Spuren hinterlassen hat. Grund dafür war die weitgehende Übernahme des Theaterapparats durch die öffentliche Hand, während vor dem Ersten Weltkrieg das sogenannte Geschäftstheater überwogen hatte. In den ersten Nachkriegsjahren beherrschten expressionistische Stücke mit "revolutionär" anmutenden Inhalten und Techniken die deutschen Bühnen. Erwin Piscator war Protagonist des linksorientierten politischen Theaters, der die Stücke von Ernst Toller oder Walter Mehring (1896-1985) auf kahlen Gerüsten von Leitern und Treppen sowie mit eingeblendeten Filmszenen inszenierte. Vorherrschend waren sozialkritische Stücke wie Tollers "Masse Mensch" oder "Gas" von Georg Kaiser (1878-1945), in denen Pazifismus, Massenelend und Hunger thematisiert wurden.
Zu einer Weltmetropole des Theaters entwickelte sich Berlin, wo das Deutsche Theater, die Kammerspiele und das Große Schauspielhaus als Privatunternehmen von Max Reinhardt erfolgreich geführt wurden. Außerdem gab es das Preußische Staatstheater, wo von Leopold Jessner (1878-1945) vor allem junge Dramatiker zur Uraufführung gebracht wurden.
Die ersten aufgeführten Dramen Bertolt Brechts ("Trommeln in der Nacht", "Im Dickicht der Städte", "Mann ist Mann") riefen zwiespältige Reaktionen hervor und erregten Beifall und Zorn zugleich. Seine 1928 im Berliner Theater am Schiffbauerdamm uraufgeführte "Dreigroschenoper" wurde der größte Theatererfolg in der Weimarer Republik. Durch die Konkurrenz der Lichtspielhäuser mit Einführung des Tonfilms endete 1930 die erfolgreiche Epoche des Theaters abrupt. 1931 war im Deutschen Reich das Jahr des großen "Theatersterbens". Die hervorragenden Theaterschauspieler der 20er Jahre waren u.a. Elisabeth Bergner (1897-1986), Tilla Durieux, Albert Bassermann (1867-1952), Heinrich George und Emil Jannings.