> Herbert Hermann: Am 8. Mai erreichte ich Trondheim und am 9. Mai war die Kapitulation

Herbert Hermann: Am 8. Mai erreichte ich Trondheim und am 9. Mai war die Kapitulation.

Dieser Eintrag stammt von Herbert Hermann (*1927 ), November 2005 :

Erst am 12. Januar 1945 kam ich in Danzig an. Solange hat die Reise von Oslo nach Danzig gedauert. Ich wurde überall kontrolliert, festgehalten und gefragt weshalb ich in dieser Phase des Krieges in den Urlaub fahren könne. So vergingen kostbare Urlaubstage. Auch meine Frau war sehr überrascht, daß ich in dieser kritischen Zeit Urlaub bekommen habe, aber sie hat sich natürlich sehr gefreut.

Am nächsten Tag meldete ich mich bei der Kommandantur, da mein Urlaub ja eigentlich schon vorbei war. Ich war gerade zwei Tage in Danzig, da kam im Rundfunk, daß sich alle Urlauber sofort bei der Kommandantur melden müssen zur Verteidigung der Stadt. Diesen Aufruf habe ich ignoriert. Zwei Tage später kam die Militärpolizei und wollte wissen, ob ich den Aufruf nicht gehört hätte. Somit mußte ich mich schließlich in Gotenhafen zur Verteidigung von Danzig melden und wurde in einer schlecht bewaffneten Einsatzkompanie zugeteilt.

Zu diesem Zeitpunkt war mit aber bereits klar, daß der Krieg sinnlos und verloren war. Ich fuhr nach Danzig zurück und suchte einen Freund auf, der auf dem U-Bootwohnschiff "Deutschland", einem ehemaligem Passagierschiff, seinen Dienst verrichtete. Ich meldete mich beim dortigen Obersteuermann Santers, der mich als Besatzungsmitglied übernahm. Somit war ich nun als Flüchtiger verschwunden.

Da die Rote Armee immer näher rückte, machte die "Deutschland" nach drei Tagen seeklar. Glücklicherweise gelang es mir vorher meine Ehefrau und ihre Angehörigen (Schwiegermutter, drei Schwestern und deren Kinder) an Bord zu bringen. Dadurch gelang es uns der Roten Armee zu entkommen. So ging es dann zusammen mit 15.000 anderen Flüchtlingen durch die Ostsee nach Kiel. Das Passagierschiff "Gustloff", daß vor uns auslief, wurde auf dem gleichen Weg von einem russischen U-Boot versenkt.

In Kiel meldete ich mich bei der U-Bootwaffe zurück. Meine Frau und ihre Angehörigen fuhren nach Süddeutschland zu meiner Mutter, wo ich sie zumindest vor den Russen in Sicherheit wußte. Ich wurde in ein Durchgangslager in Zelle bei Hamburg geschickt und wurde einer Kampfkompanie zugeteilt. Zum Glück holte die U-Bootswaffe alle ihre Angehörigen aus dieser Einheit heraus und ich bekam am 7. April meine Kommandierung zur 11. U-Bootflotille nach Trondheim in Norwegen. Am 8. Mai erreichte ich Trondheim und am 9. Mai war die Kapitulation. Der Krieg war endlich beendet.

Ich kam nun zunächst in englische und dann in französische Gefangenschaft. Nach 18 Monaten kam ich endlich wieder nach Hause zu meiner Familie.

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