> Karl Stimpfle: Lebensweg (1914-1918)

Karl Stimpfle: Lebensweg (1914-1918)

Dieser Eintrag stammt von Karl Stimpfle (1895-1989) © Carlotta, Sybille und Peter Stimpfle, Eichstätt

Ich, Karl Stimpfle, wurde am 23. August 1895 in Fremdingen geboren. Im Mai 1914 habe ich die Schwester meiner Mutter, die Tante Mathilde besucht, deren Mann in Augsburg beim Königlich Bayerischen 4. Chevaulegers-Regiment („König“) Wachtmeister war, da habe ich mich beim 4. Feldartillerie Regiment als Freiwil­liger gemeldet und bekam einen Einbe­rufungsbefehl zum 7. Oktober 1914. Im August brach dann der erste Weltkrieg aus, damit war auch der Einberufungs­befehl hinfällig, ich kam dann nicht zu diesem Regiment, sondern zum Königlich Bayerischen 15. Infanterie-Regiment „König Friedrich August von Sachsen“ (15. Bay. Infanterie Regiment) nach Neuburg a. D. Nach der Ausbildung kam ich dann im April 1915 nach Frankreich in die Gegend von Péronne, dort wurde ich der 12. Kompanie des Königlich Bayerischen Infanterie-Regiments „Prinz Karl von Bayern“ Nr. 3 (mit Sitz in der Prinz-Karl-Kaserne in Augsburg seit 1884, 3. Bay. Infanterie Regiments) zugeteilt.

Von dort wurde die 11. Division, zu der das Regiment gehörte nach Galizien, wo die Russen eingebrochen waren in den Raum Gorlice-Tarnów befördert (1915). Die 11. Division erzwang dort einen Durchbruch durch die russische Front. Dieser Durchbruch kostete das Regiment viele Tote und Verwundete. Die Verfolgung der Russen erfolgte dann in Richtung Lemberg, dem Bug entlang bis Brest-Litovsk. Von hier nach ein paar Tagen Rast weiter ostwärts in die Rokitnosümpfe. In dieser Gegend, das Sumpfgelände und die russische Artillerie brachten schwere verlustreiche Tage.

Ein weiterer Befehl brachte die Division zurück nach Brest-Litovsk, dort wurde Bahnverladen und ging durch Polen zurück nach Ungarn an die serbische Front. Dort wurde das Regiment bei Nacht mit Pontons auf die Insel Temeszigat gebracht und österreichische Truppen abgelöst. Die Donau hatte dort eine Breite von über 1500 Metern, davon bis zur Insel über 1000 Meter und von der Insel nach Serbien so 300 Meter. Gegenüber waren die serbischen Stellungen. Zum Übergang für diese Strecke waren in den Ufergebüschen die Pontons bereitgestellt. Am 8. Oktober 1915 kam der Befehl zum Übergang 8 Mann und 2 Pioniere waren für je ein Ponton eingeteilt. Um 5 Uhr früh sprangen wir mit unserem Pontons in die Donau, wurden aber mit einem furchtbaren Maschinengewehr und Granatfeuer empfan­gen, daß der Angriff abgeschlagen wurde. darauf setzte unsere Artillerie nochmals mit schweren Granatfeuer ein. Um 9 Uhr wurde der Angriff abermals befohlen. Der Angriff hatte aber sehr schwere Verluste viele Pontons wurden getroffen und gingen unter, nur ganz gute Schwimmer konnten sich retten. Denjenigen die durchkamen stand ein aussichtsloser Kampf bevor. 3 Tage lagen wir am Ufer ohne an ein Vorwärtskommen zu denken. Viele wurden durch das eigene Artilleriefeuer getötet. Endlich, nachdem immer mehr Nachschub übersetzt wurde, konnte vorwärts gestürmt werden. Viele meiner Kameraden hatte ich dabei verloren. Am 4. Tag, erreichten wir das Städtchen Pozarenatsch. Von hier aus ging die Verfolgung der Serben beiderseits der Morava entlang nach Süden weiter.

Am 4. November wurde ich auf einer Patroullie mit noch einem Kameraden durch Schrapp­nellschuss verwundet. Da wir beide nicht mehr gehen konn­ten, lagen wir 2 Tage in der Nähe eines Gehöfts und warteten auf Hilfe. Ein Einwohner des Gehöfts fand uns, er holte seinen Panierwagen und fuhr uns in das nächste Dorf, wo Deutsche waren. Diese brachten uns nach Jagodina in ein Feldlazarett. Der Ort der Verwun­dung war in der Nähe von Nisch (Nis) nahe der bulgarisch-griechischen Grenze. Von hier kam ich ins Kriegslazarett im königlichen Schloss in Belgrad. Nach der Behandlung ging der Transport mit Lazarettschiff nach Neusalz in Ungarn weiter, von dort mit Lazarettzug nach Laurahütte in Ober­schlesien an der polni­schen Grenze. Hier kam ich ins Reservelazarett "Hütten­gasthaus", wo ich dann sehr gute Behand­lung hatte, und die schönen Weihnachtsfeiern heute noch in Erinnerung habe.

Ende Januar 1916 wurde ich dort entlassen und kam zum Ersatzbattalion nach Augsburg zurück. Dort wurde ich vom Arzt garnisionsdienstfähig geschrieben und wurde zur Dienstleistung an die Wagenmei­sterei München-Laim Ende Februar 1916 abkommandiert. Anfang Juni wurde ich wieder zurückkommandiert nach Augsburg und zum 19. Bay. Infante­rie Regiment, welches bei Verdun in Frankreich eingesetzt war abgestellt. An der Front bei Verdun, gab es furchtbare Kämpfe zu überstehen, was hier nicht beschrieben werden kann. Beim ersten Einsatz hatte unsere Kompanie von 120 Mann 80 verloren. Von hieraus wurde die Bay. 5. Infanterie Division, zu der das 19. Inf. Reg. gehörte nach Nordfrank­reich in die Gegend von Lille verlegt und in der großen Flandernschlacht eingesetzt. Der Einsatz der Division folgte im Frühjahr 1917 in den Schlachten bei Arras, Lorettohöhe, Vynihöhe, Biache, Farbus, Fresnes. Dann an der Somme, von dort nach Rumänien und dann wieder zurück nach Frankreich in den Raum von Douae und Combrai, dort bei Arleux wieder verwundet im Sept. 1918 vom Feldlazarett Douae mit Lazarettzug nach Lippstadt in Westfalen. Von dort Okt. 1918 zum Ersatz Battalion nach Erlangen, und in Erlangen die Revolution erlebt. Am 19. Januar 1919 wurde ich vom Heeresdienst entlassen.

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