Lutz Raumer: 20. Juli 1944, Donnerstag. Umsturz? Putsch?

    Dieser Eintrag stammt von Lutz Raumer (*1924 ) aus Köln , November 2007 :

    Ich war in Berlin noch in der Genesenden-Kompanie. Diese Einheit gehörte zum so genannten Ersatzheer. Ihr Befehlshaber war Generaloberst Fromm; sein Chef des Generalstabes war Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg!

    Am Nachmittag wurden wir plötzlich alarmiert. Wer erreichbar war, musste sofort zur Kaserne zurück und sich umgehend auf dem Kasernenhof feldmarschmäßig einfinden. Ohne Angaben von Einsatzziel oder Einsatzgrund wurden wir im Namen von Generaloberst Fromm in Marsch gesetzt.

    Von einem Attentat hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts gehört.

    Während des Marsches erkannten wir die Zielrichtung: Berlin-Mitte! [...]

    Wir haben die ganze Zeit in der Nähe des Bendlerblocks herumgestanden und wussten nicht, was überhaupt los war. Für die Bevölkerung war alles abgesperrt.

    Am späten Abend ging es wieder in die Kaserne zurück. Hier bekamen wir die ersten Informationen über den "verbrecherischen Anschlag auf unseren geliebten Führer"...

    Die "optische Folge" des Attentatsversuchs hat der Reichmarschall Göring als dienstältester Offizier der Wehrmacht einen Tag danach verkündet: "Alle Soldaten haben ab sofort als Zeichen ihrer Verbundenheit mit Hitler mit dem Hitler-Gruß zu grüßen."

    Also anstatt mit dem angewickeltem Arm und der gestreckten Hand an die Schläfe, musste der Arm nach vorn gestreckt werden. [...]

    Was wäre eigentlich passiert, wenn es auch nur annährend "geklappt" hätte? Wir wären für die Verschwörer eingesetzt worden und hätten gegen die Soldaten des Wachbataillons kämpfen müssen.

    Damals wie heute hätte ich mich nicht verweigert. Mein Vater war im Widerstand engagiert und hat mich dementsprechend erzogen.

lo