> Paul Thomaschki: Tagebucheintrag vom 24.4.1918

Paul Thomaschki: Mittwoch den 24.4.18

Eintrag aus dem Kriegstagebuch von Paul Thomaschki (1861-1934), Pfarrer an der Burgkirche zu Königsberg/Ostpreußen.

Das Tagebuch bezieht sich nicht nur auf den privaten Bereich, den kirchlichen Alltag, die Kriegsereignisse sowie um Verluste aus der Gemeinde, dem Corps und von Bekannten, sondern reflektiert auch die persönliche Meinung zu den vielfältigen Ereignissen. Teilweise wurden auch die Kopien der Todesanzeigen aus der Zeitung eingefügt. Der nachfolgende Eintrag stellt keinen Anspruch auf Richtigkeit der Informationen dar. Ein ganz besonderer Dank gilt der Sütterlinstube in Hamburg, die das 720 Seiten umfassende Original in mehr als 500 Stunden durch ehrenamtliche Mitarbeiter in die lateinische Schrift transliterierte. Dabei wurde die zum damaligen Zeitpunkt verwendete Grammatik, Ausdruckweise und Rechtschreibung im Wesentlichen beibehalten.
J. Frank, März 2018


Mittwoch den 24.4.18 

Richthofen gefallen. Man sah ja dieses Ende voraus. Jetzt, da es eingetreten ist, geht doch ein schmerzliches Bedauern durch uns. ganzes Volk. Richthofen starb, wie Boelcke, unbesiegt. Wegen Motor-Defekt mußte er, bei d. Verfolgung e. Gegners hinter der feindl. Linie niedergehen, wo er v. d. Erde aus erschossen wurde. Er  ist  26 Jahre alt. 1912 wurde er Ltn., März 1917 Oberltn. u. 14 Tage darauf schon Rittmstr. –

Guatemala hat uns den Krieg erklärt, nachdem es bereits vor Jahresfrist se. Beziehungen zu uns abgebrochen hatte. Die deutsche Eiche wird auch diesem Lüftlein trotzen.

Gestern war Versammlung der konfirm. Töchter.  Heute besuchte ich Unterberger im Krankenh. d. Barmh. u. fand Frau, Tochter u. Fr. von Bassewitz bei ihm. Schmal sieht er aus; aber er ist munter u. hoffnungsfroh. "Ein 2tes, ganz neues Leben ist es, das dir Gott geschenkt hat". Ja, sagte er, das stimmt. Von Lisbeth brachte ich ihm schöne gelbe Rosen mit, über die er sich sehr sehr gefreut hat, se. Lieblingsblume.

Frau von Petzinger verabschiedete sich heute. Sie fährt, wie jedes Jahr, den Sommer über reihum zu ihren Kindern. Wie schön, daß ihr dies möglich ist. Auch ihre Schwiegersöhne rühmte sie, die stets die Rücksicht selber seien. 

Corpshaus: Boy, Winkel, Schimmel, Neumann, Horn, Perkuhn, Ruttkowski, Schink, Holzheimer, Keiloweit, Friedrich, Hilbert, May, Gramberg, als Gäste e. Gutsbes. u. Werner Boy. Aus d. Felde Krantz, Cludius u. Behrendt (durch Schulterschuß verw., hat kürzlich sn. Br. verloren). –

Das Frühlingswetter hält an. In Berlin aber liegt 15 cm hoher Schnee.

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