Dieser Eintrag stammt von Werner Mork (*1921) aus Kronach, Juli 2004 :
Nach meiner Ausbildung in Hannover kam der große Tag, der Einsatzbefehl lag vor. In sehr kurzer Zeit mussten wir marschbereit sein, nur wohin, das wussten wir (noch) nicht, das Ziel war "streng geheim." Alle noch vorhandenen zivilen Dinge mussten wir verpacken und nach Hause schicken. Es durfte nichts davon mitgenommen werden und unser Gepäck wurde dann auch kontrolliert, ob wir nicht doch noch etwas "ziviles" eingepackt hätten. Das war direkt spannend, das wirkte fast so, wie ein Geheimauftrag für unsere Einheit, was aber Unsinn war, nur das Militär konnte ohne Geheimhaltung nicht leben, auch wenn es sich nur um Banalitäten handelte. Als alles geregelt war, wurde die Einheit als fahrende Kolonne zusammengestellt, und in geschlossener Formation ging es zum Güterbahnhof Hannover. Dort erfolgte Verladung der Fahrzeuge auf einen Güterzug, bei der es aber für, den Anfänger Werner Mork als LKW-Fahrer schon etwas schwierig war, gut und sicher mit dem LKW auf den Verladewaggon zu kommen, aber ich schaffte es, und das sogar zur Zufriedenheit des Schirrmeisters. Der Zug setzte sich nach Erledigung der Verladungen nun in Bewegung und fuhr in Richtung Westen.
Im Raum Aachen wurden wir wieder abgeladen, um dann auf eigenen Achsen weiter zu fahren, über die deutsche Grenze nach Frankreich. Beim Grenzübertritt wurde uns dann vom Hauptmann unser Ziel genannt, und das hieß Paris! Das konnten wir zuerst nicht fassen, nicht nur nach Frankreich, sondern sogar in die Hauptstadt des Landes, nach Paris.
Das erschien mir zuerst als ein Traum, den ich, trotz Wachsein, noch nicht glauben konnte. Zwar hatte ich innerlich davon gesponnen, im Krieg möglicherweise eine mir noch völlig unbekannte Welt zu erleben, dass das nun aber die Weltstadt Paris sein würde, das hätte ich mir aber nie träumen lassen. Und diese Möglichkeit wurde mir vom Militär geboten - war es da nicht wirklich schön, Soldat zu sein? Der Krieg als Grauen, kam mir dabei nicht zu Bewusstsein.
Wir alle waren überrascht, als deutsche Landser nun Paris kennen zu lernen, das erschein uns allen als sehr unwirklich, aber es wurde Wirklichkeit. Vor unserem Einzug in diese Stadt mussten die Fahrzeuge noch geputzt werden, und wir selber taten uns auch noch eine Reinigung an. Schließlich sollten wir doch als gepflegte Soldaten in Erscheinung treten. Ein guter Eindruck war erforderlich, auch wenn wir, mit unserer Einheit nur eine kleine Truppe waren, die nach Paris reinrollten.
Es war ein schöner Spätsommertag, an dem wir säuberlich und exakt ausgerichtet auf dem Place de la Concorde unsere Fahrzeuge abstellten, vor einem Gebäude das bisher das französische Marineministerium gewesen und nun Sitz des deutschen "Kommandierenden Admirals von Belgien und Nordfrankreich" war. Wir fragten uns, was wir vom Heer denn mit der Marine zu tun hätten, um dann aber von unserem Hauptmann aufgeklärt zu werden, nachdem er in diesem Gebäude von dem zuständigen Stab seine weiteren Orders erhalten hatte. Unser Einsatz als Feld-Nachrichten-Kommandantur war vorgesehen im Raum Calais bis nach Cherbourg, um dort für die Marine-Küstenartillerie ein Fernmeldenetz aufzubauen. Tja, und damit war der Traum auf einen Einsatz in Paris schon wieder ausgeträumt. Aber bevor wir Paris wieder verlassen müssten, verblieben uns noch einige Tage des Wartens, wie eben üblich beim Kommiss. Dieser, für uns sehr angenehme "Zwangsaufenthalt" in Paris wurde nun von uns genossen. Unser Hauptmann gab uns für diese Tage weitgehend "dienstfrei." Nur morgens gab es einen kurzen Appell und dann herrschte Freizeit! Der Kommiss konnte direkt sehr angenehmen Seiten haben. Das lag aber auch daran, dass der Hauptmann und seine Offizierskameraden, selber gerne die günstige Gelegenheit nutzen wollten nun Paris "etwas" näher kennen zu lernen.
Uns alle plagte keinesfalls ein Unrechtbewusstsein, auch nicht das Gefühl, hier, in Paris bzw. Frankreich etwa nicht sein zu dürfen. Warum auch? Wir befanden uns in einem Krieg, in dem wir den einen Feind, die Franzosen besiegt hatten, in ihrem eigenen Land und nun waren wir in diesem Land als die Sieger. Das empfanden wir als völlig normal, so normal, wie es zu allen Zeiten immer und überall doch der Fall war. Es hatte nicht nur immer Kriege gegeben, es waren nicht nur immer wieder feindliche Länder besetzt worden, wenn die Sieger das konnten, es waren doch auch zu allen Zeiten die jeweiligen Herrscher und Feldherren immer die "Großen" gewesen in den von ihnen geführten Kriegen, wenn sie Sieger waren. Die gesamte Menschheitsgeschichte war und ist doch voll davon und wir, die Deutschen hatten doch in der Schule ausführlich über die Taten dieser Großen gehört.
Was sollte nun also schlecht oder unrecht sein, wenn wir, die jetzigen Sieger nun als Soldaten unsere Pflicht erfüllten in dem, von uns besetzten Teil Frankreichs. Das war nun mal eine Folge des Krieges und doch kein Verbrechen, weil es immer so war in all den Kriegen, die es bisher gab. Somit empfanden wir uns nicht als Soldaten einer gewissenlos agierenden Macht, traten auch nicht als Unterdrücker auf, fühlten uns nicht als schlechte Menschen in dem Land Frankreich und die Franzosen empfanden uns damals, im Jahre 1940 auch nicht als blutrünstige Nazis, die sie nun unterdrücken und versklaven würden. Wir hatten kein schlechtes Gewissen in Frankreich, wir fühlten uns wohl in dem Lande in dem wir uns ungehindert bewegen konnten, in dem uns kein Hass entgegenschlug, in dem uns, besonders in Paris, die Bevölkerung nicht wütend gegenüberstand. Und wir fühlten uns in der Zeit auch nicht als Besatzer, die nun mit roher Gewalt die Unterlegenen misshandeln würden, unser Auftreten war ein absolut einwandfreies Auftreten, das auch so von den Franzosen zu der Zeit gesehen und anerkannt wurde. Das alles, was sich jetzt abspielte, gehört zu dem damals noch als "normal" geltenden Krieg, den die einen verloren und die anderen (vorerst) gewonnen hatten. Die Damen und Herren, die das noch immer anders sehen wollen, die mögen sich doch bitte einmal ausführlich mit dem damaligen Geschehen auseinandersetzen und sich mit den realen Gegebenheiten befassen. Es gibt darüber auch viele Literatur, die sich mit den Zeiten sehr ausführlich befasst.
Die Wehrmachts-Kommandantur Paris hatte unserer Einheit als Quartier nicht eine Kaserne, o.dgl. angewiesen, sondern ein äußerst komfortables Hotel in der Innenstadt. Das war das "Hotel Opera" in unmittelbarer Nähe der Pariser Oper, in der Rue de Hanovre, was ja fast heimatlich war, für uns, die wir aus Hannover kamen. In nächster Nähe befand sich die Metro-Station "Place de la Opera". Wir waren direkt fassungslos über das, was uns hier als Unterkunft geboten wurde. Besonders beeindruckte uns der Komfort in den Hotelzimmern, der uns doch völlig unbekannt war. Da gab es nicht nur eine Badewanne mit Dusche, nicht nur eine Toilette im Bad, sondern auch noch ein Bidet mit dem wir überhaupt nichts anfangen konnten, aber bald über Sinn und Zweck aufgeklärt wurden. Untergebracht wurden wir zu dritt in den Zimmern, die Uffz. durften zu zweit ein Zimmer benutzen und die Herren Offiziere hatten natürlich Einzelzimmer. Aber das störte uns nicht, wir waren in Paris, hatten ein für uns tolles Unterkommen. Wir fühlten uns wie der bewusste Gott in Frankreich und wollten diese herrliche Stadt auch so genießen. Für wie lange uns solches Tun möglich sein würde, wussten wir nicht, und deswegen war nun jede Stunde für uns kostbar.
Die so vorsorgliche Stadtkommandantur Paris betreute und versorgte uns auch mit einem Stadtplan von Paris, ein Bestandteil der vorzüglichen Wehrmachtsbetreuung. Dieser Plan enthielt alle Sehenswürdigkeiten der Stadt, auch das komplette Netz der Metro, der U-Bahn. Auf der letzten Seite dieses Plans, war noch eine besondere Art der Betreuung ausgedruckt. Da waren auf dem vorderen Teil der Seite, die Pariser Bordelle aufgeführt, die für die deutschen Soldaten erlaubt waren und auf dem hinteren Teil waren die verbotenen Bordelle aufgeführt. Wir staunten nicht schlecht über diese, so vorsorgliche Betreuung der deutschen Soldaten durch die zuständige Kommandantur der Wehrmacht. Für uns Soldaten war es aber auch völlig neu, dass es so etwas gab, dass es offizielle Bordelle gab für die Soldaten, sogar unterschiedlich für die Ränge, denn für die "Herren Offiziere" gab es diese nur für sie und ihresgleichen, da hatten Mannschaften und untere Dienstgrade "natürlich" keinen Zutritt!
Wenn das die Mütter, die Bräute und die Freundinnen im Reich wüssten! Das war doch eine direkt geförderte Unmoral, oder etwa nicht? Das erschien uns schon etwas sonderbar, wie konnte es möglich sein, dass solch verwerfliches Tun in der Wehrmacht gestattet war, und das in dem Staat, der sich doch so ganz anders darstellte in bezug auf die Sittlichkeit. Aber unsere Verwunderung darüber verging bald, und wir hatten das "Vergnügen" solche Einrichtungen als zur Wehrmacht gehörig anzusehen, nicht nur in Frankreich, sondern überall da, wo es deutsche Soldaten gab, sogar später in Afrika! Diese Puffs waren entweder bestehende Einrichtungen, die dann der Wehrmacht zu "dienen" hatten, oder es wurden solche Etablissements neu eingerichtet, ausgestattet mit "Damen" aus den betreffenden Gebieten. Wie wir in Paris vernehmen konnten, wurde dieser perfekte Service sehr gut angenommen, wobei die "Verbotenen" mehr Zulauf gehabt haben sollen als die "Erlaubten.
Unser Aufenthalt in der Seine-Metropole betrug eine ganze Woche, eine für uns herrliche Woche. Die so naheliegende Metro-Station war der ideale Ausgangspunkt für alle unsere Exkursionen bei Tage und in der Nacht. Es gab nicht einmal einen Zapfenstreich, wir konnten ins Hotel kommen, wann wir wollten, nur musste gesichert sein, dass wir am Morgen zum jeweiligen Appell vollzählig antraten.
Danach kümmerten wir uns kurz um die Fahrzeuge und dann brachen alle auf zu neuen Erlebnissen in Paris. War da etwa irgendwo Krieg? Das kam uns überhaupt nicht mehr zu Bewusstsein, wir waren zwar Soldaten, aber von Krieg war bei uns keine Rede. Dazu trug auch das Verhalten der Bevölkerung bei, die uns, wie schon von mir vermerkt, durchweg nur freundlich entgegenkam. Es gab, damals 1940, keine Ressentiments gegen uns, keinen Widerstand, keine Gewalt. Nichts war von einer möglichen Feindschaft zu spüren. Es gab sogar viele Freundschaften, nicht zuletzt zwischen den deutschen Soldaten aller Ränge und der sehr entgegenkommenden französischen Weiblichkeit. Aber nicht nur das, wir wurden freundlich beachtet auf der Straße, in der Metro, in den Cafes und Restaurants, sowie in den vielen Vergnügungsstätten. Es schien so, als ob die Franzosen sich mit der Niederlage nicht nur abgefunden hatten, sondern auch froh darüber waren, dass der ohnehin ungeliebte Krieg für sie ein Ende hatte. Die Boches, die Erbfeinde der Franzosen waren zwar die Sieger, aber man lebte mit denen in einer Fraternisation, die als erträglich angesehen wurde, und man war bemüht, aus dieser Situation das Beste machen, und das auf beiden Seiten. Die gesamte Lage im besetzten Teil von Frankreich war zu der Zeit nicht von einer Feindschaft gegenüber den Deutschen geprägt, was ich selber auch vielfach noch erleben sollte. Es war keine Rede von bösen Nazis, auch nicht von schlimmen Soldaten, es herrschte in Paris ein gutes Klima, und wir, die deutschen Soldaten konnten uns völlig frei bewegen, am Tage und in der Nacht. Es gab keine Zwischenfälle, keiner tat dem anderen etwas. Und wie in besten Touristenzeiten blühte der altgewohnte Handel auf den Straßen und Plätzen mit allerhand, vor allem "unsittlichen" Dingen. Nun wurden den deutschen Landsern die bewussten Fotos angeboten und verkauft, die als so furchtbar lasterhaft und unmoralisch galten. Der Bedarf war sehr groß, die Händler konnten mit dem Umsatz sehr zufrieden sein. Ich aber kaufte mir damals Bilder von Paris, die auch noch erhalten sind und eine schöne Erinnerung sind an herrliche Tage und Nächte in dieser wunderbaren Stadt. Das sage ich ganz bewusst, weil ich keine Veranlassung habe, mich zu schämen, ich habe mich absolut wohl gefühlt, ich war und ich bin glücklich über diese Erlebnismöglichkeiten.
Ich habe keinen Grund, das anders zu sehen. Für mich waren die Tage ein wirkliches Erlebnis, trotz Krieg. Das anders zu sehen, wäre Heuchelei und die absolute Unwahrheit. Wir erlebten und sahen fast alles, was Paris an Sehenswürdigkeiten zu bieten hatte. Es ging zum Montmartre, zur Sacre Coeur, auf den Eiffelturm, an die Seine, in den Invalidendom an das Grab von Napoleon, auf die Champs Elysses, hin zum Triumphbogen und zu allen anderen Sehenswürdigkeiten, die in einem überreichen Maße in Paris vorhanden sind. Ein ganz besonderes Erlebnis war der Blick vom Eiffelturm auf das Panorama von Paris, das war wunderbar und ist mir unvergesslich geblieben. Ich bin froh darüber, dass ich diese Möglichkeiten damals habe erleben und genießen dürfen, und das als ein Jüngling, der im Jahre 1940, erst 19 Jahre alt wurde. Ich wiederhole, dass ich mich deswegen keineswegs schuldig fühle. Ich hatte und habe mir nichts vorzuwerfen, ich habe mich genauso anständig verhalten wie auch sonst. Es gibt keinen Grund, dass ich mich zu schämen hätte, ich war nur ein deutscher Soldat und das war ja nicht ehrenrührig, auch nicht, dass ich ein Kriegsfreiwilliger war. Natürlich gehörte ich zur der Armee der Knobelbecherträger, aber nicht in der Art, wie sie immer dargestellt worden ist. Ich war einer von den Millionen junger Männer, die sich nicht bewusst waren, möglichen Verbrechern zu dienen, das konnten wir nicht einmal ahnen.
Wir entsprachen nicht dem Bild der Hasspropaganda, und das war auch ein wesentlicher Grund dafür, dass uns damals, in Frankreich kein abgrundtiefer Hass entgegenschlug, dass wir als ganz normale Menschen angesehen wurden. Weil wir uns so benahmen, wurden wir auch von den Franzosen so gesehen. Sie erlebten Soldaten, die zwar Feinde gewesen waren, aber jetzt, als man sie direkt erleben konnte, nicht das waren, was man ihnen in der Propaganda (auch 1914) immer wieder vorgesetzt worden war. Aber auch in uns entstand ein ganz anderes Bild, das nicht mehr verschandelt war vom alten Erbfeind, der uns immer nur mit Krieg hatte überziehen wollen. Auch wir revidierten das uns anerzogene Feindbild, wir sahen die Franzosen nun mit ganz anderen Augen. Es gab damals eine Phase von Menschlichkeit auf beiden Seiten, auch wenn die "Grande Nation" über die Niederlage nicht gerade froh war, aber es entstand eine Bereitschaft, die alte ungute Feindsituation so zu revidieren, dass sie endgültig der Vergangenheit angehören sollte. Auch wenn das heute als etwas unverständlich klingt, weil immer wieder der spätere Partisanenkrieg als Ausdruck von Feindschaft auf beiden Seiten hingestellt wird, so war es doch so, dass es damals viele positive Anzeichen einer Völkerverständigung gab, sogar zu einer möglichen Einheit Europas.
Der General de Gaulle rief zwar aus dem englischen Exil zum weiteren Kampf gegen Deutschland auf, aber zu der Zeit hatte er keine große Anhängerschar zu verzeichnen, nicht im besetzten und nicht im unbesetzten Teil Frankreichs. Nur kam es dann leider dazu, dass aus einer beginnenden Freundschaft wieder eine schlimme Feindschaft wurde. Eine Folge der sehr ungeschickten Politik der Reichsregierung, des Größenwahns von Hitler samt seiner so unfähigen Gefolgsleute und dem großkotzigen "Herrn" von Ribbentrop, der als Aussenminister agierte. Die deutsche Maßlosigkeit machte alles zunichte, was sich irgendwo mal regte im Hinblick auf ein anderes Europa. Natürlich ist es als fraglich anzusehen, ob ein neues, ein anderes Europa, das unter der Herrschaft des NS-Regims gestanden hätte, überhaupt möglich gewesen wäre. Aber damals, da dachten viele, auch ich junger Spund, dass es jetzt zu einem neuen Europa kommen würde, wir glaubten an diese Möglichkeit und an das Bestehen unter deutscher Führung. Wir wussten nichts von dem, was in den Köpfen "unserer" Führer herumspukte, welchen abstrusen Gedankengängen, vor allem der Reichsführer der SS, der "Herr" Himmler anhing. Wobei allerdings der Germanenwahn nicht nur bei ihm verbreitet war, dieser Ideologie hingen viele Europäer in anderen Ländern an, auch in Frankreich. Das alles war aber 1940 noch nicht so, dass es Hass gegeben hätte, noch gab es eine ausgesprochen menschliche Situation, hüben wie drüben. Und weil dem so war, fühlten wir uns auch wohl in dem Land, das für uns kein Feindesland mehr war, wir hatten mit den Franzosen unseren Frieden gemacht, für uns waren das keine Feinde mehr.
Nur wenige Monate nach dem Waffenstillstand war das alles möglich, und das ohne Ressentiments seitens der Menschen in Paris. Unser einwöchiger Aufenthalt in Paris war voller Erlebnisse, die durch nichts getrübt wurden. Es gab keine Probleme, auch wenn es sicher schon etwas seltsam erschien, dass nun deutsche Soldaten in den Cafes und Restaurants saßen, aber auch in diesem Spätsommer gemeinsam mit Franzosen draußen vor den Lokalen, an den gleichen Tischen. Sie wurden bedient, wie jeder andere Gast, gleich ob sie alleine waren, oder in Gesellschaft einer netten Mademoiselle. Es gab keine abfälligen Äußerungen, keine Distanzierungen, sondern weitaus eher Versuche, auch seitens der Franzosen, miteinander in ein Gespräch zu kommen. Das Klima der Verständigung war vorhanden und es dachte keiner mehr daran, dass es noch einmal Krieg geben könne, in dem sich diese Menschen wieder erneut als Feinde gegenüberstehen würden.