> Werner Mork: Kriegsbegeisterung in Deutschland 1940

Werner Mork: Kriegsbegeisterung in Deutschland 1940

Dieser Eintrag stammt von Werner Mork (*1921) aus Kronach, Juli 2004:

Der Westfeldzug, wie es so verniedlichend hieß, versetzte das deutsche Volk in einen unerhörten Siegestaumel. Vor allem bei den alten Weltkriegssoldaten herrschte grenzenlose Begeisterung über die großartigen und einmaligen Erfolge unserer Wehrmacht, die den Westen förmlich überrollte und auf den alten Schlachtfeldern des 1. Weltkrieges siegreich vorstieß bis an die Atlantikküste. Am 10. Mai 1940 hatte dieser "Feldzug" seinen Anfang genommen, dabei Holland und Belgien überrannt, trotz der Neutralität dieser Länder, und dann die Franzosen und die Engländer gejagt wie die Hasen, so sagten es die Alten. Unsere Panzer, unsere Flugzeuge, unsere Infanterie, die ganze stolze Wehrmacht errang einen Sieg, wie es ihn noch nie gegeben hatte. In ganz kurzer Zeit wurde Frankreich überrollt, die Engländer über Dünkirchen zurückgejagt nach England, und jetzt gab es als alleinige Macht auf dem Festland nur noch die deutsche Wehrmacht!

Wir hatten auf dem Festland keine bösen Feinde mehr, die würde es auch nie wieder geben! Die würden uns endlich und für alle Zeiten in Ruhe lassen. Wir wollten nach dem Krieg leben in einer gesicherten Zukunft, in der es uns allen nur noch gut gehen würde. Das alles verdankten wir dem Führer, der sich als ein großartiger Feldherr bewiesen hatte. Ein Führer, der sicher und zuverlässig sein Volk führte, der Deutschland zur stärksten Macht hatte werden lassen. Am 25. Juni 1940 tritt der Waffenstillstandsvertrag mit Frankreich in Kraft, der Krieg im Westen ist beendet. Der größte Sieg aller Zeiten war errungen, uns könnte nun kaum noch etwas geschehen, auch wenn es doch verstärkte Luftangriffe der Engländer gab, wie auch auf Bremen und Hamburg. Aber sicher würde das bald ein Ende haben, wenn die deutsche Luftwaffe, nach dem Frankreich-Feldzug, sich voll und ganz auf England konzentrieren und entsprechende Luftangriffe fliegen würde. Wir hatten jetzt nur noch einen Feind, das war England mit dem "Whisky-Trinker Churchill" an der Spitze. Es ergab sich die Frage, ob England überhaupt noch den Krieg gegen uns weiterführen wolle, denn das war doch eigentlich völliger Unsinn. Diese Insel hatte doch gar keine Chancen mehr, die war völlig isoliert und doch ziemlich offen für einen deutschen Angriff, wenn sie nicht vorher einen Waffenstillstand mit uns vereinbaren würden. Und das trotz der Hasstiraden von Churchill, der es nicht lassen konnte, seinen Hass gegen Deutschland und seinen Führer zu versprühen.

Nach Polen war auch Frankreich besiegt, und damit doch auch England. Es würde keinen Sinn mehr machen, jetzt noch weiter zu kämpfen. Ein ehrenvoller Waffenstillstand und dazu ein ehrenvoller Friedensvertrag, müsste im Interesse Englands sein, so meinten wir, die deutschen Volksgenossen aller Klassen und Stufen des siegreichen und glorreichen Deutschen Reiches. In dieser Meinung fühlten wir uns nicht als widerliche, typische Nazis, wie es später einmal heißen sollte. Wir fühlten uns nur als deutsche Patrioten, als deutsche Menschen in einem Volk, das nun endlich den ihm doch zustehenden Platz an der Sonne erreicht hatte. Ein Volk, das sich seinen Raum unter Opfern erobert und geschaffen hatte. Ein Lebensraum, in dem alle Deutschen in Wohlstand, Ruhe, Geborgenheit und Frieden leben sollten. Das erschien uns als ein Recht, welches uns als großer Nation zustand, dem endlich erreichten Großdeutschland. Ein Reich, für das so viele gute deutsche Menschen gekämpft, gelitten und auch hatten sterben müssen. Wer wollte uns unsere nationalen Gefühle verdenken? Wer wollte uns deswegen als Welteroberer ansehen, als ein womöglich beutegieriges Volk? Wir wollten doch nur in Ruhe und Frieden in den Grenzen leben, die uns zustanden.

So war sie, die Meinung des Volkes und das war keine vom Nazismus geprägte Meinung. Sie hatte ihren Ursprung in den Ideen und Gedanken, die das deutsche Volk schon bewegt hatten, als es noch gar keine Nazis gab. Nur waren jetzt, im Nationalsozialismus diese Ideen und nationalen Wünsche in die Tat umgesetzt und endlich Realität geworden. Das empfanden die Deutschen nicht als ein Verbrechen, als schlimme Gewalttat, das war für uns in Deutschland doch nur ein Anpassen an das, was die anderen großen Nationen doch schon seit langer Zeit zum Wohle ihrer Völker getan hatten. Wir wollten keine Stiefkinder der Mutter Europa mehr sein, wir wollten endlich eine gleichberechtigte Nation und als der Mittelpunkt von Europa auch die stärkste Nation sein. Das stand uns zu, und das hatten wir nun erreicht unter der Führung von Adolf Hitler und seiner Partei. Wir, die Deutschen waren dem Führer dankbar für das, was er für Deutschland inzwischen getan hatte und wir konnten in dem Krieg keine deutsche Untat sehen, denn der war uns doch aufgezwungen worden! Der Krieg war uns doch von den Briten und den Franzosen am 3.9.39 erklärt worden, und das nur, weil wir das polnische Problem nur noch mit Waffengewalt klären konnten; ein Problem, das doch die Polen uns aufgezwungen hatten, und das nicht mehr anders zu lösen war. Die Franzosen und die Briten hatten sich reingemischt, nur weil sie glaubten die Partei von Polen ergreifen zu müssen, was aus unserer Sicht nicht richtig war! Wir hatten das tun müssen, was eine jede Nation tut, wenn sie von einem anderen Staat so infam gedemütigt wird.

So war sie, die Wirklichkeit in der damaligen Zeit, wie sie sich in Deutschland abspielte. Der Zeit, der jetzt so großartigen Erfolge an allen Fronten des Krieges. Und der größte Erfolg war der Sieg im Westen. Da hatten wir die Feinde geschlagen, die in dem furchtbaren Krieg von 194 - 1918 gegen uns gekämpft hatten. Feinde, die unverdientermaßen als Sieger die blutgetränkten Schlachtfelder verließen, weil die deutsche Heimat den bis dahin unbesiegten deutschen Soldaten in den Rücken gefallen war, weil rote Revolutionäre diese Soldaten verraten hatten. Nun waren wir die Sieger, und das in einem kurzen, nur wenige Opfer fordernden Krieg. Unsere Väter waren gerächt, diese Feinde waren besiegt und Deutschland war nun die zentrale Macht in Europa, die zukünftig über Krieg und Frieden in Europa zu entscheiden haben würde, ohne die auf dem Kontinent nichts mehr geschehen könne und die damit auch der eigentliche Garant für einen dauerhaften Frieden sein wird, und das auch trotz einer weiterhin bestehenden Gegnerschaft der Engländer. Auf Deutschland hatte nun die übrige Welt zu hören, auch wenn sie uns nicht "gehörte!"

lo