> Werner Viehs: Olympische Spiele in Berlin 1936

Werner Viehs: Olympische Spiele in Berlin 1936

Dieser Eintrag von Werner Viehs (*1924) aus Bad Homburg (werner@viehs.de) von März 2011 stammt aus dem: Biografie-Wettbewerb Was für ein Leben! Der Text ist ein Auszug aus dem Buch: "Mein Jahrhundert"

Als 12-jähriger Junge erlebte ich 1936 die Olympischen Spiele in Berlin. Das Reichssportfeld war fertig gestellt. "Unter den Linden" war alles auf Hochglanz gebracht. Die Dürener Metallwerke, in denen mein Vater arbeitete, fertigten die Aluminium-Profil-Maste für die Fahnen. Es war ein Pressprofil mit verjüngendem Querschnitt. So etwas war technisch eine Meisterleistung. Diese Technologie war in der Flugzeug-Fertigung anwendbar bei verjüngenden, festigkeitsmäßig optimal dimensionierten, gewichtsarmen Tragholmen und Quer-Verspannungen. Wir demonstrierten unsere Überlegenheit und unser Können. An diesen Fahnen-Masten hingen abwechselnd Fahnen mit Hakenkreuz und Städtewappen. Unter den Linden haben wir natürlich die Dürener Fahne fotografiert. Der Mariaweiler Opa ist darauf abgebildet.

An mindestens 15 Stellen in Berlin waren Fernseh-Stuben eingerichtet. Anfänglich wurden Probesendungen und später regelmäßig Sportsendungen aus dem Olympia-Stadion übertragen. Ich war oft in so einer Fernseh-Stube auf der Berliner-Straße am Zink-Walzwerk. Von den ausländischen Olympia-Gästen ließen wir uns Autogramme geben. Besonders begehrt waren chinesische, japanische und arabische Namenszüge.

Dass es unseren Menschen und vor allem dem Arbeiter nicht schlecht ging, konnten alle sehen, die uns zur Olympiade besuchten. Hitler eröffnete die friedlichen Wettkämpfe. "Der konnte doch nicht so schlimm sein, wie das Ausland meinte." Überall war geflaggt. Die Nazis wurden im Ausland aufgewertet. Alles das hört sich nach gekonnter Wirtschafts-Planung und entsprechender Politik an.

Natürlich war ich auch zu Wettkampf-Veranstaltungen im Stadion. Es war nicht leicht, um an entsprechende Karten zu kommen. Vater hatte sie im Betrieb über die NS-Arbeitsfront erhalten. Die Eltern erhielten auch dort ihre Theaterkarten. Ich erinnere mich, wenn sie oft vom Admirals-Palast, Wintergarten, Hasenheide, Sport-Palast, Deutschlandhalle, und anderen Veranstaltungsorten sprachen. Zu dieser Zeit wurden auch die KdF-Schiffe 'Wilhelm Gustloff' und nachfolgend 'Robert Ley' fertig gestellt. Die ganze Welt sollte sehen, was man in Deutschland für den Arbeiter tat. In Wirklichkeit sollten es in einem späteren Krieg Truppen-Transporter oder Lazarett-Schiffe sein. Ich habe später auf beiden Schiffen meine U.Boots-Ausbildung in Gotenhafen (Gdingen) und Pillau erhalten.

Ich ging Sonntags für 25 Pfennig in die Jugendvorstellung des Eichborn-Kinos. Wenn die 'Schlacht am blauen Berge' lief, brachen wir bald die 'Flohkiste' ab. Nur in besonderen Fällen gingen wir in das vornehmere Ala- oder Alhambra- Kino. Das kostete 5 Pfennig mehr. Ansonsten spielten wir mit Bleisoldaten im Buddelkasten oder lagen mit der Reinickendorfer Hechelstraße im Banden-Krieg. Oft habe ich Mussolini und seinen Außenminister Graf Chiano in Berlin gesehen.

lo