Mit einer Gruppe Schulkinder begibt sich der Schriftsteller Heinz Kahlau 1986 auf die Suche nach dem Milieu von Heinrich Zille. Seine Zeichnungen dienen als Quelle, um in der Auguststraße Spuren des proletarischen Berlins der 1920er Jahre aufzudecken. Ernst Cantzlers Dokumentarfilm In Zilles Scheunenviertel erlebt hält die Begegnung der Schüler mit Menschen fest, die sich noch an den Zeichner erinnern und vom Leben in den unhygienischen Kellerwohnungen berichten.
Der 1986 für die Auslandspropaganda der DDR hergestellte Film Kollwitz-Platz Berlin schlägt einen Bogen vom sozialen Engagement Käthe Kollwitz‘ in die sozialistische Gegenwart. Horst Sturm, der „Fotograf vom Kollwitzplatz“, erzählt von der Umgestaltung des alten Arbeiterviertels. In den rekonstruierten und modernisierten Altbauten sind nun Hausgemeinschaften entstanden; zahlreiche kleine Läden beleben den Kiez.
In Feuerland (1987) porträtiert Volker Koepp eine populäre Kneipe an der Ecke Tieckstraße und Borsigstraße. Im Borsig-Eck trinken Arbeiter und Punks Bier für 51 Pfennige. Stammgast „Kutte“ spielt Schach, im Hinterzimmer feiert eine Hochzeitsgesellschaft. Draußen ziehen Fußballfans ins „Stadion der Weltjugend“, im „Ballhaus Berlin“ steppt der Bär. Im Borsig-Eck ist noch lange nicht Zapfenstreich. (jg)
Jeanpaul Goergen ist Kurator der Reihe, Autor und Filmhistoriker. 2023 wurde er unter anderem für seine Berlin-Programme mit dem Ehrenpreis des Kinematheksverbundes für die Verdienste um die Filmkultur und das Filmerbe ausgezeichnet.
In Zilles Scheunenviertel erlebt
R: Ernst Cantzler, B: Heinz Kahlau, M: Reinhard Lakomy, 30‘
Kollwitz-Platz Berlin
R: Inge Dochow, Georg Kuban, Gerhard Münch, Peter Petersen, 18‘
Feuerland
R/B: Volker Koepp, K: Thomas Plenert, 29‘