Ein wichtiges Thema im Ost-Berlin der 1980er Jahre war der Wohnungsbau. Erinnerungen an Häuser (1980) stellt Neumieter der Großsiedlung an der Paul-Junius-Straße in Berlin-Lichtenberg vor: einen Bäcker im Schichtdienst, einen Amateurfunker, Rentner. Die Kinder und Jugendlichen treffen sich in der Jugenddisco, beim Fußballspielen oder beim Abhängen an einem Teich. Mit „poetischer Sachlichkeit“ betrachte der Film die Bewohner und ihr neues Viertel, so Henryk Goldberg am 21. Juli 1981 in der Tageszeitung Neues Deutschland.
Markante Gebäude sind nicht nur Orientierungspunkte, sondern oft auch identitätsstiftend, weshalb die Sprengung der Gasometer in Prenzlauer Berg trotz Bürgerprotesten 1984 auch als Angriff auf die alternative Szene des Viertels empfunden wurde. Der Kurzfilm Sprengung entstand als Teil dieser Subkultur. Die DDR-Propaganda feierte dagegen in Neue Adresse: Thälmannpark (1987) den neu entstandenen Ernst-Thälmann-Park mit Wohnhäusern, Grün- und Sportanlagen.
Über innenstädtisches Bauen informiert auch Die Frankfurter Allee (1987). Neubauten schließen Baulücken, Altbauten werden modernisiert und instandgesetzt, neue Läden und Gaststätten eröffnet. 1988 filmt Jens Becker in Wessen Straße ist die Straße das Treiben in der Husemannstraße in Prenzlauer Berg, die den Touristen als Beispiel für die gelungene Rekonstruktion eines ganzen Straßenzuges präsentiert wird. (jg)
Jeanpaul Goergen ist Kurator der Reihe, Autor und Filmhistoriker. 2023 wurde er unter anderem für seine Berlin-Programme mit dem Ehrenpreis des Kinematheksverbundes für die Verdienste um die Filmkultur und das Filmerbe ausgezeichnet.
Erinnerungen an Häuser
B/R: Eduard Schreiber, K: Thomas Plenert, 30‘
Sprengung
R: Holger Vollbrecht, 3‘
Neue Adresse: Thälmannpark
R: Alfons Machalz, K: Manfred Gronau, Gerhard Münch, 22‘
Die Frankfurter Allee. Ein Filmbericht über innerstädtisches Bauen
R/B: Günter Seigewasser, K: Steffen Sebastian, 14‘
Wessen Straße ist die Straße
R: Jens Becker, B: Ulrike Gentz, K: Aicke Fricke, 15‘