Einleitung

 

Als vor sechzig Jahren die sowjetische Besatzungsmacht die Zufahrtswege durch ihre Zone nach West-Berlin sperrte, war dies ein für alle Welt sichtbarer Ausdruck vom Ende der alliierten Zusammenarbeit im Nachkriegsdeutschland. Zu unüberbrückbar waren die Konflikte seit 1945 geworden. Die Konkurrenz der Systeme zwischen Ost und West verhinderte die Entwicklung einer gemeinsamen Strategie für den Aufbau einer demokratischen Gesellschaft in Deutschland.

 

In den ersten fünf Nachkriegsjahren standen Europa, Deutschland und insbesondere Berlin im Blickpunkt der Weltpolitik. Der Versuch der Sowjetunion, durch die Blockade der Westsektoren den Abzug der Westalliierten aus Berlin zu erzwingen, scheiterte. Die Luftbrücke wurde zur eindrucksvollen Willensbekundung der Amerikaner, Briten und Franzosen West-Berlin nicht preiszugeben.

 

Die Ausstellung und der Katalog möchten an die Blockade Berlins und an den Fotografen Henry Ries erinnern, der als Jude 1938 Deutschland verlassen musste und nach Amerika ging. 1945 bis 1951 arbeitete er als Fotojournalist in Europa, vor allem in seiner Geburtsstadt Berlin. 2007 übernahm das Deutsche Historische Museum seinen Nachlass.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Berlin 1946

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Währungsreform 1948

 

Die drei westlichen Siegermächte verständigten sich 1948 auf die Einbeziehung der deutschen Westzonen in das europäische Wiederaufbauprogramm des Marshall-Plans. Die sowjetische Besatzungsmacht begriff dies als Affront und verweigerte ihrer Zone die Teilnahme am Marshall-Plan. Am 18. Juni 1948 gaben die Westmächte die Durchführung der Währungsreform in den Westzonen und West-Berlin bekannt.

 

Zunächst konnte ein so genanntes Kopfgeld von 40 D-Mark gegen alte Reichsmark zum Kurs 1:1 umgetauscht werden. Löhne, Gehälter und Mieten wurden im Verhältnis 1:1, Sparguthaben im Verhältnis 10:1 umgewertet. Mit der Währungsreform entfiel die Preisbindung aus den Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren weitgehend. Schon am nächsten Tag waren die Läden mit Waren gefüllt. Damit verbunden war jedoch auch eine teils rapide Preiserhöhung und ein sprunghafter Anstieg der Arbeitslosigkeit.

 

Am 23. Juni 1948 reagierte die sowjetische Besatzungsmacht mit einer eigenen Währungsreform.Die Bürger der Sowjetzone erhielten 70 Mark sofort ausbezahlt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Schwarzmarkt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Trümmerlandschaft

 

Die durch den Krieg zerstörten deutschen Städte erschütterten in den ersten Nachkriegsjahren viele namhafte Fotografen. Die »Deutsche Trümmerfotografie« entwickelte sich zum Genre. Trümmerfotos sind meist menschenleer und wirken apokalyptisch. Der Blick richtet sich auf die Folgen der Zerstörungskraft und verweist damit auf die Schrecken des Krieges. Die Aufnahmen thematisieren das Leid der Zivilbevölkerung und den Verlust des kulturellen Erbes. Die Fotografien der Stadtlandschaften aus Schutt und Ruinen tragen wortlos ihre Klagen über Verlust und Zerstörung vor. Selten stellen sie sich der Fragen nach den Ursachen dafür,  die mit den deutschen Kriegshandlungen 1939 in Europa ihren Anfang nahmen.

 

Henry Ries beschreibt wiederholt seine Bestürzung angesichts der Zerstörungen in Berlin und in anderen deutschen Städten. Neben seinen fotografischen »Stilleben« menschenleerer Trümmerfelder wählte er jedoch immer wieder Motive mit Menschen, die ihr Überleben zwischen den Ruinen organisieren. Seine Straßenszenen zeigen das Weiterleben zwischen Trümmern, spielende Kinder, ein Straßencafé in der Sonne, Dreharbeiten vor Ruinen, ein Karussell vor dem Berliner Schloss. In seinen Porträtserien von Markthändlern am Wittenbergplatz und Reisenden am Anhalter Bahnhof gibt er den Deutschen individuelle Gesichter.