Boheme & Diktatur

theater Zinnober, Ost-Berlin, 1979 bis 1989

Das theater Zinnober war die erste und wichtigste freie Theatergruppe der DDR. Sie wurde im Kern gebildet von Puppenspiel-Absolventen, die sich auf Grund ihrer Berufszulassung einzeln dem Engagement an institutionellen Theatern entziehen konnten und später ihre selbstgewählte Autonomie als Gruppe verteidigten. Mit “normalen” Puppenspielen verdiente sich die Gruppe bei zahlreichen Gastspielen in Klubs, Kirchen und Theatern den Lebensunterhalt, mit dem Schauspiel “Traumhaft” gelang ihr 1985 die radikale Diagnose einer “hineingeborenen” DDR-Generation. Da freie Theatergruppen in der DDR nicht offiziell sanktioniert wurden, kam es mitunter zu Spielverboten. Später setzten sich prominente DDR-Künstler für die Gruppe ein, die in den letzten Jahre auch im westlichen Ausland gastieren konnte. Bevor sich die Gruppe durch den Weggang einiger Protagonisten in die BRD zerstreute, entstanden weitere bemerkenswerte Inszenierungen. Der von ihr geschickt legitimierte Probenraum am Kollwitzplatz war in den 80er Jahren ein wesentlicher Kommunikationsort der Alternativkultur.

 

 

 

 

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