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Mail Art-Gruppe, Dresden, Ende der 70er Jahre bis 1984
In Dresden widmete sich ab Ende der 70er Jahre ein Freundeskreis verstärkt der Mail Art (Postkunst). Die bereits in den 60er Jahren in Amerika entstandene Kunstform bot für Birger Jesch, Jürgen Gottschalk, Steffen Giersch und Joachim Stange die Möglichkeit, die engen Grenzen des Staates zumindest auf dem Postweg zu überschreiten. Die Gegebenheiten waren zumindest vom finanziellen Einsatz günstig - in der DDR kostete das Briefporto nur 20 Pfennig, beim Versand ins “nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet” erhöhte sich der Preis geringfügig auf 35 Pfennige. Auch die Zoll- und Postkontrolle ließ anfangs vieles passieren, was später, nachdem die Staatssicherheit den ostdeutschen Mail Art-Boom zu einem operativen Schwerpunkt erklärte, nicht immer gelang. Ab 1980 schrieben die Dresdner Mail Art-Künstler auch internationale Projekte aus, an denen sich weltweit viele Künstler beteiligten. Die Ausstellungen der Mail Art-Karten fanden zumeist in Kirchen statt. Im Februar 1984 griff die Staatsmacht hart durch - der Drucker Jürgen Gottschalk wurde verhaftet und wegen “ungesetzlicher Verbindungsaufnahme in Tateinheit mit öffentlicher Herabwürdigung der DDR” zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zwei Monaten verurteilt.
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