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Obwohl seit der Steinzeit Bergbau praktiziert
wurde, fand diese Bildwelt erst nach 1400 Eingang in die Tafelmalerei.
Ein bevorzugter Ort dafür waren die Hauptaltäre
in den Kirchen, die den Bergbauheiligen geweiht waren. Das
Ziel war nicht die Wiedergabe identifizierbarer Orte, sondern
die Darstellung eines stolzen Berufsstandes im Bildgrund hinter
der dominierenden christlichen Symbolik.
Um 1550 wurde das Bergwerk zum Thema profaner
Malerei. Zuerst in flämischen Gemälden diente das
Bergwesen als Gegensatz zur "natürlicheren"
Agrarlandschaft.
Montananlagen wurden zudem in Allegorien integriert.
Diese sinnbildlich verschlüsselten Darstellungsformen
eroberten sich nach 1500 einen wichtigen Platz in der Kunst.
Bergwerke wurden dabei oft mit Öfen und Schmieden kombiniert,
um die Umwandlung des Erzes durch Feuer ins Bild zu setzen.
Dafür bedienten sich die Künstler seit der Renaissance
häufig der Symbolgestalt des göttlichen Schmiedes
Vulkan.
Im 17. Jahrhundert setzten Rationalismus
und Empirismus eine Erfassung aller Wissens- und Erkenntnisstände
in Gang. Dies hatte Folgen für die Kunst: Die technischen
Einrichtungen von Textilmanufakturen, Kanonengießereien
und anderen Branchen wurden zu einem neuen attraktiven Bildgegenstand
der Malerei.
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"Demnach ich vielmals
bey mir selber
die wunderliche Ordnung der Natur betrachtet/
und klärlich gesehen/
daß kein Ding unvollkommen/
sondern alle / (ein jedes nach seinem Geschlecht)
auffs vollkömlichste geschaffen seye/
zu dem Ende/
dem Menschen Bequemlichkeit
und Nutzen zu bringen:
Welcher weil er ein Geschöpffe und Ebenbildt Gottes/
und also zusagen/ein Bruder der Natur/
und Vatter der Kunst ist/
hat es mich bewegt zu glauben/
daß er gantz und gar nicht schuldig seye/
der Natur nachzufolgen/
und mit der Kunst alle seine Wercke gut zumachen/
zuforderts Gott dem Herrn zu Ehren/
und darnach dem Nechsten zu nutzen.
Dann weil er uber alle irrdische Dinge herrschet /
so soll er dieselben an Vollkommenheit
umb so viel da mehre ubertreffen ...."
(Buonaiuto Lorini, Fünff Bücher
Von Vestung Bauwesen, 1607)
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Marten
van Valckenborch (Löwen 1534/35 - 1612 Frankfurt)
Phantastische Flusslandschaft mit
Eisenhütten, 1609
Öl auf Leinwand, 96 x
167
München, Bernheimer Fine Old Masters
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Das
Gemälde kann exemplarisch für eine kleine Gruppe von
Werken der Brüder Marten und Lucas van Valkenborch mit
frühindustriellen Anlagen stehen, die eine Invention des
Herri met de Bles fortführen und ihre Schöpfer zugleich
auf der Höhe der zeitgenössischen Entwicklungen in
der Landschaftsmalerei zeigen.
Vor dem Betrachter entfaltet sich ein durchkomponiertes Panorama,
das von einem erhöhten Augenpunkt aus wahrgenommen wird.
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Über den Kunstgriff der Gabelperspektive
sind drei grundverschiedene Landschaftsräume voller Figurenszenen
miteinander verschränkt. Im Mittelgrund öffnet sich
v-förmig ein bergiges Flusstal mit entfernter Stadt.
Davor gabelt sich ein Weg in die rechte Bildhälfte, der
in eine Waldlandschaft mit Dorf und mähenden Bauern führt.
Dunkle Waldlandschaften hatten erst um 1600 als eigenständige
Thematik Eingang in die nordalpine Landschaftsmalerei gefunden,
sodass Marten hier eine aktuelle Motivik in seine Überschaulandschaft
integrierte. Den ungewöhnlichen Charakter der Darstellung
erhöht die Gegenüberstellung der Ackerregion im
Walde mit einer felsigen Montanindustrielandschaft auf der
linken Bildhälfte. Alle Stadien der Metallverarbeitung
sind hier präsent: die Erzgewinnung und -förderung
über Schachtanlagen, der mühselige Transport des
Rohmaterials mit Schubkarren und Trägern, die Verhüttung
im gemauerten Schmelzofen bis hin zur Verarbeitung des Erzes
in einem großen Schmiedebau, dessen Hammerwerke ebenso
wie der Blasebalg des Hochofens durch Wasserräder angetrieben
werden. Das starke Interesse des Künstlers für die
technischen Details weist auf eine Loslösung auch der
Bergbau- oder Industrielandschaft als eigene Untergattung
der Landschaftsmalerei voraus, die sich, im Unterschied zur
Waldlandschaft, freilich zu Lebzeiten der Brüder van
Valckenborch noch nicht durchsetzen konnte. HJC
Ausst.
Kat. Manchester 1965, Nr. 231; Wied 1990, S. 275, Nr. 42;
Devisscher 1992; H. Holländer 2000b, S. 652-654.
Bibliographie
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Johann Georg
Krünitz (Berlin 1728 - 1796 Berlin)
Ökonomisch-technische Enzyklopädie
oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- u. Landwirthschaft,
in alphabetischer Ordnung, 1773-1858
242 Bände, Verlag: Joachim
Pauli, Berlin
Berlin, Deutsches Historisches Museum, Inv. R 57/2077 |
Die
zwischen 1773 und 1858 erschienenen 242 Bände der Ökonomisch-technischen
Enzyklopädie bilden das bis heute umfangreichste Reallexikon
in deutscher Sprache. Das vom Gedankengut der Aufklärung
inspirierte Werk wurde von dem Mediziner Krünitz begründet,
der die ersten 72 Bände mit je über 600 Seiten allein
erstellte. Für seine Artikel verarbeitete er gedruckte
Informationen aus dem In- und Ausland zu einem weiten Themenbereich,
der die Herstellung und den Gebrauch aller menschlichen Erzeugnisse
umfasste. Seine Enzyklopädie ist kein wissenschaftliches
Universallexikon mehr, aber auch noch kein Fachlexikon für
eine einzelne wissenschaftliche Disziplin. Ihre Attraktivität
als Nachschlagewerk beruhte wesentlich auf dem umfangreichen
Bildprogramm: Allein die bis zum Tod von Krünitz erschienenen
Bände enthalten 4 311 Kupferstiche. Bei den Illustrationen
legte der Autor Wert auf Praxisbezug: Geräte und Maschinen
werden einzeln vorgestellt und nur selten im Zusammenhang mit
Arbeitern und Werkstätten präsentiert.
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Im Entstehungszeitraum der Enzyklopädie
entwickelte sich Preußen vom Agrar- zum Industriestaat.
Als Krünitz seinen Artikel Feuer-Maschine konzipierte,
war ihm noch nicht bewusst, welche Bedeutung dieser Energieumwandler
schon bald gewinnen würde. Der beigegebene Kupferstich
zeigt eine Newcomen-Dampfmaschine, wie sie Joseph Emanuel
Fischer von Erlach 1722 im Garten des Fürsten von Schwarzenberg
in Wien aufstellte, "um das herunterfallende Wasser für
die Fontänen wieder in den Sammelkasten hinauf zu treiben,
und durch eine beständige Circulation wiederum durch
die Fontänen springend zu machen" (S. 243). Während
Krünitz der Feuer-Maschine acht Seiten einräumte,
widmete er dem Fisch-Fang 161 Seiten. AS
Troitzsch
1990, S. 1-14; Fröhner 1994, S. 135-138.
Bibliographie
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DIE ZWEITE SCHÖPFUNG-
Bilder der industriellen Welt vom
18. Jahrhundert bis in die Gegenwart
Eine
Ausstellung des
Deutschen Historischen Museums
31. Juli bis 21 Oktober 2002
im Martin-Gropius-Bau
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Martin-Gropius-Bau
Niederkirchnerstraße 7
10963 Berlin
Tel.: 030/ 25486-0
Stadtplan-Link
(www.berlin.de)
Öffnungszeiten
täglich außer dienstags 10 bis 20 Uhr
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Verkehrsverbindungen
S- und U-Bahn Potsdamer Platz und Anhalter Bahnhof
Bus 200, 248, 348 Haltestelle Potsdamer Platz
Bus 129 Haltestelle Anhalter Bahnhof
Eintritt
6 ,- € incl. Audioführung, ermäßigt:
4,-€
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