I. Der Aufstieg
1.02 Vom Kriegshelden zu Washingtons
begehrtestem Junggesellen
"Er streift durch die Dünen
am weiten Strand
Und träumt von der Zukunft und seinem Land (
)
Die Vergangenheit fordert und ruft ihn zur Tat.
Er weiß, er muss folgen, so schwer er's auch hat.
Er soll dienen und führen in kommender Zeit.
Das ist seine Pflicht, und er ist bereit."
Gedicht "Jack Kennedy hat einen Traum" von
Jackie Kennedy, Oktober 1953
Nachdem ihn der Kriegseinsatz zum
"Helden" gemacht hatte, entschied sich John
F. Kennedy 1946 für die Politik. Der begnadete
Wahlkämpfer konnte auf eine hoch professionelle
Wahlkampforganisation bauen sowie auf die Mitarbeit
vieler Familienmitglieder und das Geld seines Vaters.
Im Jahre 1958 galt er als einer der Hoffnungsträger
der Demokratischen Partei. Fünf Jahre zuvor hatte
er Jacqueline Bouvier geheiratet. Seine Frau Jackie
war ein wichtiger Faktor für seinen politischen
Erfolg.
John F. Kennedys europäisches Tagebuch,
1945
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Als Korrespondent für
die Chicagoer Zeitung "Herald-American"
kam John F. Kennedy im Sommer 1945 nach Europa,
um über die Nachkriegsentwicklungen zu berichten.
Während dieser Wochen hielt er seine Eindrücke
und Erlebnisse in dem ausgestellten Tagebuch fest.
Für vier Tage reiste er nach Deutschland
und besuchte Berlin und Bremen. Anlässlich
der Potsdamer Konferenz der vier Siegermächte
des Zweiten Weltkriegs, Sowjetunion, USA, Großbritannien
und Frankreich, hielt er sich am 29. Juli auch
in Potsdam auf.
Hören Sie nun einen Auszug
aus John F. Kennedys Berliner Tagebuch:
"Die Verwüstung
ist vollständig. Unter den Linden und die
Straßen sind relativ frei, aber es gibt
nicht ein einziges Gebäude, das nicht ausgebrannt
ist. In manchen Straßen ist der Gestank
- süß und eklig von den toten Körpern
- unerträglich.
Die Menschen haben alle völlig farblose Gesichter
- ein Hauch von Gelb mit blassen gegerbten Lippen.
Sie alle tragen Bündel. Niemand scheint zu
wissen, wohin sie gehen. Ich frage mich, ob sie
es selbst wissen."
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Modell PT 109, 1999, Revell
Das Boot wurde im August
1943 von einem japanischen Zerstörer gerammt
und versenkt. Die aufopferungsvolle Rettung seiner
Crew-Mitglieder machte Jack zum "Kriegshelden".
Kokosnuss mit eingeritzter Botschaft, 1943
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Trotz seiner Krankheiten wollte John F. Kennedy
im Krieg seinen Dienst für das Vaterland
leisten. Nur durch Beziehungen wurde er beim Office
of Naval Intelligence in Washington eingesetzt.
Er wollte sich jedoch unbedingt auf einem Kriegsschauplatz
bewähren und bewarb sich erfolgreich um die
Ausbildung zum Führer eines Patrouillen-Torpedobootes,
einen Bootstyp, den Sie als Modellbausatz in der
Vitrine sehen.
In der Nacht vom 1. auf den 2. August 1943 wurde
das Boot von einem japanischen Zerstörer
gerammt und in zwei Teile zerschnitten. Die überlebenden
Mitglieder der Crew retteten sich schwimmend auf
eine nahegelegene Insel - Kennedy mit einem Verletzten,
den er mittels eines Seils an den Strand zog.
Eingeborene fanden die Überlebenden nach
einer Woche. Ihnen gab Kennedy, der Kommandant,
eine Kokosnuss mit einer Botschaft mit. Diese
Kokosnuss hatte später einen Ehrenplatz auf
seinem Schreibtisch im Weißen Haus.
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Die Crew der "PT 109", Sommer 1943
Lieutenant Kennedy (rechts, stehend) und seine
Mannschaft an Bord des Patrouillentorpedobootes
PT 109. Die Männer waren auf der zu den Salomonen
gehörenden Insel Rendova im Pazifik stationiert.
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Die Zeitschrift "New Yorker Times" berichtete
auf der ersten Seite von der Rettung der Crew
durch den Sohn des Botschafters. Die unter dem
Titel "Survival" ("Überleben")
erschienene Heldengeschichte wurde von Reader's
Digest übernommen und erlangte so eine nationale
Verbreitung. John F. Kennedy erhielt die Navy
and Marine Corps Medal für seine fast selbstmörderischen
Versuche, seine Männer lebend nach Hause
zu bringen. Nach weiteren Einsätzen auf einem
anderen Boot zwangen ihn unerträgliche Schmerzen
zum Ausscheiden aus dem Dienst.
Johns Bruder Joe kam bei einer riskanten Aktion
am 12. August 1944 ums Leben. Sein mit Sprengstoff
beladenes Flugzeug explodierte über dem Ärmelkanal.
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Jacqueline Lee
Bouvier, genannt "Jackie", wurde 1929
in Southhampton, New York, geboren. Die Bouviers
stammten von einer französischen Familie
ab, die Ende des 18. Jahrhunderts nach Nordamerika
gekommen war. Jackies Vater war erfolgreicher
Börsenmakler an der Wall Street, verlor jedoch
seinen Reichtum in der Depression. Nach der Scheidung
des Ehepaars Bouvier heiratete Jackies Mutter
den Investmentbanker Hugh Auchincloss, der ihr
und ihren Töchtern ein Leben in großem
Wohlstand ermöglichte. Jackie besuchte teure
Privatschulen, nahm Ballettunterricht und war
eine ausgezeichnete Reiterin.
Ihr geisteswissenschaftliches Studium an der Pariser
Sorbonne und an der George Washington University
schloss sie mit einer Arbeit über die französische
Literatur ab. "Sie wuchs auf in einer sozialen
Klasse, zu einer Zeit - den 1940er Jahren - und
an einem Ort - Newport, Rhode Island - wo den
jungen Damen beigebracht wurde, ihre Intelligenz
zu verbergen, um die jungen Männer nicht
abzuschrecken," wie Arthur Schlesinger, enger
Berater der Kennedys, einmal über die Präsidentengattin
sagte.
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Die Hochzeit von John F. Kennedy
und Jacqueline Lee Bouvier,
12. September 1953
Bei einer Party in Washington
waren sich Jack Kennedy und Jackie Bouvier im
Mai 1951 zum ersten Mal begegnet. Schon bald wurde
daraus mehr als ein kurzer Flirt. Im folgenden
Jahr löste Jackie ihre Verlobung mit dem
Börsenmakler John Husted.
Die Hochzeitsfeier am 12. September 1953 im Nobelort
Newport in Rhode Island war ein gesellschaftliches
Ereignis.
Automatenbild von Jack und Jackie Kennedy,
1954
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Am 12. September
1953 fand im Nobelort Newport in Rhode Island
die Hochzeit zwischen dem Senator John F. Kennedy,
genannt "Jack", und Jacqueline Lee Bouvier,
genannt "Jackie", statt. Über tausend
Gäste wohnten der Feier bei. Das Paar hatte
sich 1951 auf einer Party kennengelernt. Später
interviewte Jackie als Reporterin des Washingtoner
"Times Herald" den ehrgeizigen jungen
Abgeordneten aus Massachusetts. Als sie 1953 nach
England reiste, erreichte sie ein Telegramm von
Kennedy mit folgendem Wortlaut: "Deine Storys
sind ausgezeichnet, aber du fehlst mir!"
Nach ihrer Rückkehr wurde noch auf dem Flughafen
Verlobung gefeiert.
Das Ehepaar wurde in der Regenbogenpresse als
Traumpaar schlechthin dargestellt. Trotz Kennedys
der zahlreicher Affären, die überwiegend
nach seinem Tod bekannt wurden, blieb das Bild
des treuen Ehemanns in der Öffentlichkeit
lange bestehen. Sein Vater Joseph, ebenfalls ein
Frauenheld, schärfte seinem Sohn auch ein,
dass es für die politische Karriere zwingend
notwendig sei, seine Ehe zu halten.
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