I. Der Aufstieg
1.03"Der Mann für die 60er"
"K--E--DOUBLE N--E--D-Y
Jack's the nation's favorite guy."
Wahlkampfsong "High Hopes" von Frank Sinatra
Im Jahr 1960 stellte
sich Kennedy einer neuen Herausforderung: der Wahl um
das Präsidentenamt. Das erste Fernsehduell der
Geschichte gegen seinen Herausforderer, den Republikaner
Richard Nixon, wendete das Blatt zu Gunsten Kennedys.
Doch viele Protestanten verweigerten dem Katholiken
Kennedy die Unterstützung. Um so wichtiger waren
die Stimmen afro-amerikanischer Wähler für
Kennedys knappen und umstrittenen Wahlsieg. Obwohl sich
Nixon durch Manipulationen um die Präsidentschaft
gebracht sah, entschied er sich gegen die Anfechtung
des Wahlergebnis. Und so krönte John Fitzgerald
Kennedys Amtsantritt am 20. 1. 1961 die erstaunliche
Aufstiegsgeschichte seiner Familie.
Wahlkampfplakat
"Folgt den Menschenmengen um
Senator Kennedy zu sehen und zu hören",
1960
The Florida International
Museum, St. Petersburg, Collection of Robert L.
White
Beiden Kandidaten fiel es schwer, sich inhaltlich
deutlich von dem anderen abzusetzen. Doch als
Folge der Fernsehdebatten nahm die Zahl der Menschen,
die Kennedy live erleben wollten, deutlich zu.
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Am 2. Januar 1960 erklärte
John F. Kennedy öffentlich, sich um die Präsidentschaftskandidatur
der Demokratischen Partei zu bewerben. Die jahrelangen
Vorarbeiten waren zuvor mit dem Aufbau einer Wahlkampforganisation
und dem Kauf eines nach seiner Tochter "Caroline"
benannten Privatflugzeuges intensiviert worden.
Die ganze Familie Kennedy unterstützte den
Wahlkampf - sein Bruder Robert organisierte das
generalstabsmäßig vorbereitete Projekt
"Kennedy for President". Dieser Präsidentschaftswahlkampf
setzte neue Maßstäbe für einen
modernen Medienwahlkampf. Zum ersten Mal fand
ein Fernsehduell zwischen dem Kandidaten der Republikanischen
Partei, Richard Nixon, und dem Kandidaten der
Demokratischen Partei, John F. Kennedy, statt.
Der immer braungebrannte, jugendliche Kennedy,
voller Charme und Esprit, vermittelte der amerikanischen
Bevölkerung eine Aufbruchsstimmung, die nach
dem atmosphärisch gefühlten Stillstand
der Eisenhower-Jahre einen neuen Geist für
Amerika versprach.
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Wahlkampfbutten und Sticker, 1960
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Nach seiner Zeit im Kongress
hatte Kennedys Republikanischer Gegenkandidat Richard
Nixon als Vizepräsident acht Jahre lang Regierungserfahrung
gesammelt. Doch Eisenhower hatte ihn selten an wichtigen
Entscheidungen beteiligt und unterstützte Nixons
Wahlkampf nur halbherzig. |
"New
Frontier"
Kennedy
formulierte den Anspruch einer neuen Generation,
die bereit war, Verantwortung zu übernehmen.
Die Jugend forderte Kennedy auf, sich als
die neuen Pioniere einer "New Frontier"
aktiv den vielen Herausforderungen im In-
und Ausland zu stellen. "New Frontier"
wurde später zum Label seines Regierungsprogramms,
unter das verschiedene Reforminitiativen
wie z.B. das Peace-Corps subsumiert wurden.
Ursprünglich war die "Frontier"
die symbolhafte Bezeichnung für die
Grenze zwischen "Zivilisation"
und "Wildnis" während der
Ausdehnung der Vereinigten Staaten in Richtung
Westen. In den 60er Jahren wurde die "Frontier"
immer mehr zum Synonym für die unendlichen
Weiten des Weltraums und den Pioniergeist,
den man zur Erforschung des Alls brauchte.
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Link: Rede Kennedys beim
Nominierungsparteitag der
Demokraten in Los Angeles, 15. Juli 1960
John
F. Kennedy Library
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Antikatholisches Pamphlet gegen Kennedy
"Wollen Sie so etwas sehen?",
1960
Noch nie war ein Katholik im protestantischen
Amerika zum Präsidenten gewählt
worden. Kennedy sah sich im Spätsommer
1960 einer antikatholischen Kampagne ausgesetzt,
die ihn als papsthörig darstellte und
davor warnte, dass das Land künftig
vom Vatikan aus regiert werde. Kennedys
Lager startete eine Gegenoffensive: Kennedy
versprach, nach einem Wahlsieg die Verfassung
zu achten und die Trennung von Kirche und
Staat nicht anzutasten.
Kritiker
trauten dem jungen Kennedy das höchste
Amt im Staat nicht zu. Sein Katholizismus
war eine seiner Schwachstellen für
seine Gegner. Große Teile des protestantischen
Amerikas wollten keinen Katholiken als Präsidenten
wie die Broschüre zeigt.
Kennedy entkräftete die Vorwürfe
dadurch, dass er sich zur uneingeschränkten
Trennung von Kirche und Staat bekannte.
Sein Amtseid gelte nicht einer religiösen
Gemeinschaft, sondern Amerika, das für
die Religionsfreiheit stehe. Außerdem
habe im Zweiten Weltkrieg auch keiner nach
seiner Konfession gefragt, als er für
Amerika sein Leben aufs Spiel setzte. Trotz
dieser Offensive durch Kennedy verloren
die Demokraten im Vergleich zu 1956 deutlich
bei der protestantischen Wählerschaft.
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Das Ergebnis der Präsidentschaftswahl
von 1960
Der Präsidentschaftskandidat, der die meisten Stimmen
in einem Einzelstaat auf sich vereinen kann, erhält
mit wenigen Ausnahmen alle Elektorenstimmen dieses Staates.
Deren Zahl entspricht der jeweiligen Zahl der Abgeordneten
im Repräsentantenhaus plus der beiden Senatoren.
Wenige tausend Stimmen in einem Staat mit vielen Elektoren
können wahlentscheidend sein.
Das Ergebnis der Präsidentschaftswahl
vom 8. November war denkbar knapp. Die Auszählung
zog sich bis weit in den nächsten Morgen hin. Kennedy
hatte nur knapp 113.000 Stimmen mehr erhalten als Nixon
- bei einer Rekordwahlbeteiligung von fast 70 Millionen
Amerikanern. Der Vorsprung war in den Einzelstaaten
oft hauchdünn gewesen. In vielen Fällen wurden
die Ergebnisse angezweifelt. Die Republikanische Partei
von Illinois erhob Manipulationsvorwürfe gegen
den Demokratischen Bürgermeister Richard Daley
und die örtliche Mafia. Auch Richard Nixon war
überzeugt, dass Kennedy ihn um den Wahlsieg betrogen
hatte. Gerichte stellten jedoch keine systematische
Wahlfälschung fest.
Nur knapp die Hälfte der Wähler hatte für
Kennedy gestimmt. Er besaß kein wirkliches Mandat
für seine Politik. Im Kongress gab es zwar weiterhin
klare Demokratische Mehrheiten. Doch die Zustimmung
der konservativen Demokraten aus den Südstaaten
zu einem Reformkurs war keineswegs sicher.
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