Ausstellungsrundgang
Lebenswelten auf dem Lande
Namibia ist ein agrarisch geprägtes
Land. Die ländlichen Gebiete bestehen aus kommerziellem
Farmland und Kommunalgebieten, den ehemaligen Homelands
und Reservaten. Während die Reservate bereits zur
deutschen Kolonialzeit bestanden, waren die nach ethnischen
Kriterien eingerichteten Homelands eine Schöpfung
der so genannten Odendaal-Kommission. Diese stellte
1964/65, zur Zeit des Apartheidregimes, einen Plan auf,
der die Gebietsaufteilung zwischen schwarzer und weißer
Bevölkerung sowie zwischen den einzelnen schwarzen
Bevölkerungsgruppen regeln sollte. Bereits bestehende
Reservate wurden zusammengefasst, teilweise sogar erweitert,
und es kam zu Umsiedlungsaktionen, um kleinere "schwarze"
Wohngebiete im kommerziellen Farmbereich zu eliminieren.
Politisch wie ökonomisch waren die Homelands vollkommen
von der südafrikanischen Kolonialmacht abhängig
und lagen zu großen Teilen in landwirtschaftlich
nur eingeschränkt nutzbarem Land.
Erst mit der Unabhängigkeit Namibias im Jahre 1990
wurden die Homelands und Reservate aufgehoben und in
kommunales Land umgewandelt. Seitdem genießt die
namibische Bevölkerung die Freizügigkeit bei
der Wahl ihres Wohnortes und das Recht auf privaten
Grundbesitz.
Das kommerzielle Farmland ist heute vorwiegend im Besitz
weißer Namibier. Es umfasst 75% der landwirtschaftlich
nutzbaren Fläche des Landes. Die Kommunalgebiete
sind Staatsbesitz, hier gibt es keinen Privatbesitz
und hier lebt die Mehrheit der schwarzen Namibier, die
das Land gemeinschaftlich nutzen.
Die räumliche Zweiteilung des Landes prägt
den Alltag im ländlichen Namibia. Für fast
alle schwarzen (aber auch die meisten weißen)
Namibier hat Land nicht nur einen hohen ökonomischen,
sondern auch symbolischen Wert.
Der Hof der Familie Veseevete in
dem Dorf Omumborombonga
("Ort des Ahnenbaums").
© Larissa Förster, Köln.
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