Grußwort aus
Qingdao (Tsingtau)
von Yan Lijin,
Direktor des Stadtmuseums Qingdao
Die chinesisch-deutschen
Beziehungen erfreuen sich einer langen Tradition, und trotz der
großen Entfernung zwischen unseren Ländern haben beide Völker schon
sehr frühzeitig Kontakte hergestellt. Im modernen Zeitalter verlor
China seine frühere Stellung als eines der Zentren der Weltzivilisation,
hervorgerufen durch den fortschreitenden Niedergang der feudalen
Qing-Dynastie. Es wurde zunehmend zum Aufteilungsobjekt der imperialistischen
Mächte, wobei auch dunkle Seiten in der Geschichte der chinesisch-deutschen
Beziehungen aufgeschlagen wurden. Die deutsche Aggression in China,
die denen der anderen imperialistischen Mächte folgte, hat in Qingdao
sowohl in politischer, wirtschaftlicher als auch kultureller Hinsicht
Schatten hinterlassen. Nach der Gründung der Volksrepublik China,
insbesondere seit der Reform- und Öffnungspolitik und der Zusammenarbeit
Chinas mit den entwickelten Staaten des Westens, haben Deutschland
und China ein neues Kapitel in ihren Beziehungen aufgeschlagen und
eine freundschaftliche Zusammenarbeit begonnen. Während seiner Chinareise
im Jahre 1995 widmete Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl Qingdao einen
offiziellen Besuch und hat damit das Verständnis Deutschlands für
China, insbesondere für Qingdao, vertieft und Austausch und Kooperation
weiter vorangebracht.
Um die Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und um
die freundschaftlichen Beziehungen zwischen China und Deutschland
weiterzuentwickeln, veranstaltet das Deutsche Historische Museum
aus Anlaß der hundertjährigen Wiederkehr des »Jiaozhou-(Kiautschou)-Bucht-Zwischenfalls«
eine Ausstellung und gibt gleichzeitig einen Katalog, eine Aufsatzsammlung
zu diesem Thema heraus. Diese Aufsatzsammlung vereint neue Forschungsergebnisse
zur chinesisch-deutschen Geschichte der vergangenen Jahre, blickt
auf die historischen Entwicklungen des chinesisch-deutschen Austausches
zurück und berührt die verschiedensten Bereiche wie Politik, Wirtschaft,
Kultur und Militär.
Die historischen Details sorgsam nachzeichnend und zugleich in großen
Zusammenhängen argumentierend und bilanzierend, schärft die Ausstellung
unseren Blick auf die Geschichte der chinesisch-deutschen Beziehungen.
Sie wird sicher den kulturellen Austausch zwischen unseren beiden
Staaten weiter beleben und das gegenseitige Verständnis und die
Freundschaft zwischen unseren Völkern vertiefen. Die Bilanzierung
und Erforschung der Vergangenheit dient letztlich dazu, ein neues
Kapitel der Geschichte zu gestalten. Im Hinblick auf die Zukunft
sollte die Menschheit unter Beachtung der Gleichberechtigung, des
Austausches und der Öffnung zwischen den Völkern für besseres gegenseitiges
Verständnis und für Freundschaft arbeiten, die Kooperation stärken
und damit zu Frieden und Fortschritt der Menschheit beitragen. Dem
Deutschen Historischen Museum wünsche ich eine gedeihliche Entwicklung;
jedem Leser und jeder Leserin beste Wünsche und herzliche Grüße.
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