Als Winterhalter 1842 die Königin portraitierte, konnten sie den im Nebenraum stattfindenden Orchesterproben für die Aufführung einer neuen Symphonie von Mendelssohn lauschen.(2) Ein Landsmann Winterhalters, der in den königlichen Ställen beschäftigt war, erinnerte sich 1872 in einem Brief an den Maler der gemeinsamen glücklichen Tage in England: "Die Königin sorgte für uns wie eine liebende Mutter ... Winterchen, die Art, wie alles arrangiert wurde, die Aufmerksamkeit in jeder Hinsicht, die Zeichen der Freundschaft, die mir all die anderen Herren bei Hofe erwiesen, machten es mir schwer, England zu verlassen. ... Oh Winterchen, was waren das für glückliche Tage."(3) Vielleicht kann man das Jahr 1842 als den Wendepunkt im Umgang der Königin mit den einheimischen Portraitmalern ansehen. Die englischen Künstler John Lucas und John Partridge hatten zufriedenstellende Bildnisse der Königin und des Prinzen gemalt, und Lucas hatte 1842 in London sogar Portraits vom Onkel der Königin, Mensdorff, sowie vom Vater des Prinzen und von seinem Bruder Ernst II., Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha, fertiggestellt; aber der noch im selben Jahr vergebene Auftrag, ebenfalls in London das Pendant der deutschen Herzogin zu malen, ging bereits an Winterhalter. Die Königin hielt ihre Entscheidung für "perfekt".

Winterhalter war der Königin nicht nur wegen seines künstlerischen Könnens, sondern auch wegen seines unkomplizierten Wesens von ihrer Tante Louise, Königin der Belgier, empfohlen worden. Er hatte bereits für sie selbst und für ihren Vater, den König der Franzosen, gearbeitet, und durch seine Reise nach London erweiterte Winterhalter den Kreis europäischer Fürstenhöfe, an denen er erfolgreich wurde. Die Königin hatte vor seiner Ankunft in London im Mai 1842 mindestens drei Portraits von ihm angekauft, auf denen Verwandte zu sehen waren, darunter der kleine Prinz Philip von Württemberg und Königin Louise mit ihrem älteren Sohn. Diese Werke sind in jenem harten, glatten Stil gehalten, der noch die Handschrift seiner Studienjahre in Freiburg und München trägt. Königin Victoria mochte Winterhalter auf Anhieb gut leiden. Im Laufe der nächsten 30 Jahre wurde er, in ihren eigenen Worten, zu einem "langjährigen, persönlichen, treuen Freund"; sie zögerte nicht, ihn mit Veronese oder van Dyck zu vergleichen und begrüßte (fast) jedes neue Portrait mit uneingeschränkter Bewunderung. Zwischen 1842 und 1861 dürfte Winterhalter 15mal in England gewesen sein, und noch 1870 stand er mit der Königin in Kontakt.