Doch kein anderer Künstler in der langen Geschichte königlichen Mäzenatentums in England hat die ihm zugewiesenen Aufträge erfolgreicher und geduldiger ausgeführt als er. Keinem anderen Portraitmaler Englands nach Winterhalter sind so vollkommene, überzeugende und einfühlsame Portraits seiner königlichen Gönner oder ihrer Verwandten und Freunde gelungen.(4) Schließlich dürfen wir auch den jüngeren Hermann Winterhalter nicht vergessen, der während vieler Jahre treu mit seinem Bruder zusammenarbeitete und auch als eigenständiger Künstler eine Reihe eindrücklicher und gelungener Bilder für die Königin malte.So erschüttert die Königin von dem Tod des Prinzen am 14. Dezember 1861 war, so blieb sie doch dem für sie beide so wichtigen, gemeinsamen Interesse an Kunst und Künstlern treu und versäumte nicht, auch weiterhin regelmäßig Portraitbilder in Auftrag zu geben. Noch immer machte sie kaum von englischen Portraitisten Gebrauch - und wenn, so meist mit unbefriedigenden Resultaten. Am liebsten ließ sie sich nun von ihrer ältesten Tochter beraten. Im Jahre 1863 beispielsweise bat sie die Kronprinzessin, sich mit Albert Graefle zu treffen, einem erfolgreichen Portraitmaler, der an der Münchener Akademie studiert und viele Jahre mit Winterhalter zusammengearbeitet hatte. Er hatte im selben Jahr exakt in der Art Winterhalters bereits zwei ausgezeichnete, ja fast glamouröse Portraits der Prinzessin und ihres Gatten fertiggestellt, die als Geschenk für den Prince of Wales gedacht waren. Im Januar 1864 malte er die Königin in Trauerflor unter einer Büste ihres verblichenen Mannes sitzend, daneben eine Schatulle mit offiziellen Dokumenten, über denen sie zu Lebzeiten so oft Seite an Seite gesessen hatten. Graefle fertigte für die Königin außerdem - ebenfalls weitgehend in Winterhalters Stil, den die Königin mittlerweile als "höchst provozierend" empfand(5) - eine Reihe kleinerer Portraits an und malte 1864 auf Wunsch der Königin in der gewohnten Qualität zwei Portraits des Prince und der Princess of Wales.
![]()