Angelis Arbeiten besaßen jene Qualitäten, die der Königin besonders am Herzen lagen. Sie waren in hellen Farben gehalten, und die Lebensnähe der Gemalten war bewundernswert. Ein englischer Maler wie James Sant durfte nicht hoffen, mit den Erfolgen, die Angeli so leicht von der Hand gingen, zu konkurrieren; und als im Anschluß an die Gemälde der Familien Wales und Hessen auch der Zweig Edinburgh portraitiert werden sollte, wurde diese Aufgabe erneut einem deutschen Künstler anvertraut: dem Düsseldorfer Maler Carl Rudolph Sohn.(7) Angelis krönender Triumph war der 1885 an ihn vergebene Auftrag, das neue offizielle Portrait der Königin anzufertigen. Das Ergebnis war ein "genaues Ebenbild", in den Augen der Königin hatte sich der Künstler mit dieser Arbeit "wirklich selbst übertroffen", wie sie an ihre Tochter schrieb, "so gut getroffen und so wunderbar gemalt ... sein Meisterstück". 1899 schließlich fertigte er das letzte bedeutende Portrait der Monarchin an, das sie ihrer Tochter gegenüber als das "beste und ähnlichste, das er je von mir gemalt hat", rühmte.(8) Selbst zu diesem späten Zeitpunkt ihrer Regierung wurden Klagen darüber laut, daß die Königin nicht einem der guten britischen Künstler wie zum Beispiel Sargent Modell gesessen hatte, sei es weil die Kritiker Angelis Bildnisse "nicht besser als kolorierte Photographien" fanden oder weil sie, wie George Moore, den schweren, bürgerlichen, deutschen Zug ablehnten, von dem so viele der königlichen Auftragsarbeiten ihrer Ansicht nach gekennzeichnet waren.Aber nicht nur Portraits ließ die Königin von deutschen Malern anfertigen. Zwar war Edwin Landseer, was Tierbilder anbelangte, in ihren Augen nicht zu übertreffen, dennoch gab sie einegroße Zahl kleinerer Gemälde von ihren Lieblingshunden, Papageien, Ponys, Pferden und preisgekrönten Rindern und Schweinen bei Friedrich Wilhelm Keyl in Auftrag, der am Städelschen Institut in Frankfurt und in Brüssel studiert und später in London eng mit Winterhalter zusammengearbeitet hatte. Obschon seine Bilder von hohem Können zeugen und für gewöhnlich makellos ausgeführt sind, fehlt ihnen doch das für Landseer typische Flair. Mit der malerischen Dokumentation von Orten, an denen sie besonders hing, betraute die Königin eine Reihe weniger renommierter Künstler. Der produktivste und meistbeschäftigte - und auch kostengünstigste - unter ihnen war August Becker, der Bruder des Bibliothekars von Prinz Albert.
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