Und auch England ließ ihn nicht glücklich werden. So sehr er sich mühte - er war zu sehr bemüht, zu intellektuell, zu pedantisch, zu anders. Dem Witzblatt Punch fiel buchstäblich für jede Ausgabe etwas zu Albert ein. Der Aristokratie war er zu deutsch, er wiederum verachtete das sinn- und beschäftigunglose Dasein der englischen Adeligen. Viel schmerzlicher, aber auch symptomatischer war es, daß Albert bei Ausbruch des Krimkriegs als russischer Spion verdächtigt wurde; es bedurfte peinlicher Unterhausdebatten, ihn zu rehabilitieren - nur drei Jahre nach der erfolgreichen Weltausstellung! Zwei seiner engsten englischen Freunde starben, einer war der Premierminister Robert Peel; und die Trennung von Vicky, seiner Lieblingstochter, stand bevor, die den preußischen Kronprinzen heiraten sollte.

Vicky war die Frau in Alberts Leben, mit der ihn am meisten verband. Sie war eine kongeniale Partnerin, mit ihr konnte er reden wie mit seinem anderen Ich. Schon als sie 14 war, durfte sie neben seinem Schreibtisch sitzen und ihm helfen. Stockmar hielt sie für "ungewöhnlich begabt, in einigen Bereichen fast genial" - schon als Kind gab sie Proben davon ab, übersetzte deutsche Fachbücher ins Englische, beschäftigte sich mit Karl Marx, engagierte sich für Krankenpflege. Albert bereitete sie jeden Abend ein bis zwei Stunden auf ihre künftige Aufgabe in Berlin vor, unterrichtete sie in europäischer Geschichte. "Vom lieben Papa kann ich mehr lernen als von irgend jemand auf der Welt", schwärmte sie ihrem Bräutigam vor und ließ die Verlobungsringe nach dem Ring des Vaters arbeiten. "Was sie vom lieben Vater lernt, macht auf sie einen viel tieferen Eindruck als alles andere", notierte Königin Victoria. Am Tag nach ihrer Abreise schrieb ihr Albert einen seiner bewegendsten Briefe; sie schrieb den ersten noch auf dem Schiff. In Berlin erlebte sie einen triumphalen Empfang; Ernst Moritz Arndt hoffte, "daß uns nun ein englischer Geist durchwehen" möge. Doch dann geschah ihr das gleiche wie 18 Jahre vorher ihrem Vater in London: Die Konservativen nannten sie nur abschätzig "die Engländerin", und sie blieb eine Fremde in fremdem Land.

Sonst war Albert als Vater nicht sonderlich erfolgreich. Er wollte auf alle seine Kinder dieselbe pädagogische Systematik anwenden, unter der er selbst aufgewachsen war. Selbst in den Ferien mußten sie irgend etwas Nützliches tun, irgend etwas sammeln, Gärten anlegen, die Prinzessinnen lernten kochen und backen, die Buben schreinern. Doch seine Kinder waren nicht lauter Alberts. Albert Edward, der Prince of Wales, schlug über die Stränge, geriet in peinliche Affären; Victoria, die mit den Kindern ohnehin nicht viel anfangen konnte, machte ihn geradezu für den Tod des Vaters verantwortlich. Als er 1901 schließlich den Thron bestieg, legte er als erstes den Namen Albert ab und nannte sich Edward VII.