Plakatmotiv "Migrationen 1500-2005"

 

Zuwanderungsland Deutschland: Migrationen 1500-2005 - Die Hugenotten, Deutsches Historisches Museum
22. Oktober bis 12. Februar 2006, Ausstellungshalle von I.M. Pei - Logo DHM

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Händler vom Comer See

 

Die florierenden Handelsbeziehungen zwischen dem Reich und den italienischen Gebieten haben seit dem Mittelalter immer wieder zu Wanderungen von Italienern in deutsche Territorien geführt. Manche ließen sich dort nieder. Unter ihnen waren Kaufleute und Bankiers, Künstler und Musiker ebenso wie Cafetiers, Bauleute, Stukkateure, Kaminfeger, Zinngießer und Wanderhändler.

 

  Flugblatt von der Frankfurter Messe
 



Flugblatt von der Frankfurter Messe

 

"Gesinde und Gesindel"
Peter Schöffer (um 1480 - nach 1520)
Wohl Mainz, um 1515
Holzschnitt, 27,4 x 52,2
Halle, Stiftung Moritzburg,
Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, F 1137

 

Auf dem hier abgebildeten Flugblatt sind 14 Personenpaare zu sehen, die in den darüber stehenden Dialogen in Versform über ihre jeweiligen Tätigkeiten berichten. Schalk und Narr, die das erste Paar bilden, kündigen folgendes „seltsame Volk“ an: Geschäftsleute, Hausfrauen, Frauen, die über ihre Liebschaften berichten, Mägde, Wegelagerer, Bauern, „Zigeuner“, Wandergesellen, Bettler und Wucherer. Den Schluss bilden zwei Paare, die womöglich Müßiggänger sowie Chirurg und Bader darstellen sollen. Dieses „Gesinde und Gesindel“ sei zahlreich auf der Frankfurter Messe anzutreffen, so der Künstler und Verfasser der Verse, Peter Schöffer d.J.
Die am Main gelegene Messestadt Frankfurt war spätestens seit dem 14. Jahrhundert Treffpunkt von Kaufleuten aus allen Ecken Europas und wurde in der Frühen Neuzeit zu einer Drehscheibe des mitteleuropäischen Handels.
Bis zum Ende des 16. Jahrhundert gehörte die Mehrheit der in Frankfurt ansässigen Kaufleute der städtischen Elite der Patrizier an. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges wanderten rund 1.400 Italiener in das Rhein-Main-Gebiet ein. Ungefähr 90 Händler vom Comer See im Herzogtum Mailand ließen sich in der Messe- und Handelsstadt Frankfurt am Main nieder. Damit ging der Handel mehrheitlich in die Hände europa- und weltweit verzweigter Familien über.

Die Zuwanderer handelten mit Zitrusfrüchten, Gewürzen, Tabak, Öl und vielem mehr. Die einheimischen Spezerei- und Gewürzhändler warfen der Konkurrenz immer wieder vor, unlautere Geschäftsmethoden anzuwenden. Diese Konflikte wurden erbittert ausgetragen. Trotz der Widerstände fanden die italienischen Zuwanderer ihren Platz in der Aufnahmegesellschaft.

 

  Porträt des Pietro Antonio Brentano und der Maximiliane Brentano
 



 


Porträt des Pietro Antonio Brentano
(1735 – 1797)
Um 1770
Öl auf Leinwand, 54,0 x 45,5
Privatbesitz

Proträt der Maximiliane Brentano,
geb. von La Roche (1756 – 1793)
Um 1770
Öl auf Leinwand, 54,0 x 45,5
Privatbesitz

 

Pietro Antonio Brentano entstammte einer angesehenen italienischen Kaufmannsfamilie vom Comer See. Mit achtzehn Jahren zog er zum Firmensitz der Familie nach Frankfurt am Main, wo er bis zu seinem Tod lebte.

Bereits 1676 hatte sich der erste Brentano in der Messestadt Frankfurt niedergelassen. Als Katholik und Ausländer erhielt er aber nicht die vollen Bürgerrechte, sondern wurde vom Rat der Stadt nur als so genannter Beisasse zugelassen.
Über die Beisassen-Ordnung versuchten die alteingesessenen Frankfurter, die Aufnahme weiterer italienischer Händler zu verhindern. Die Prozessdruckschrift zeugt von dem Kampf, den der Vater von Pietro Antonio Brentano um den Beisassenstatus und die damit verbundene Aufenthaltsgenehmigung zu führen hatte.

 

  Druckschrift des Prozesses des Domenico Martino Brentano
gegen die Stadt Frankfurt am Main
 


Druckschrift des Prozesses des Domenico Martino Brentano




Druckschrift des Prozesses des Domenico Martino Brentano
gegen die Stadt Frankfurt am Main
„Kurtzer / Geschichts=Verlauff, / samt obwaltenden / Rechtlichen Gründen / in der / bey / Höchstpreißlichem / Reichs=Hof=Rath / Rechts=hängigen Sache, / BRENTANO (DUOMENICHO MARTINO) / entgegen / Burgermeister und Rath / der Stadt Franckfurt“
Frankfurt a.M., 1755
Druck, 32,4 x 20,0
Frankfurt a.M.,
Institut für Stadtgeschichte, Prozessdruckschriften 23

 


Als einer der ersten Katholiken erhielt Pietro Antonio Brentano gegen Zahlung einer beträchtlichen Geldsumme das Bürgerrecht in der lutherisch dominierten Reichsstadt. Er baute den Gewürzhandel international erfolgreich aus. Auch seine Ehe mit Maximiliane von La Roche, Tochter der Schriftstellerin Sophie von La Roche und Jugendfreundin Goethes, unterstreicht den hohen gesellschaftlichen Rang, den sich die Familie innerhalb von drei Generationen in Frankfurt erworben hatte.

Heute ist uns der Name Brentano vor allem durch zwei Kinder des Paares geläufig, Clemens und Bettine Brentano (später von Arnim) waren als Dichter erfolgreich.


 

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