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Die florierenden Handelsbeziehungen
zwischen dem Reich und den italienischen Gebieten haben seit
dem Mittelalter immer wieder zu Wanderungen von Italienern
in deutsche Territorien geführt. Manche ließen
sich dort nieder. Unter ihnen waren Kaufleute und Bankiers,
Künstler und Musiker ebenso wie Cafetiers, Bauleute,
Stukkateure, Kaminfeger, Zinngießer und Wanderhändler.
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Flugblatt von der Frankfurter
Messe |
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"Gesinde und
Gesindel"
Peter Schöffer (um 1480 - nach 1520)
Wohl Mainz, um 1515
Holzschnitt, 27,4 x 52,2
Halle, Stiftung Moritzburg,
Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, F 1137
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Auf dem hier abgebildeten Flugblatt sind 14 Personenpaare zu sehen, die in den darüber stehenden Dialogen in Versform über ihre jeweiligen Tätigkeiten berichten. Schalk und Narr, die das erste Paar bilden, kündigen folgendes „seltsame Volk“ an: Geschäftsleute, Hausfrauen, Frauen, die über ihre Liebschaften berichten, Mägde, Wegelagerer, Bauern, „Zigeuner“, Wandergesellen, Bettler und Wucherer. Den Schluss bilden zwei Paare, die womöglich Müßiggänger sowie Chirurg und Bader darstellen sollen. Dieses „Gesinde und Gesindel“ sei zahlreich auf der Frankfurter Messe anzutreffen, so der Künstler und Verfasser der Verse, Peter Schöffer d.J.
Die am Main gelegene Messestadt Frankfurt war spätestens seit dem 14. Jahrhundert Treffpunkt von Kaufleuten aus allen Ecken Europas und wurde in der Frühen Neuzeit zu einer Drehscheibe des mitteleuropäischen Handels. Bis zum Ende des 16. Jahrhundert gehörte die Mehrheit der in Frankfurt ansässigen Kaufleute der städtischen Elite der Patrizier an. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges wanderten
rund 1.400 Italiener in das Rhein-Main-Gebiet ein. Ungefähr
90 Händler vom Comer See im Herzogtum Mailand ließen
sich in der Messe- und Handelsstadt Frankfurt am Main nieder. Damit ging der Handel mehrheitlich in die Hände europa- und weltweit verzweigter Familien über. Die Zuwanderer handelten mit Zitrusfrüchten,
Gewürzen, Tabak, Öl und vielem mehr. Die einheimischen
Spezerei- und Gewürzhändler warfen der Konkurrenz
immer wieder vor, unlautere Geschäftsmethoden anzuwenden.
Diese Konflikte wurden erbittert ausgetragen. Trotz der Widerstände
fanden die italienischen Zuwanderer ihren Platz in der Aufnahmegesellschaft.
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Porträt des
Pietro Antonio Brentano und der Maximiliane Brentano |
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Porträt des Pietro Antonio Brentano
(1735 – 1797)
Um 1770
Öl auf Leinwand, 54,0 x 45,5
Privatbesitz
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Proträt
der Maximiliane Brentano,
geb. von La Roche (1756 – 1793)
Um 1770
Öl auf Leinwand, 54,0 x 45,5
Privatbesitz
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Pietro Antonio Brentano entstammte einer angesehenen
italienischen Kaufmannsfamilie vom Comer See. Mit achtzehn
Jahren zog er zum Firmensitz der Familie nach Frankfurt am
Main, wo er bis zu seinem Tod lebte.
Bereits 1676 hatte sich der erste Brentano in der Messestadt
Frankfurt niedergelassen. Als Katholik und Ausländer
erhielt er aber nicht die vollen Bürgerrechte, sondern
wurde vom Rat der Stadt nur als so genannter Beisasse zugelassen.
Über die Beisassen-Ordnung versuchten die alteingesessenen
Frankfurter, die Aufnahme weiterer italienischer Händler
zu verhindern. Die Prozessdruckschrift zeugt von dem Kampf,
den der Vater von Pietro Antonio Brentano um den Beisassenstatus
und die damit verbundene Aufenthaltsgenehmigung zu führen
hatte.
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Druckschrift des
Prozesses des Domenico Martino Brentano
gegen die Stadt Frankfurt am Main |
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Druckschrift des Prozesses des Domenico Martino Brentano
gegen die Stadt Frankfurt am Main
„Kurtzer / Geschichts=Verlauff, / samt obwaltenden
/ Rechtlichen Gründen / in der / bey / Höchstpreißlichem
/ Reichs=Hof=Rath / Rechts=hängigen Sache, / BRENTANO
(DUOMENICHO MARTINO) / entgegen / Burgermeister und
Rath / der Stadt Franckfurt“
Frankfurt a.M., 1755
Druck, 32,4 x 20,0
Frankfurt a.M.,
Institut für Stadtgeschichte, Prozessdruckschriften
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Als einer der ersten Katholiken erhielt
Pietro Antonio Brentano gegen Zahlung einer beträchtlichen
Geldsumme das Bürgerrecht in der lutherisch dominierten
Reichsstadt. Er baute den Gewürzhandel international
erfolgreich aus. Auch seine Ehe mit Maximiliane von La Roche,
Tochter der Schriftstellerin Sophie von La Roche und Jugendfreundin
Goethes, unterstreicht den hohen gesellschaftlichen Rang,
den sich die Familie innerhalb von drei Generationen in Frankfurt
erworben hatte.
Heute ist uns der Name Brentano vor
allem durch zwei Kinder des Paares geläufig, Clemens
und Bettine Brentano (später von Arnim)
waren als Dichter erfolgreich.
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