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Im Fürstentum Lippe war
Wanderarbeit schon im 17. Jahrhundert verbreitet. Viele Männer
gingen im Sommer nach Friesland und Holland, wo sie als Grasmäher
oder Torfstecher arbeiteten.
Seit Ende des 17. Jahrhunderts spezialisierten sie sich auf
die Arbeit in Ziegeleien, und 1865 arbeiteten fast 10.000
Lipper als Ziegler. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts dominierten
sie das Ziegeleigewerbe im nordwestdeutschen Raum, den Niederlanden
und Dänemark.
Im 19. Jahrhundert reiste jährlich um Ostern ein Großteil
der männlichen Bevölkerung des Fürstentums
Lippe in festen Gruppen unter Führung des „Brandmeisters“
zur „Kampagne“ nach Norddeutschland, Holland oder
Dänemark. Die lippischen Ziegler waren dort geschätzte
Spezialisten.
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Der erste Ziegel zum Beginn
der Ziegelsaison |
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"20. April / erster Ziegel", 19. Jahrhundert,
Ton, gebrannt, 16,6 x 35,5
Berlin, Deutsches Historisches Museum, 1988/65
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Fusswärmer (Stövchen) |
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1870. Ton, gebrannt, 18,0 x 22,0 x 21,0
Lingen, Emslandmuseum, 363
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Der mit Holzkohle zu beheizende Fußwärmer
ist eine typische »Feierabendarbeit“, die ein
Ziegler in der knappen Freizeit anfertigte. Er trägt
die Inschrift: »Heinrich Fridrich Wilhelm Siekmann /
Gebohren den / 19. Februar 1844 / zum / Andenken / 1870".
Das „Ziegelgehen“ war Knochenarbeit, der Arbeitstag
dauerte nicht selten bis zu 16 Stunden. Die Ziegler arbeiteten
im Akkord und gaben so wenig wie möglich von ihrem Verdienst
aus. Sie lebten in einfachen Unterkünften zusammen und
verpflegten sich selbst. Die Ziegelsaison endete witterungsbedingt
im Oktober oder November. Dann kehrten die Ziegler mit dem
Verdienst in ihre Dörfer zurück.
Entstanden war die massenhafte Wanderarbeit der Ziegler aus
der schieren Not. Die Industrialisierung setzte sich im Fürstentum
Lippe erst spät durch, und die Landwirtschaft bot einer
wachsenden Zahl von Landlosen nicht genügend Arbeit.
Das bereits im 17. Jahrhundert nachgewiesene „Ziegelgehen“
wurde daher im Bauboom der 1870er Jahre zur wichtigsten Erwerbsquelle.
Um 1900 lösten Mechanisierung und Rationalisierung die
mühsame Handarbeit ab. Die Zahl der lippischen Ziegler
ging zurück.
Einen Bericht des Ziegelmeisters Friedrich Mahlmann können
Sie unter dem untenstehenden Button anhören .
Auszüge
aus den Erinnerungen des lippischen Ziegelmeisters Friedrich
Mahlmann (1858-1947)
Aus: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde
, Nr. 42, Detmold 1973, S. 36-38 |
.mp3, 2.838 KB |
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