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Mit der Hochindustrialisierung
wandelte sich das Kaiserreich vom Auswanderungs- zum „Arbeitseinfuhrland“.
Zwischen 1880 und 1893 wanderten nochmals fast 1,8 Millionen
Deutsche nach Amerika aus. Doch gleichzeitig begann die große
Migrationsbewegung von Ost nach West und vom Land in die Städte:
Landarbeiter aus den preußischen Ostprovinzen gingen
in die industrialisierten Westprovinzen. Saisonarbeiter aus den Gebieten, die seit den polnischen Teilungen
zu Russland und Österreich-Ungarn gehörten, ersetzten
die fehlenden Arbeitskräfte in der Landwirtschaft des
preußischen Ostens.
Die deutsche Wirtschaft brauchte ausländische Arbeitskräfte.
Einheimische konnten den steigenden Bedarf nicht decken. Nach
zeitgenössischen Statistiken arbeiteten 1907 mehr als
800.000 Nichtdeutsche im Reich, davon über die Hälfte
in der Industrie. Die meisten Arbeiter waren russische oder
österreichische Polen, Italiener, Niederländer und
Schweizer. Sie kamen nur vorübergehend nach Deutschland.
Wenige ließen sich im Kaiserreich nieder oder konnten
Deutsche werden.
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