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Im Kaiserreich setzte ein neuer
Migrationsprozess ein: die Ost-West-Wanderung. Landarbeiter
aus den landwirtschaftlich geprägten preußischen
Ostprovinzen zogen in den Westen: Die „Sachsengänger“
gingen jedes Jahr in die Rübenanbaugebiete, andere suchten
Arbeit in den aufstrebenden Industrieregionen. Die ostelbischen
Grundbesitzer wollten den so entstandenen Arbeitskräftemangel
mit polnischen Arbeitskräften aus Russland und Österreich
ausgleichen.
Aus Angst vor „Polonisierung“ regulierte Preußen
deren Zuwanderung. Aus Russland und Österreich durften
nur unverheiratete Männer und Frauen einreisen. Die Saisonarbeiter
mussten im Winter in ihre Heimat zurück kehren, ihre
Arbeitsmöglichkeiten waren beschränkt. Schwangere
Frauen wurden ausgewiesen. Die dauerhafte Einwanderung war
unerwünscht und wurde verhindert.
Trotz der restriktiven Politik waren 1910 zwei Drittel der
rund 1,2 Millionen ausländischen Arbeitskräfte im
Kaiserreich Polen aus Russland und Österreich.
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‘Sachsengänger’ |
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‘Sachsengänger’
auf der Durchreise in Berlin
Otto Haeckel (Sprottau 1872 – 1945 Berlin)
Berlin, 1907. Photographie, 12,1 x 16,7
Berlin, Deutsches Historisches Museum, BA 110566
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‘Sachsengänger’
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‘Sachsengänger’
auf der Durchreise in Berlin
Otto Haeckel (Sprottau 1872 – 1945 Berlin)
Berlin, 1907. Photographie, 11,6 x 16,3
Berlin, Deutsches Historisches Museum, BA 112517
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Berlin war der Knoten- und Sammelpunkt für die aus Russland
oder Polen einreisenden Saisonarbeiter. Von hier aus fuhren
sie im Frühjahr weiter zu ihren Arbeitsstellen, im Herbst
reisten sie wieder in ihre Heimat zurück. Die Ausländer
fielen durch Sprache und Kleidung in der modernen Großstadt
auf.
Über den untenstehende Button haben Sie die Möglichkeit,
den Bericht eines polnischen Wanderarbeiters anzuhören.
Auszüge
aus dem Bericht eines galizischen Saisonarbeiters
Aus: Jan Stryczek, Chlopskim piórem (Aus Bauernfeder),
Warschau: Ludowa Spóldzielnia Wyadawnicza 1984,
S.101-107
Übersetzung: sydem Berlin
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