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Bergbau und Industrie im Ruhrgebiet benötigten immer mehr Arbeitskräfte. Diese kamen vor allem aus den preußischen Ostprovinzen, die früher zu Polen gehört hatten. Deren Einwohner besaßen die preußische Staatsangehörigkeit, sprachen aber polnisch. Bis auf die Masuren aus Westpreußen waren sie katholisch.
Die Aussicht auf höhere Löhne,
preisgünstige Zechenwohnungen und soziale Aufstiegsmöglichkeiten
lockte Tausende polnische Kleinbauern und Landarbeiter in
den Westen: Vor 1914 lebten und arbeiteten rund 350.000 Polen
im rheinisch-westfälischen Industriegebiet.
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Spott-Postkarte auf polnische
Zuwanderer |
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„Heiteres aus dem
Streikgebiet“
Oberhausen: Nickel Kunstverlag, um 1900, Druck, 8,6
x 13,7
Dortmund, Westfälisches Industriemuseum, WIM
1992/2316
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Die ‚Ruhrpolen' waren keine Ausländer. Dennoch wurden sie häufig als solche gesehen und es gab ihnen gegenüber viele Vorurteile. Daher rührt auch die Aufschrift auf der Karte: Im Bergbau wurde ein Förderwagen „genullt“ – also mit Lohnabzug belegt – wenn er nach Ansicht des Steigers nicht voll war oder zu viel taubes Gestein enthielt. Hier wird damit der Kinderreichtum der polnischen Zuwanderer verspottet.
Von Seiten der Obrigkeit unterlagen die ‚Ruhrpolen' strengen Kontrollen. Man fürchtete „nationalpolnisches“ Gedankengut und eine „Polonisierung“ des Westens. Polnische Vereine wurden überwacht, politische Aktivitäten unterdrückt. Die preußische Politik zielte auf die „Germanisierung“ der Zuwanderer. Als 1918 die Republik Polen gegründet wurde, verließen viele Polen Deutschland. |