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Armut, Unterdrückung und
Pogrome in Russland zwangen seit den 1880er Jahren rund zwei
Millionen Juden zur Flucht. Die meisten emigrierten in die
USA. Auch Hunderttausende Juden aus dem Osten Österreich-Ungarns
wanderten nach Übersee aus. Vom Bahnhof Ruhleben bei
Berlin fuhren die Auswanderer weiter nach Hamburg oder Bremerhaven.
Von diesen Häfen aus traten sie die Überfahrt nach
Amerika an.
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Auf dem Auswanderer-Bahnhof
Ruhleben |
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1895, Holzstich, 165 x 25,0. Berlin,
Deutsches Historisches Museum , Gr 2005/44
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Oblate über
den freundlichen Empfang von Juden in Amerika |
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Heb. Pub.
Vereinigte Staaten von Amerika, 1909
Chromolithographie, 8,9 x 9,8
Berlin, Deutsches Historisches Museum,
Do 96/131 (MfDG)
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Für die Emigranten war das Kaiserreich demnach ein Transitland.
Nur wenige blieben: 1910 lebten rund 415.000 Juden in Preußen,
davon waren 48.000 ‚Ostjuden’. Von den etwa 17.500
Juden in Sachsen kamen 9.600 aus dem Osten.
Die fremden Juden waren unerwünscht. Preußen, Bayern
und Sachsen verwehrten ihnen Niederlassung und Einbürgerung.
Als nur geduldete Ausländer mussten sie jederzeit mit
Ausweisung rechnen. Diese Praxis wurde vor allem in Preußen
ausgeübt.
Der antisemitische Charakter der preußischen „Abwehrpolitik“
deckte sich mit Vorurteilen in der Bevölkerung. Stereotype
über schmutzige, bettelnde oder betrügerische ‚Ostjuden’
gehörten zum Repertoire des wilhelminischen Antisemitismus.
Er behauptete, dass Juden nicht Angehörige der deutschen
Nation sein konnten.
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Antisemitische
Postkarte |
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„Der Schnorrer oder Der neu eingewanderte Staatsbürger“
Plauen: U. Baasch, um 1900
Lichtdruck, 14,0 x 9,0
Berlin, Sammlung Wolfgang Haney
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Die Karte suggeriert, dass die ostjüdischen Einwanderer
deutsche Staatsangehörige werden konnten. Tatsächlich
machten um 1900 Juden z.B. in Preußen nur rund ein Prozent
der in den preußischen Staatsverband aufgenommenen Ausländer
aus. |