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Bis zum Mauerbau
1961 flohen fast drei Millionen Deutsche aus der Sowjetisch
Besetzten Zone bzw. der DDR. In Westdeutschland galten sie
als politische Flüchtlinge und waren willkommene Arbeitskräfte
im bundesdeutschen „Wirtschaftswunder“. Nach 1961
gelang nur noch Wenigen die Flucht.
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Laufzettel für das Notaufnahmeverfahren
für Flüchtlinge aus der DDR |
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Berlin, Januar – Februar 1954
Druck, handschriftlich, gestempelt, 15,0 x 21,0
Berlin, Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde
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„Ich komme aus der Ostzone und möchte im Westen
bleiben.“ Mit diesem Satz begann für Hunderttausende
von Flüchtlingen aus der DDR das Aufnahmeverfahren im
zentralen Notaufnahmelager Marienfelde in Berlin. Mit einem
Laufzettel, wie dem hier gezeigten, mussten die Flüchtlinge
anschließend ein bürokratisches Verfahren mit zwölf
Stationen durchlaufen. Dabei wurden sie von westdeutschen
und alliierten Beamten intensiv über die Motive ihrer
Ausreise und über Details zur Situation in der DDR befragt.
In Marienfelde erhielten die Flüchtlinge Unterkunft,
Verpflegung und ärztliche Versorgung bis sie in die Bundesrepublik
ausgeflogen wurden.
Das Notaufnahmelager Marienfelde wurde 1953 aufgrund dramatisch
angestiegener Flüchtlingszahlen eingerichtet: 1952 hatte
die DDR die Grenze zur Bundesrepublik abgeriegelt, nur noch
die Berliner Sektorengrenze war für DDR-Bürger durchlässig.
1953 nutzten dieses Schlupfloch über 300.000 Flüchtlinge.
An manchen Tagen musste das Lager mehrere tausend Neuzugänge
verkraften. Der Mauerbau am 13. August 1961 setzte der massenhaften
Flucht aus der DDR ein abruptes Ende. Etwa fünf Millionen
Menschen verließen zwischen 1949 und 1990 die DDR in
Richtung Westen, fast 1,4 Millionen passierten auf dem Weg
in ein neues Leben die Durchgangsstation Marienfelde.
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Berliner Tageszeitung
"BZ" vom Tag nach dem Mauerbau |
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Berlin, 14. August 1961
Druck, 37,6 x 27,4
Berlin, Deutsches Historisches Museum,
Do2 2004/1081
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Seit Ende der 1980er Jahre setzten die Oppositionsbewegungen
in Polen, Ungarn und der CSSR die Öffnung der Grenzen
durch. Daraufhin flüchteten im Sommer und Herbst 1989
Tausende DDR-Bürger in die bundesdeutschen Botschaften
in Prag, Warschau und Budapest. Von dort konnten sie in die
Bundesrepublik ausreisen. Die Deutschen aus der DDR erhielten
den bundesdeutschen Pass und hatten Anspruch auf Arbeitslosengeld,
Sozialhilfe und Rentenleistungen.
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Ankunft der DDR – Flüchtlinge
aus der Prager Botschaft in Hof |
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Stephan Pladeck (Berlin 1963 – 1955 San Francisco)
Hof / Bayern, Oktober 1989. Photograhie
Berlin, Deutsches Historisches Museum, BA 008786
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