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Hands on Fassbinder | 25 Jahre Deutsches Historisches Museum

 


  25 JAHRE DEUTSCHES HISTORISCHES MUSEUM (1987-2012)

 

25 JAHRE DEUTSCHES HISTORISCHES MUSEUM (1987-2012)

Am 28. Oktober 2012 wird das Deutsche Historische Museum 25 Jahre alt. Wir feiern dieses Jubiläum unter anderem am 27. und 28. Oktober mit einem Museumsfest, zu dem alle Gäste bei freiem Eintritt eingeladen sind. Das Zeughauskino präsentiert an beiden Festtagen ganztägig ein vielfältiges Programm, unter anderem Kinderfilme, Kurzfilme über das Museum für Deutsche Geschichte und die Gründung des Deutschen Historischen Museums sowie ein Programm mit Kurzfilmen über die 750-Jahr-Feiern, die 1987 im West- und Ostteil Berlins stattfanden. Wir danken Jeanpaul Goergen für seine Mitarbeit bei der Kuratierung der Kurzfilmprogramme.

 

25 JAHRE DEUTSCHES HISTORISCHES MUSEUM (1987-2012)
Das Deutsche Historische Museum und das Museum für Deutsche Geschichte Ende der 1980er Jahre

Museum für Deutsche Geschichte. Einblicke und Begegnungen
DDR 1988, R: Donat Schober, 29’        35 mm

Deutsches Historisches Museum – Gründungsakt. Archivaufnahme vom 28. Oktober 1987
BRD 1987, Produktion: Landesbildstelle Berlin, 19‘          DigiBeta

Auf Beschluss des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) wird 1952 im Zeughaus Unter den Linden ein „Museum für Deutsche Geschichte“ (MfDG) eingerichtet. Als zentrales Geschichtsmuseum der DDR ist es der marxistisch-leninistischen Geschichtsauffassung verpflichtet. Der Film Museum für Deutsche Geschichte. Einblicke und Begegnungen – eine Dokumentation des DDR-Fernsehens aus dem Jahr 1988 – zeigt den Wiederaufbau des kriegszerstörten Gebäudes, stellt ausgewählte Zeitepochen wie etwa die Bauernkriege und die Revolution von 1848 vor und beobachtet die Vorbereitungen zu einer Sonderausstellung über „Künstler im Klassenkampf“. Der Film gewährt auch Einblicke in die Werkstätten der Restauratoren, in die Münzsammlung und das Gemäldedepot.
Im September 1990 löst die letzte Regierung der DDR das Museum auf; das Deutsche Historische Museum (DHM) aus dem Westteil der Stadt übernimmt Bestände und Gebäude. Das DHM war 1987 zum 750-jährigen Stadtjubiläum als Geschenk der Bundesrepublik Deutschland an das Land Berlin gegründet worden und sollte am Spreebogen in der Nähe des Reichstags entstehen. Der  Archivfilm Deutsches Historisches Museum – Gründungsakt zeigt Ausschnitte von der Grundsteinlegung sowie den Ansprachen von Berlins Regierendem Bürgermeister Eberhard Diepgen und Bundeskanzler Helmut Kohl im Reichstag – ein seltenes Zeitdokument aus den Beständen des Landesarchivs Berlin, das auch interessante Aufschlüsse über die Motive gibt, die zur seinerzeit heftig umstrittenen Gründung des DHM führten. (jg)

Eintritt frei
am 27.10.2012 um 11.00 Uhr
am 28.10.2012 um 11.00 Uhr

 

25 JAHRE DEUTSCHES HISTORISCHES MUSEUM (1987-2012)
750 Jahre Berlin: Kurzfilme aus West- und Ost-Berlin

Berlin 1987. Zum 750. Geburtstag
BRD 1987, Regie: Ottokar Runze, 12'  35 mm

Ein Höhepunkt – Impressionen vom Festumzug zum 750-jährigen Bestehen von Berlin
DDR 1987, R: Rolf Schnabel, 18’          35 mm

Berliner Bilderbogen
DDR 1988, R: Rolf Schnabel, 10‘          DigiBeta

... das war's. 750 Jahre Berlin
BRD 1988, R: Herbert Viktor, 13’          35 mm

Zur 750-Jahr-Feier Berlins 1987 kontrastiert Ottokar Runze in einer kritischen Hommage die leicht schäbigen Ecken Berlins mit den großen Staatsempfängen und Militärparaden im Ost- und Westteil der geteilten Stadt. Zwei Stadthälften mit verschiedenen politischen Zugehörigkeiten organisieren zwei Feierprogramme zum Stadtjubiläum; es sind auch zwei Versuche, die Deutungshoheit über die Geschichte Berlins zu erlangen. Hier der Anspruch, Berlin als sozialistische Stadt zu etablieren, dort das Unterfangen, mit Hilfe zahlreicher kultureller Großereignisse die politische Randlage Westberlins zu überdecken. Die für die Stadtwerbung hüben und drüben gedrehten Kurzfilme vermeiden aber schrille politische Töne. Mit schnellen Schnitten zu flotter Musik zeigen sie vielmehr ein buntes Kaleidoskop der volkstümlichsten Veranstaltungen. Der Berliner Bilderbogen (1988) lässt die zahlreichen Programme im Ostteil der Stadt Revue passieren. Ein Höhepunkt (1988) konzentriert sich auf Ausschnitte aus dem großen Festumzug Unter den Linden. In Westberlin erstrecken sich ungezählte Aktivitäten über das ganze Jahr, so dass Herbert Viktor seine filmische Bilanz fast schon erleichtert mit ... das war's (1988) betiteln kann. (jg)

Eintritt frei
am 27.10.2012 um 12.30 Uhr und 16.00 Uhr
am 28.10.2012 um 12.30 Uhr und 16.00 Uhr

 

25 JAHRE DEUTSCHES HISTORISCHES MUSEUM (1987-2012)
Filme, nicht nur für Kinder

Emil und die Detektive
D 1931, R: Gerhard Lamprecht, B: Billie Wilder, nach dem Buch von Erich Kästner, K: Werner Brandes, M: Allan Gray, D: Fritz Rasp, Käthe Haack, Rolf Wenkhaus, Rudolf Biebrach, 72’            35 mm

Emil Tischbein fährt von der Provinz nach Berlin, um die großen Ferien bei seiner Großmutter zu verbringen. Nachdem ihm im Zug 140 Mark gestohlen werden, gelingt es ihm durch die Mithilfe Gleichaltriger, den Dieb dingfest zu machen. Als Emil und die Detektive 1931 als früher Tonfilm gedreht wurde, war der zugrunde liegende Roman bereits ein millionenfach verkaufter Bestseller und hatte auch als Bühnenversion schon große Erfolge gefeiert. Die Verfilmung konnte also als „sichere Bank“ durchgehen, gleichwohl wurde auf sie höchste Sorgfalt verwendet. Ohne Zweifel ist Emil und die Detektive bis heute die gelungenste aller Kästner-Adaptionen geblieben. In Lamprechts Film verbindet sich das packende Geschehen um Solidarität und die Kraft der vermeintlich Schwachen mit einzigartigem Berliner Lokalkolorit. Mit für damalige Konventionen zahlreichen Außenaufnahmen, der durch Billie Wilder pointiert gebündelten Erzählung und den frisch agierenden Darstellern wurden Maßstäbe gesetzt. „So ist aus einem Kinderfilm mehr geworden als ein Spiel für Kinder. Denn es sind nicht Abenteuer einer Scheinwelt, die der Zuschauer miterlebt, nein, die lebendige Gegenwart spricht zu ihm. Und wenn Hunderte von Kindern den Dieb durch die Straßen verfolgen, dann hat ein jeder vergessen, dass er nur Zuschauer ist.“ (Oskar Kalbus). (cl)

Eintritt frei
am 27.10.2012 um 14.00 Uhr

 

25 JAHRE DEUTSCHES HISTORISCHES MUSEUM (1987-2012)

Moritz in der Litfaßsäule
DDR 1983, R: Rolf Losansky, B: Christa Kozik, K: Helmut Grewald, M: Karl-Ernst Sasse D: Dirk Müller, Rolf Ludwig, Dieter Mann, Walfriede Schmitt, Dorit Gäbler, Barbara Schnitzler, 86'            35 mm

Der zirka 10-jährige Moritz fühlt sich unverstanden: Seinem Vater ist er zu langsam, der Lehrerin zu verträumt, seine überforderte Mutter hat kaum Zeit für ihn. Ob zu Haus oder in der Schule – alle haben sie etwas an ihm auszusetzen. Deshalb hinterlässt er eines Morgens zuhause einen Zettel mit der lakonischen Mitteilung: „Ich bin gegangen. Es hat mir nicht mehr gefallen.“ Eine hohle Litfaßsäule mitten auf dem Marktplatz seiner heimatlichen Kleinstadt dient Moritz als Zufluchtsort. In diesem Refugium trifft er auf eine sprechende Katze, mit der er sich über den Sinn des Lebens austauscht. Mit der Zeit gewinnen auch ein Straßenfeger und eine Zirkusakrobatin, Außenseiter wie er, sein Vertrauen. Während Moritz in diesem „Exil“ einen Reifungsprozess durchmacht, sorgt sein Verschwinden in der Familie und in der Schule für ein Umdenken. Als der Junge dann zu seiner Familie zurückkehrt, besteht berechtigte Hoffnung, dass ihm nun mit etwas mehr Toleranz begegnet wird. Moritz in der Litfaßsäule ist einer der gelungensten DEFA-Kinderfilme überhaupt. Ironisch wird die allgegenwärtige Forderung nach Vernunft in Frage gestellt, kindliche Phantasie hingegen als wertvolles Gut verteidigt. Programmatisch heißt es schon im Vorspann: „Ein Film für alle, die die Welt noch mit drei Augen sehen können.“ (cl)

Eintritt frei
am 28.10.2012 um 14.00 Uhr

 

25 JAHRE DEUTSCHES HISTORISCHES MUSEUM (1987-2012)
750 Jahre Berlin: Berlin, Berlin

Berlin, Berlin – Die Ausstellung im Gropiusbau

BRD 1987, R: Marie-Louise von Plessen, Manfred Strastil, 41’   16 mm

Die Geschichte Berlins, nacherzählt an Hand der Exponate der großen stadthistorischen Ausstellung Berlin, Berlin, die im Jubiläumsjahr 1987 im Martin-Gropius-Bau zu sehen war. Gleichzeitig dokumentiert der Film aber auch die von dem Ausstellungsmacher Bodo-Michael Baumunk konzipierte und dem Architekten Hans Dieter Schaal gebaute Ausstellung selbst. Spektakuläre Inszenierungen der weltoffenen Metropole der 1920er Jahre und bedrückende Bildfindungen zu Nazi-Wahn und Weltkrieg machten diese Ausstellung zu einem eindringlichen visuellen Erlebnis. Die Ausstellungsmacher, so schrieb damals Benedikt Erenz in der Zeit, „haben schier Titanisches geleistet, um aus einem schlichten Vitrinenmuseum ein historiographisches Gesamtkunstwerk zu machen. Und wenn sie dies auch vielleicht nicht ganz geschafft haben, so gelang ihnen doch ein Gesamtkunststück. Weder plump präsentiert noch dumpf inszeniert, bittet die Ausstellung ganz schlicht ‚um Aufmerksamkeit’, um Nachdenken, nicht Nachempfinden.“
Marie-Louise von Plessen, die Autorin und Co-Regisseurin des Films, gehörte 1987 zum Kuratoren-Team der Ausstellung. Der Historiker Reinhard Rürup übernahm die wissenschaftliche Beratung dieser von Ulrich Eckhardt, dem Beauftragten des Berliner Senats für die 750-Jahr-Feier 1987, in Auftrag gegebenen, selten gezeigten Dokumentation. (jg)

Eintritt frei
am 27.10.2012 um 17.30 Uhr
am 28.10.2012 um 17.30 Uhr

 

25 JAHRE DEUTSCHES HISTORISCHES MUSEUM (1987-2012)
Berlin, West und Ost, Ende der 1980er Jahre

Der Himmel über Berlin
BRD/F 1987, R: Wim Wenders, K: Henri Alekan, M: Jürgen Knieper, Laurent Petitgand, S: Peter Przygodda, D: Bruno Ganz, Solveig Dommartin, Otto Sander, Curt Bois, Peter Falk, Hanns Zischler, 128‘    35 mm

Dass nur noch zwei Jahre bis zum Fall der Berliner Mauer verbleiben würden, war 1987 schwer vorstellbar. Als Wim Wenders jedenfalls im selben Jahr seinen Himmel über Berlin drehte, stand sie noch felsenfest. Nur Film-Engel konnten sie ungehindert passieren – die materielle Welt existiert für sie nicht. Erst als sich Damiel, einer dieser über Berlin schwebenden, ätherischen Wesen, in eine Frau verliebt, gewinnen Gebäude, Straßen, Menschen für ihn Kontur, Farbe und Geruch. Allerdings wird er durch seinen Übertritt auch sterblich. Dieser Preis scheint ihm angemessen.
Der Himmel über Berlin ist ein Phänomen: Teilweise fast dokumentarisch den West-Berliner Biotop jener Zeit einfangend, teilweise hemmungslos schwelgend im Märchenhaften, spiegelt der Film doch auf einmalige Weise eine für immer verschwundene Befindlichkeit. Das traumwandlerische Spiel von Sander und Ganz, die Musik von Nick Cave oder Crime and The City Solution, die Texte von Peter Handke – die scheinbar heterogenen Momente des Films vereinen sich zu einem letztlich harmonischen Mosaik. Wenn die Kamera in einer Szene zwanglos durch die Mauer zwischen West- und Ost-Berlin fährt, so findet zumindest dieses Wunder im Nachhinein eine irdische Erklärung: Der DEFA-Kameramann Thomas Plenert filmte heimlich die Aufnahmen im Osten, Hanns Zischler schmuggelte das Filmmaterial anschließend in den Westen. (cl)

Eintritt frei
am 27.10.2012 um 19.00 Uhr

 

25 JAHRE DEUTSCHES HISTORISCHES MUSEUM (1987-2012)

Die Architekten
DDR 1990, R: Peter Kahane, K: Andreas Köfer, Christoph Prochnow, M: Tamás Kahane, D: Kurt Naumann, Rita Feldmeier, Uta Eisold, Ute Lubosch, Jörg Schüttauf, Christoph Engel, 97‘            35 mm

Daniel Brenner ist Mitte 40 und Architekt. Außer ein paar Bushaltestellen, Trafohäuschen und Kaufhallen konnte er bislang allerdings nichts gestalten. Dann erhält er die Chance seines Lebens: Als Chefarchitekt soll er das Zentrum eines neuen Wohngebiets entwerfen. Da der Forderung, seine Mitarbeiter für das Projekt selbst zu rekrutieren, stattgegeben wird, gibt er sich mit Begeisterung dem Neubeginn hin. Das Team entwickelt ehrgeizige Pläne, will alles anders machen. Schon bald erweist sich jedoch, dass kaum etwas von den kühnen Gedanken umsetzbar sein wird. Zuerst werden kleine Kompromisse gefunden, zuletzt droht das gesamte Unterfangen zu scheitern. Zunehmend verliert Brenner seine Identität.
Die Architekten ist der letzte DEFA-Film, der vor dem 3. Oktober 1990 Premiere hatte. Er stellt ein seltenes Beispiel für die Gleichzeitigkeit von Fiktion und Zeitgeschichte dar. Bereits seit Mitte der 1980er Jahre geplant, konnten der Regisseur und sein Autor Thomas Knauf ihr Projekt erst realisieren, als sich die DDR bereits aufzulösen begann. Als der Film endlich gedreht werden konnte, war es für ihn eigentlich schon zu spät. Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten hatte die Realität den Film bereits so weit eingeholt, dass es für das Filmteam immer schwieriger wurde, Bilder der alten DDR authentisch aufzunehmen, da diese mit jedem Tag ein Stück mehr verschwand. Gleichzeitig ging das potentielle Publikum des Films verloren. (cl)

Eintritt frei
am 28.10.2012 um 19.00 Uhr

 

 
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