Rudolf Bosselt war im Medaillenfach einer der konsequentesten Vertreter
des Jugendstils. Seine Zugehörigkeit zur Darmstädter Künstlerkolonie
auf der Mathildenhöhe hatte ihn stark geprägt. Zur Weltausstellung
in Brüssel 1910 veranstaltete Bosselt eine vielbeachtete Ausstellung
seiner Medaillen und Plaketten. Vom Reichskommissar für die deutsche
Abteilung auf der Weltausstellung erhielt er den Auftrag für eine
Erinnerungsmedaille, die an Personen vergeben werden sollte, die sich
um den deutschen Ausstellungsbeitrag verdient gemacht hatten. Das von
Bosselt für die Medaille gewählte Zitat entsprang seiner Goethe-Rezeption,
die er um 1899 begann. Aus Goethes 1777 uraufgeführtem Singspiel
"Lila" stammt der Rückseitentext "Allen Gewalten
zum Trutz
" Die Szene des den Stier bei den Hörnern
packenden Athleten und der wachsame Adler vor dem "Deutschen Haus"
der Weltausstellung stellen den Zeitbezug her und geben dem Wunsch Ausdruck,
in Brüssel Erfolge zu erringen. Gleich anderen ließ Bosselt
Medaillen auch bei Poellath in Schrobenhausen nahe Augsburg gießen
und prägen. Diese Firma, gegründet 1778, führte unter
dem Firmeninhaber und Kunstmäzen Georg Hitl (1863-1923) zahlreiche
bahnbrechende Medailleneditionen aus.