I. Zur deutschen Medaille zwischen Kunst, Historiographie und Museum |
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In Deutschland kamen die Medaillenverfertiger
anfänglich aus den Berufsgruppen der Kleinbildhauer, Bildschnitzer,
Goldschmiede, Graveure, Münz- und Siegelstempelschneider. Vielfach
unterlagen sie dem städtischen Zunftzwang, vereinzelt waren sie aber
auch als Freimeister tätig oder fanden Anstellung an einem Fürstenhof.
Die Medaillen entstanden überwiegend im Auftrag. Der Medailleur war,
wollte er sein Erzeugnis verkaufen, an Publikumsinteresse und -geschmack
gebunden und hatte seinen Auftrag adäquat auszuführen. Vielfach
bestimmte der Besteller bis ins Detail über die Gestalt der Medaille,
und der Medailleur konnte - oftmals in seiner Multifunktion als Maler,
Bildhauer, Bossierer, Goldschmied usw. - seinen Einfluß zuallererst
im handwerklichen Können und bestenfalls in Stil und Mache zur Geltung
bringen. Unterhielt der Medailleur eine größere Werkstatt und
betrieb er gar noch einen eigenen Medaillenverlag, widmete er sich, beispielsweise
zu aktuell-politischen Tagesthemen, zumeist auch der freien Medaillenproduktion,
die er dem interessierten Publikum zum Kauf anbot. Daneben blieb dem Medailleur
für seine pure Kunst eine dritte Gruppe freier, das heißt auftragloser
Medaillen, deren Empfänger oft der Familien- oder Freundeskreis war,
dessen Vertreter mit individuellen Medaillen vom Künstler ge- oder
verehrt wurden. Beispielhaft und folgerichtig spiegeln die Berliner Kunstakademieausstellungen
des 18. und 19. Jahrhunderts diese im Medaillenfach festgefügten
Bahnen.(1)
Ein neuer freier Kunst- und Künstlerbegriff des späten 19. Jahrhunderts löste die Kontroverse innerhalb der gewissermaßen "wahren Medaillenkunst" aus, die dem im Publikum nach wie vor hochgeschätzten Medaillenhandwerk und schlimmstenfalls der Medaillen(massen)fabrikation gegenüberstand. Wellen der Entrüstung und Enttäuschung über den fortschreitenden Niedergang der Medaillenkunst gingen an der Wende zum 20. Jahrhundert bei gleichzeitig wachsender Herstellungsperfektion mit dem Bemühen einher, die Medaille im Sinne des Jugendstils zu erwecken(2) oder aber sich auf die Traditionen der Renaissance zu besinnen und damit die vermeintliche Erstarrung im Fach zu beseitigen. Allerdings sieht sich seither die Medaille in allen ihren Spielarten und ihrem innewohnenden Anspruch auf Dauerhaftigkeit einer durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt bisher ungekannten Schnellebigkeit gegenüber. "Die Zeit fährt Auto", schrieb Erich Kästner in den zwanziger Jahren treffend. |
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Bereits in der ersten Berliner Akademieausstellung 1786
war auch das Medaillenfach vertreten. Medailleur Abraham Abramson zeigte
15 Medaillen auf historische Ereignisse und Persönlichkeiten und
vier Wachsbossierungen. Vgl. Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen
1786-1850, Bearb. H. Börsch-Supan, Quellen und Schriften zur bildenden
Kunst 4, Berlin 1971.
Lichtwark, 1897.
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