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  Sabine Josefine Brand
Wissenswertes zum "Türkenzelt"
 

Das "Türkenzelt" ist ein besonders großes und bedeutungsvolles Objekt aus der Sammlung des DHM in Berlin. Es handelt sich dabei um ein rundes Zelt, welches bei den Feldzügen der osmanischen Streitkräfte als Repräsentations- und gegebenenfalls Empfangsraum einer höher gestellten Persönlichkeit mitgeführt wurde. Dieses Zelt von ungefähr 20 m Wandumfang, 7 m Durchmesser und 3,50 m Höhe ist weitgehend aus Baumwollgewebe gefertigt. Die exakten Maßangaben können erst nach Abschluß der Konservierungsarbeiten und dem Aufbau des Objektes ermittelt werden. Die dekorativen Elemente sind im Zeltinneren zu sehen. Sie sind aus Halbseide (Gewebe aus Seidenkette mit Baumwollschuß) gefertigt und in Applikationstechnik auf das sich auf das gesamte Zelt erstreckende rote Grundgewebe aus Baumwolle verteilt und nähtechnisch fixiert. Die außenseitige "Abfütterung" des Objektes wurde unter Einsatz von Kupfer enthaltenden Farbstoffen aus blau-grün gefärbtem Baumwollgewebe gearbeitet. Tragende Elemente dieses dreidimensionalen Großobjektes sind mehr oder weniger versteckte Baumwollgurte und Seile von etwas variierender Ausführung. Wichtigster Träger war und ist jedoch die zentrale und durch die Dach-Mitte verlaufende Rundstange. Entsprechend vieler überlieferter Vergleichsbeispiele war sie höchstwahrscheinlich auch aus Holz gefertigt mit geschnitzter, möglicherweise zusätzlich noch bemalter Oberfläche und mit einer aus Metall gearbeiteten, aufzusteckenden Abschlussspitze versehen. Beides ist im Laufe der abenteuerlichen Geschichte des Zeltes verschollen. Ebenfalls für die Errichtung und Belastung des Großobjekts unverzichtbar waren und sind zum einen die Holzknebel, welche die Verbindung von Zeltwand und Zeltdach ermöglichen, und zum anderen die lederverstärkten Eckbereiche um Öffnungen im Baldachin herum, damit dieser mit Hilfe von zwei weiteren (verlorenen) Rundstangen hochgehalten werden kann.
Es ist einer besonderen Erwähnung wert, daß die rote Farbe des durchgehenden Baumwollgrundgewebes in weiten Teilen zu einem blasseren Rot-Ton verblichen ist. Die Applikationen aus Halbseide geben in ihrem schadhaften Zustand ebenso einen Hinweis auf das Alter und den Gebrauch dieses Objektes während der etwa letzten 320 Jahre. Trotz dieser langen Zeitspanne ist der Erhaltungszustand des Zeltes insgesamt von bemerkenswerter Qualität.
In jedem Falle ist eine Menge Konservierungs- und Restaurierungsarbeit vonnöten, bevor das Zelt der Öffentlichkeit ab Frühjahr 2004 in der Dauerausstellung des DHM wieder vorgestellt werden kann. Demzufolge ist es seit 1997 in einer Restaurierungswerkstatt in Bearbeitung und wird dort bis zum Abschluss der Maßnahmen gegen Ende 2001 verbleiben.
Über die Einzelheiten, den Fortgang und das Ende dieser Arbeiten wird zu einem anderen Zeitpunkt berichtet werden.

Berlin, im Februar 2000