Hermann Hesse 1877-1962

Schriftsteller

Schon 1912 lässt sich Hesse nach einer Indienreise in der Schweiz nieder, wird dort 1924 Staatsbürger. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs ist er bereits ein bekannter Autor, einer der von sich sagt, dass ihm alles Politische nicht liege. Dennoch appelliert er 1914 an die deutschen Intellektuellen, nicht in nationalistische Polemik zu verfallen. 1915 richtet er in Bern eine Kriegsgefangenenfürsorge ein. Den Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 in Deutschland beobachtet er mit Sorge, erklärt sich solidarisch mit jüdischen sowie vom NS-Regime verfolgten Schriftstellern. Für viele Exilanten ist er erste Anlaufstation. Seine Bücher sind in Deutschland nicht verboten, aber "unerwünscht". 1943 erscheint in Zürich sein letzter großer Roman "Das Glasperlenspiel", 1946 erhält er für sein Werk den Nobelpreis.

  • 1877
    2. Juli: Hermann Hesse wird als Sohn des pietistischen Missionars Johannes Hesse und dessen Frau Marie (geb. Gundert) in Calw geboren.
  • 1891
    Er wird als Stipendiat in das evangelische Klosterseminar Maulbronn aufgenommen. Sieben Monate später flieht er, weil er nach eigenen Angaben "entweder Dichter oder gar nichts werden" will.
  • 1893
    Kurz nach dem Bestehen des Einjährigen-Examens (Mittlere Reife) verlässt er das Cannstatter Gymnasium.
  • 1895
    Hesse schließt eine Lehre als Turmuhrenmechaniker ab und beginnt eine zweite als Buchhändler in Tübingen.
    Erste literarische Arbeiten entstehen.
  • 1898
    Hesses erste Lyriksammlung "Romantische Lieder" erscheint.
  • 1899
    Hesse veröffentlicht Prosastücke unter dem Titel "Eine Stunde hinter Mitternacht".
  • 1899-1903
    Er arbeitet als Buchhändler und Antiquar in Basel.
  • 1904
    Der literarische Durchbruch gelingt ihm mit dem zivilisationskritischen Entwicklungsroman "Peter Camenzind".
    Er heiratet die Basler Fotografin Maria Bernoulli. Aus der Ehe gehen drei Söhne hervor.
  • 1904-1912
    Hesse lebt als freier Schriftsteller mit seiner Familie in Gaienhofen am Bodensee.
  • 1906
    In der Erzählung "Unterm Rad" verarbeitet er eigene Schulerfahrungen und Jugendkrisen.
  • 1907-1912
    Zusammen mit Albert Langen (1869-1909), Ludwig Thoma (1867-1921) u. a. gibt Hesse die linksliberale Zeitschrift "März" heraus. Er betreut den belletristischen Teil.
  • 1911
    Hesse bereist mehrere Monate mit dem Maler Hans Sturzenegger (1875-1943) Ceylon, Singapur und Sumatra, die Wirkungsstätten seines in der Mission tätigen Vaters wie seines Großvaters. Seine Hoffnung auf spirituell-religiöse Inspiration erfüllt diese Reise nach eigener Aussage nicht, dennoch wirkt sie auf sein weiteres literarisches Werk.
  • 1912
    Übersiedlung mit der Familie nach Bern.
  • 1914
    Bei Beginn des Ersten Weltkriegs meldet Hesse sich freiwillig zum Militärdienst für das Deutsche Reich. Er wird jedoch aufgrund seiner hochgradigen Kurzsichtigkeit für "felddienstuntauglich" erklärt. Daraufhin arbeitet er in der Kriegsgefangenenfürsorge. Unter dem Eindruck dieser Tätigkeit spricht er sich öffentlich gegen patriotische Kriegsdichtung aus und wird deshalb von rechtsstehenden Publizisten zum Vaterlandsverräter erklärt. Daraufhin reift bei Hesse der Entschluss heran, sich um die schweizerische Staatsbürgerschaft zu bemühen.
  • ab 1916
    Der Tod seines Vaters, eine schwere Erkrankung seines Sohnes Martin, die ausbrechende Schizophrenie seiner Ehefrau und nicht zuletzt die Enttäuschung über das politische Versagen vieler Künstler und Intellektueller angesichts des Kriegs führen Hesse in eine tiefe Krise. Er unterzieht sich daraufhin einer Psychoanalyse bei einem Schüler von Carl Gustav Jung (1875-1961). Diese Erfahrungen fließen in den Roman "Demian" (1919) ein.
    Erste malerische Arbeiten entstehen.
  • ab 1919
    Hesse übersiedelt ohne seine Familie nach Montagnola im Tessin, wo er den Rest seines Lebens verbringt.
    In zahlreichen Publikationen und in Antworten auf Leserbriefe wendet sich Hesse an die deutsche Jugend in der Hoffnung, Deutschland geistig zu erneuern und einen weiteren Krieg zu verhindern.
  • 1922
    Der Roman "Siddharta" erscheint.
  • 1923
    Scheidung von seiner Frau.
  • 1924
    Ehe mit Ruth Wenger. Die Verbindung wird 1927 geschieden.
    Hesse wird Schweizer Staatsbürger.
  • 1926
    Hesse wird in die Preußische Akademie der Künste gewählt.
  • 1927
    Der Roman "Steppenwolf" wird veröffentlicht.
  • 1930
    Der Roman "Narziß und Goldmund" erscheint.
  • 1931
    Heirat mit der Kunsthistorikerin Ninon Dolbin (geb. Ausländer).
    Beginn der Arbeit am "Glasperlenspiel".
    Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste aus politischen Gründen.
  • 1933-1945
    Obwohl Hesse keine politischen Aufrufe unterzeichnet, lässt er in seinen Privatbriefen und literarischen Kritiken keinen Zweifel an seiner Ablehnung des NS-Regimes. Er dient zahlreichen Künstlern, die aus Deutschland fliehen, als erste Anlaufstation.
  • 1942
    Er gibt sein lyrisches Werk gesammelt heraus.
  • ab 1943
    Nach dem Erscheinen des "Glasperlenspiels" zieht sich Hesse aufgrund seines schlechter werdenden Gesundheitszustandes, vor allem wegen seiner zunehmenden Sehschwäche, weitgehend aus dem literarischen Leben zurück.
  • 1946
    Hesse erhält den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt/Main.
    Er wird für sein Lebenswerk mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.
  • 1947
    Ihm wird die Ehrendoktorwürde der Universität Bern verliehen.
  • 1955
    Hesse erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
  • 1962
    9. August: Hermann Hesse stirbt in Montagnola.
Rebekka von Mallinckrodt, Antonia Meiners
23. März 2021

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