Max Reinhardt 1873-1943

Schauspieler, Regisseur, Intendant, Unternehmer

Max Reinhardt beeinflusst und prägt mehr als ein Vierteljahrhundert lang das Berliner, das deutsche und auch das internationale Theatergeschehen als Schauspieler, Regisseur, Intendant und Unternehmer. Er ist eine der berühmtesten Persönlichkeiten des deutschsprachigen Kulturlebens im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft ist er den Repressionen des NS-Staates ausgesetzt. Ab 1937 lebt er mit Helene Thimig, seiner zweiten Ehefrau, im US-amerikanischen Exil. 1938 wird sein Besitz in Salzburg von der Gestapo beschlagnahmt.

  • 1873

    9. September: Max Reinhardt (eigtl. Maximilian Goldmann) wird als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Baden (Niederösterreich) geboren.

  • 1890-1892
    Neben einer Banklehre nimmt er privaten Schauspielunterricht und debütiert 1890 an einem Wiener Privattheater. Danach folgen kleinere Engagements in Wien und in der Provinz. Auf den Theaterzetteln nennt er sich bereits Reinhardt.
  • 1894-1902
    Ensemblemitglied am Deutschen Theater in Berlin, wo er vorwiegend für das Rollenfach "alter Mann" besetzt wird.
  • 1901
    Er gründet mit einigen Kollegen in Berlin die Kleinkunstbühne "Schall und Rauch", aus der 1902/03 das "Kleine Theater" wird.
  • 1903
    Er übernimmt offiziell die Leitung des "Kleinen Theaters" und des "Neuen Theaters" (heute: Berliner Ensemble, Theater am Schiffbauerdamm).
  • 1904
    Die ganze Familie darf offiziell den Nachnamen Reinhardt führen.
  • 1905
    Übernahme der Direktion des Deutschen Theaters und Gründung einer Schauspielschule.
  • 1906
    Eröffnung der Kammerspiele, die dem Deutschen Theater angeschlossenen sind.
  • 1911
    Uraufführung von Hugo von Hofmannsthals "Jedermann" unter Reinhardts Regie am Deutschen Theater.
    Er wird von Richard Strauss für die Uraufführung des "Rosenkavaliers" nach Dresden geholt. Mit der Inszenierung setzt er neue Maßstäbe in der Opernregie. Er behandelt die Sänger als Schauspieler und bietet auch über die dramatischen Aspekte den Zugang zum Werk.
  • ab 1912
    Reinhardt, der als Begründer des neuen Regietheaters gilt, führt bevorzugt Großrauminszenierungen mit riesiger Bühnenmaschinerie und einer Vielzahl von Statisten auf. Mit diesem "Schautheater" ist er in den nächsten Jahren in der ganzen Welt präsent.
  • 1915-1918
    Leitung der Berliner Volksbühne.
  • 1917
    Reinhardt richtet am Deutschen Theater die Versuchsbühne "Das junge Deutschland" ein, die mit Inszenierungen von Stücken Oskar Kokoschkas, Else Lasker-Schülers und Franz Werfels (1890-1945) zur Durchsetzung des Expressionismus in Deutschland beiträgt.
  • 1918

    Reinhardt erwirbt das Schloss Leopoldskron (bei Salzburg), das bis zur Enteignung durch die Nationalsozialisten 1938 ein Treffpunkt von Künstlern ist.

  • 1919
    Eröffnung des Großen Schauspielhauses im umgebauten Zirkus Schumann in Berlin (später: Friedrichstadtpalast), das wegen Routineaufführungen auch als "Zirkus Reinhardt" kritisiert wird.
  • 1920
    Mitbegründer der Salzburger Festspiele.
  • 1922
    Reinhardt gibt die Direktion der Berliner Bühnen ab.
  • 1924
    Reinhardt eröffnet die Komödie am Kurfürstendamm und wird erneut Direktor der Berliner Bühnen.
    Er engagiert Bertolt Brecht und Carl Zuckmayer als Dramaturgen am Deutschen Theater.

    Wiedereröffnung des Wiener "Theaters in der Josefstadt" unter der Leitung von Reinhardt.
  • 1928
    Eröffnung des Berliner Theaters und der Schauspiel- und Regieschule in Wien (Max-Reinhardt-Seminar).
    In seiner 1947 postum veröffentlichten "Rede über den Schauspieler" dokumentiert Reinhardt seine Arbeitsweise und sein Kredo: "Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters".
  • 1932
    Reinhardt gibt die Verwaltung seines "Theaterkonzerns" ab.
  • 1933
    Die Nationalsozialisten bieten Reinhardt eine "Ehren-Arierschaft" an, die er empört ablehnt. Er verlässt Berlin und geht nach Österreich, wo er die Direktion des "Theaters in der Josefstadt" abgibt und mit den Vorbereitungen seiner Emigration beginnt.
  • 1935

    Heirat mit der österreichischen Schauspielerin Helene Thimig (1889-1974).

  • 1937
    Die Uraufführung von Werfels "In einer Nacht" ist Reinhardts letzte Inszenierung auf europäischem Boden.
    Emigration in die USA.
  • 1938
    Gründung des "Max Reinhardt Workshop", einer Art Theater- und Filmakademie.
  • 1943
    31. Oktober: Max Reinhardt stirbt in New York.
Janca Imwolde, Heike Krokowski, Katrin Pieper
8. Juli 2022

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