Stefan George 1868-1933

Schriftsteller

  • 1868
    12. Juli: Stefan George wird in Büdesheim (bei Bingen) als Sohn des Weingutsbesitzers Stephan George und dessen Frau Eva (geb. Schmitt) geboren.
  • 1882-1888
    George besucht ein Gymnasium in Darmstadt. Um bestimmte Autoren im Original lesen und übersetzen zu können, lernt er selbständig Italienisch und Norwegisch.
  • 1887
    Zusammen mit Schulfreunden veröffentlicht er die Zeitung "Rosen und Disteln", in der er eigene Gedichte publiziert.
  • 1888/89
    George unternimmt ausgiebige Reisen durch Westeuropa und kommt in Paris mit Vertretern des Symbolismus zusammen. Dies bestärkt ihn in seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem in Deutschland verbreiteten literarischen Realismus.
  • 1889-1891
    Für drei Semester ist George an der Berliner Universität immatrikuliert und besucht Vorlesungen in Philosophie, Romanistik, Anglistik, Germanistik und Kunstgeschichte.
  • 1890
    Sein erster Gedichtband "Hymnen" wird veröffentlicht.
  • 1891
    Nach Abbruch seines Studiums reist er wieder. Er hält sich nie länger als einige Monate an einem Ort auf und wohnt häufig bei Freunden und Bekannten im deutschsprachigen Raum. Er verknüpft sein literarisches Schaffen mit seinen jeweiligen Aufenthaltsorten. In seinem zweiten Lyrikband "Pilgerfahrten" stilisiert und ästhetisiert er bewusst diese Lebensweise. In der äußeren Form seiner Lyrik verzichtet er auf Interpunktion und benutzt die absolute Kleinschreibung.
    Er beginnt mit verschiedenen Übersetzungen von Werken berühmter Autoren wie Dante Alighieri (1265-1321) und William Shakespeare (1564-1616) sowie von zahlreichen französischen Dichtern. Während seiner gesamten Schaffenszeit überträgt er fremdsprachige Werke auf eine neuartige Weise ins Deutsche und verzichtet auf eine möglichst nahe Übersetzung.
    In Wien hat er eine intensive, aber kurze Freundschaft mit Hugo von Hofmannsthal.
  • 1892
    George wird Mitherausgeber der "Blätter für die Kunst", die bis 1919 unregelmäßig in zwölf Folgen erscheinen und mit denen er seine ästhetische Programmatik einer "kunst für die kunst" einem bewusst begrenzten Publikum vermitteln will.
    Aus dem Mitarbeiterkreis der "Blätter für die Kunst" erwächst der sogenannte George-Kreis als ein loses Bündnis junger Lyriker um George als geistige Autorität.
  • 1893
    In München tritt George mit dem Kreis der Kosmiker in Kontakt und kehrt mehrfach dorthin zurück.
  • 1897
    Der Zyklus "Das Jahr der Seele", in dem er die traditionelle Naturpoesie umformt, wird zum bedeutendsten Werk seiner ersten Schaffensperiode und bringt ihm eine breite Anerkennung.
  • 1899
    Der Gedichtband "Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod mit einem Vorspiel" zeigen George als Meister der einheitlichen symmetrischen Gliederung und sentenzhaften Dichte der Lyrik.
  • 1907
    Mit dem Zyklus "Der siebente Ring" vollzieht er einen Richtungswandel von Leben und Werk, mit dem er statt einer neuen und rein ästhetischen Kunst eine neue Lebensweise schaffen will. Er versteht sein literarisches Schaffen nun als pädagogischen und prophetischen Auftrag.
    Die persönliche Ausstrahlungskraft und das neue Selbstverständnis Georges erweitern seinen Schülerbund zu einem intellektuellen Elitekreis mit bündischem Charakter, der auf die Geisteswissenschaften in Deutschland starke Wirkungen hat. George, der nicht öffentlich auftritt und keine eigene Popularität wünscht, wirkt hier als Mentor und Meister von bedeutenden und einflussreichen Gelehrten wie etwa Friedrich Gundolf (1880-1931).
  • 1910-1912
    Mit dem "Jahrbuch für geistige Bewegung" versucht der George-Kreis, sich politische Geltung zugunsten einer "geistigen Erneuerung" zu schaffen.
  • 1914
    Mit der Gedichtsammlung "Der Stern des Bundes" erreicht die formstrenge Einheit von Gedanke und Struktur bei George ihren Höhepunkt.
  • 1917
    Den Ersten Weltkrieg interpretiert er in "Der Krieg" als schicksalhaftes Zeichen der kulturellen Verderbtheit infolge der Massenkultur.
  • 1918
    Die deutsche Niederlage bestärkt George in seinem pädagogischen Glauben, für das Volk eine hellenisch beeinflusste Vision vom Ethos der Jugend schaffen zu müssen. In der Weimarer Republik, der er distanziert gegenübersteht, vereinigt sein Schülerkreis zionistische und antisemitische Mitglieder ebenso wie nationalistische und republikanische Anhänger. Der Einfluss des George-Kreises, dem auch Claus Schenk Graf von Stauffenberg angehört, ist in dieser Zeit vor allem für die Jugendbewegung prägend.
  • 1927
    Die Stadt Frankfurt/Main verleiht George den ersten Goethepreis, den dieser jedoch ablehnt und erst auf Drängen ohne öffentliche Ehrung annimmt.
  • 1928
    Die Gedichte seines Spätwerks fasst er in "Das neue Reich" zusammen. Die völkischen Ideologen der immer stärker aufkommenden Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) versuchen, George als Vorreiter zu vereinnahmen. Dieser versteht sein "neues Reich" jedoch als ein geistiges und warnt seine Schüler vor der politischen Demagogie.
  • 1933
    Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird ihm von Joseph Goebbels die Präsidentschaft einer neuen deutschen Akademie für Dichtung angeboten. Diesem Angebot verweigert er sich aber. Ehrungen zu seinem 65. Geburtstag lehnt er ab und begibt sich in die Schweiz.
    4. Dezember: Stefan George stirbt in Minusio (bei Locarno).
Dr. Lutz Walther, Manfred Wichmann
14. September 2014

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