Wichard von Moellendorff 1881-1937

Ingenieur, Wirtschaftstheoretiker und -politiker

  • 1881
    3. Oktober: Wichard von Moellendorff kommt in Hongkong als Sohn eines aus preußischem Adel stammenden Konsuls zur Welt.
  • 1901-1906
    Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule Charlottenburg. Danach Arbeit als Ingenieur bei der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) in Berlin.
  • 1904
    Heirat mit Elisabeth Erdmann.
  • ab 1912
    Publizistische Tätigkeit u.a. für die Zeitschrift "Die Zukunft" von Maximilian Harden. Moellendorff schreibt kulturkritische Artikel, in denen er seine Besorgnis über die geistigen und politischen Folgen einer von Profitstreben bestimmten Wirtschaft mitteilt. Sein Denken ist zutiefst vom Konservatismus preußischer Gesinnung geprägt. Pflichtbewusstsein und Verantwortungsbereitschaft sind für ihn auch im technisch-industriellen Zeitalter unabdingbar.
  • 1914
    Mit Walther Rathenau regt Moellendorff kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs die Gründung der Kriegsrohstoffabteilung (KRA) an. Er hat frühzeitig die Folgen eines drohenden Rohstoffmangels für das Deutsche Reich erkannt und spielt eine herausragende Rolle in der Organisation der deutschen Kriegswirtschaft. Das Konzept staatlicher Lenkung unter relativer Selbständigkeit der Industrie, auf dem die KRA aufbaut, stammt hauptsächlich von ihm.
  • 1915/16
    Direktor der Kriegschemikalien AG. Des weiteren ist er u.a. als Reichskommissar für Reichsstickstoffwerke und als Sachverständiger des Waffen- und Munitionsbeschaffungsamtes (Wumba) im Kriegsamt tätig.
  • 1916
    In der Schriftenreihe "Deutsche Gemeinwirtschaft" veröffentlicht Moellendorff seine Ideen einer auf kollektivem Pflichtbewusstsein gegenüber dem Gemeinwohl basierenden nationalen Wirtschaftsorganisation. Nach dem Krieg ist er um den Ausbau dieser Vorstellungen zu einer umfassenden Gemeinwirtschaftslehre bemüht.
  • 1918
    April - November: Professor für Nationalökonomie an der Technischen Hochschule Hannover. 
    November: Moellendorff wird zum Unterstaatssekretär im Reichswirtschaftsamt (ab Februar 1919: Reichswirtschaftsministerium) ernannt. Er arbeitet unter den Sozialdemokraten Rudolf Wissell und August Müller (1873-1946).
  • 1919
    Februar-Juli: Moellendorff versucht gemeinsam mit Wissell, ein planwirtschaftliches System einzuführen. Nach der Ablehnung des Programms im Kabinett zieht er sich aus der Politik zurück. In den folgenden Jahren Tätigkeit in verschiedenen Behörden und Gremien, u.a. als Aufsichtsratsmitglied der Metallbank / Metallurgischen Gesellschaft Frankfurt/Main, der IG Farbenindustrie AG und des S. Fischer Verlags.
  • 1923-1929
    Direktor des staatlichen Materialprüfungsamts in Berlin-Dahlem und des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Metallforschung.
  • 1932
    Veröffentlichung des Buches "Konservativer Sozialismus", das eine Sammlung von Moellendorffs Schriften und Aufsätzen enthält. Es wird von der Kritik überwiegend als nicht mehr zeitgemäß oder als unzureichend abgelehnt. Moellendorff gibt - nach diesem Versuch gesellschaftlicher Einflussnahme - nacheinander seine öffentlichen Ämter auf.
  • 1934
    Scheidung von seiner Frau.
  • 1935
    Heirat mit der Jüdin Erika Dienstag.
  • 1937
    4. Mai: Wenige Tage nach seiner Ehefrau begeht auch Wichard von Moellendorff Selbstmord.
Ulrike Triebs
14. September 2014

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