Wieland Herzfelde 1896-1988

Schriftsteller und Verleger

Das Leid junger Soldaten im Ersten Weltkrieg prägt den Sanitäter Herzfelde entscheidend. 1916 gründet er die Antikriegszeitschrift "Neue Jugend" und nach deren Verbot 1917 den Malik-Verlag. 1919 wird er Mitglied der KPD und 1920 Akteur der Berliner Dada-Gruppe. In Zusammenarbeit mit seinem Bruder, dem Grafiker John Heartfield (eigentlich Helmut Herzfeld), entwickelt sich der Malik-Verlag in den 1920er Jahren zu einer wichtigen Plattform für linke und avantgardistische Kunst und Literatur. Ab 1933 leitet Herzfelde den Verlag von Prag aus und gibt mit Anna Seghers die "Neuen Deutschen Blätter" heraus. 1938 geht er nach London ins Exil und 1939 nach New York, wo er als Gründungsmitglied die Geschäftsführung des Aurora Verlags übernimmt. 1949 kehrt er nach Deutschland zurück. In der DDR ist Herzfelde literarisch und publizistisch tätig.

  • 1896
    11. April: Wieland Herzfelde wird in Weggis (Schweiz) als Sohn des Schriftstellers Franz Held (eigentlich Herzfeld) geboren.
  • 1913
    Nach dem Tod seiner Eltern übersiedelt Herzfelde nach Berlin und studiert dort Germanistik und Medizin.
  • 1914
    Bei Beginn des Ersten Weltkriegs meldet er sich als Freiwilliger im Sanitätsdienst.
  • 1915
    Nachdem Herzfelde einen vorgesetzten Feldwebel geohrfeigt hat, wird er aus dem Militärdienst entlassen.
  • 1916
    Herzfelde gibt in Berlin die gegen den Krieg gerichtete Zeitschrift "Neue Jugend" heraus, die wenige Wochen später verboten wird.
    Er wird zwangsweise wieder zum Kriegsdienst eingezogen. Herzfelde desertiert, wird verhaftet und erneut in den Militärdiens t versetzt.
  • 1917
    Gemeinsam mit seinem Bruder John Heartfield und in Zusammenarbeit mit George Grosz gründet er den Malik-Verlag. Herzfelde wird Leiter des Verlags, der sich zu einem Sprachrohr der linksrevolutionären Literatur und des Dadaismus entwickelt. Noch im gleichen Jahr erscheint die "Kleine Grosz-Mappe".
  • 1918
    Nach einem erfolglosen Hungerstreik - mit dem Ziel der Entlassung aus dem Kriegsdienst - desertiert Herzfelde ein zweites Mal und kehrt nach Berlin zurück.
    31. Dezember: Nach Kriegsende treten Herzfelde, Grosz und Heartfield am Gründungstag der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei.
  • 1919/20
    Die drei geben die Zeitschrift "Die Pleite" heraus, die nach kurzer Zeit verboten wird.
  • 1920
    Auf der "Ersten Internationalen Dada-Messe" in Berlin tritt Herzfelde neben Grosz und Heartfield als Hauptakteur auf.
  • 1921
    Herzfelde unterstützt die Sowjetunion mit Publikationen im Malik-Verlag und veröffentlicht "Gesellschaft, Künstler und Kommunisten". Martin Andersen Nexö (1869-1954) wird als Autor für den Verlag tätig.
  • 1924
    Herzfelde gliedert dem Verlag eine Kunstgalerie unter dem Namen "Grosz-Galerie" und eine eigene Buchhandlung an.
  • 1928
    Er wird Mitglied im "Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller" (BPRS).
  • 1933
    Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten emigriert er nach Prag. Von dort aus leitet er den Verlag weiter und veröffentlicht u.a. Werke von Johannes R. Becher.
  • 1933-1935
    Mit Anna Seghers gibt er die Exilzeitschrift "Neue deutsche Blätter" heraus.
  • 1934
    Der Malik-Verlag in Berlin wird auf Druck der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) geschlossen. Neuer Sitz des Verlags wird London, die verlegerische Leitung bleibt bei Herzfelde in Prag. Die "Gesammelten Werke" von Bertolt Brecht werden verlegt.
  • 1937
    Herzfelde ist Mitunterzeichner des Aufrufs auf dem Volksfrontkongress von Paris.
  • 1938
    Er flieht mit seinem Bruder nach London.
  • 1939

    Er erhält ein Visum für die USA und emigriert nach New York, wo er als Buch- und Briefmarkenhändler sowie als Publizist arbeitet.

  • 1944
    Gemeinsam mit Brecht, Lion Feuchtwanger, Alfred Döblin, Heinrich Mann, Ernst Bloch und anderen deutschen Exilanten gründet er den antifaschistischen Aurora-Verlag, dessen Geschäftsführung er übernimmt.
  • 1949
    Herzfelde kehrt nach Deutschland zurück und wird Professor für Literatur an der Universität Leipzig. Er schreibt Gedichte, Erzählungen sowie Essays und wirkt auch als Übersetzer.
    Sein Erinnerungsbuch "Immergrün" erscheint im Aufbau-Verlag.
  • 1950
    Nach der Rückkehr seines Bruders Heartfield arbeiten beide gemeinsam an Bühnenbildern und Buchausstattungen.
  • 1952-1962
    Herausgabe der "Gesammelten Werke" von Leo N. Tolstoi (1828-1910) in 14 Bänden.
  • 1959-1970
    Herzfelde ist Präsident des DDR-PEN-Vereins.
  • 1961
    Er wird Mitglied der Akademie der Künste der DDR.
  • 1962
    Sein Buch "John Heartfield. Leben und Werk" erscheint.
  • 1967
    Im Rahmen der Akademieausstellung "Der Malik-Verlag" wird eine Reihe mit Neudrucken aller Malik-Zeitschriften und ausgewählter Bücher eröffnet.
  • 1976
    Der Sammelband "Zur Sache geschrieben und gesprochen zwischen 18 und 80" wird veröffentlicht.
  • 1986
    Herzfelde wird Ehrenbürger von Ost-Berlin.
  • 1988
    23. November: Wieland Herzfelde stirbt in Ost-Berlin
Antonia Meiners, Manfred Wichmann
16. Februar 2024

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