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Politische Broschüren
im Kalten Krieg
1967 bis 1963
(von Klaus Körner)

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"Deutsche an einen Tisch!"
Verballhorntes FDJ-Emblem aus der "Tarantel"

Synchron zu den Fortschritten bei den Verhandlungen über die Westintegration und den Wehrbeitrag der Bundesrepublik startete die DDR Kampagnen zur deutschen Einheit. "Deutsche an einen Tisch", lautete die Forderung des Jahres 1951. Gefordert wurden "gesamtdeutsche Beratungen" zwischen den Regierungen, Parlamenten und Gewerkschaften in Ost und West auf paritätischer Basis. Die Bundesrepublik wurde geradezu überschwemmt mit DDR-Broschüren zu diesem Thema.

Etwa 40 Tonnen Propagandamaterial müßten von den Zolldienststellen täglich abgerfertigt werden, teilte die Bundespost Ende 1951 mit. Im Bereich der Oberpostdirektion Dortmund seien von einem Absender an einem Tag 30000 Briefe mit einer Grotewohl-Rede zur Post gegeben worden. Die Bundesregierung ließ daher in einem sogenannten "objektiven Verfahren" feststellen, daß die Kommunisten den gewaltsamen Umsturz in der Bundesrepublik planten. Aufgrund des "Fünf-Broschüren-Urteils" des Bundesgerichtshofs vom 8. April 1952 wurden fünf eher belanglose Schriften eingezogen: "Wo stehen wir im Kampf um die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands?", "Den Lügenfritzen eins aufs Maul"Das Gebot der Stunde"Die deutsche Arbeiterklasse muß sich entscheiden!"Achtung! Akute Gefahr für die ganze Nation!". Wichtig war der Regierung dabei nur die Begründung, die lange Jahre als Vorlage für zahlreiche Urteile unserer Gerichte benutzt wurde. Im Prozeß vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die KPD, die 1956 verboten wurde, spielte ebenfalls eine Broschüre eine zentrale Rolle als Beweismaterial, das "Programm der Nationalen Wiedervereinigung Deutschlands".

           

Die Bundesregierung, der Bundestag und die großen Parteien lehnten Gespräche mit den demokratisch nicht legitimierten Vertretern aus Ost-Berlin ab und forderten stattdessen freie gesamtdeutsche Wahlen. Die Forderung war auch in der DDR sehr populär. Tatsächlich diente sie Bonn zur Blockierung von Viermächte- Verhandlungen vor Abschluß der Westintegration. Nach 1955 verschwand das Thema Wiedervereinigung durch freie Wahlen von der Tagesordnung der internationalen Politik. Die Sowjetunion war zur Zwei-Staaten-These übergegangen.

                 

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