Ausstellung | Bleierne Zeit | Friedliche Revolution | Internationale Politk | West sieht Ost
Die DDR war seit Anfang der achtziger Jahre zunehmend von gesamtgesellschaftlicher Stagnation geprägt. Die Versorgungs- und Wirtschaftslage wurde von Jahr zu Jahr prekärer. Parteiinterne Berechnungen aus den Jahren 1988 und 1989 ergaben, dass die DDR wegen fehlender Valutaeinnahmen ab 1990 nicht einmal mehr die Zinsen für ihre Auslandsschulden zahlen könne.
Trotzdem blieb die von Erich Honecker seit Mitte der siebziger Jahre propagierte Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik unangetastet. Ihr Kennzeichen war eine hohe Subventionspolitik in den Bereichen Wohnen, Arbeitsleistung und Grundnahrungsmittel. Die Wohnbauten in den Städten verfielen zugunsten von Neubauten an den Stadträndern, der Arbeitslohn lag über dem Wert der produzierten Güter und die Grundnahrungsmittel waren billiger als Viehfutter. Die Staatswirtschaft lebte von der Substanz. Investitionen in Wirtschaft, Umwelt und Infrastruktur fanden nicht mehr hinreichend statt.
Als die Sowjetunion Mitte der achtziger Jahre innen- und außenpolitische Reformen begann, beharrte die SED-Führung auf ihrem Staatsmodell, das sie nun als Sozialismus in den Farben der DDR propagierte. Der Reform-Unwille der SED-Spitze ließ die Menschen resignieren, viele wollten das Land verlassen. Nur wenige hofften auf Erneuerung. Oppositionelle engagierten sich in Menschenrechts- und Umweltgruppen. Große Teile der Jugend verweigerten dem Gesellschaftssystem der SED ihre Gefolgschaft.