1966
Otto Schutzmeister
Reiche Ernte
Auftraggeber: VEB
Erdölverarbeitungswerk Schwedt
Die Stadt Schwedt
war nach Ansicht Werner Hagers, des ersten Werksdirektors, als Standort
für den größten petrolchemischen Betrieb der DDR ausgewählt
worden, um den als "verhältnismäßig rückständiges
Agrargebiet" charakterisierten nördlichen Teil des Bezirks Frankfurt/Oder
zu einem "Zentrum der Arbeiterklasse" zu machen, "das eine starke Wirkung
auf das umliegende Gebiet ausstrahlt".
Bei der Bauplanung
spielte die Ausstattung der Betriebsanlagen mit Kunstwerken eine wichtige
Rolle. Als "Beauftragter für die künstlerische Oberleitung"
wurde der Maler und VBKD-Funktionär Franz Nolde verpflichtet, der
zusammen mit dem Maler Fritz Eisel und dem Bildhauer Jürgen von
Woyksi in einer "Disposition für die künstlerische Ausgestaltung"
sieben Standorte für Auftragswerke auf dem Werksgelände festlegte.
Einen
dieser Aufträge übernahm Otto Schutzmeister. Das Thema seines
Gemäldes ist die durch den Betrieb entstandene neue Lebens- und
Arbeitsgemeinschaft in dem völlig aus dem Gleichgewicht gebrachten
Agrargebiet um Schwedt. Die Kleinstadt, deren Einwohnerzahl sich zwischen
1961 und 1965 mehr als verdoppelte, wurde zu einem Schmelztiegel für
Arbeitskräfte aus allen Teilen der DDR. Landsmannschaftliche Gegensätze
machten sich bemerkbar, die Altersstruktur der Bevölkerung veränderte
sich durch den Zuzug der vielen jungen Arbeitskräfte. Alle diese
Antagonismen werden von Schutzmeister in diesem Gemälde schlicht
negiert. Stattdessen führt er dem Betrachter die Verbrüderung
der beiden tragenden gesellschaftlichen Kräfte des selbsternannten
"Arbeiter- und Bauernstaates" DDR vor Augen.
|