19701972


1971

Sighard Gille

Brigade Heinrich Rau

Auftraggeber: Rat des Bezirkes Leipzig

 

Ein Jahr lang begleitete Sighard Gille die Brigade "Heinrich Rau" im VEB EBAWE Baustoffmaschinen Eilenburg, um für seinen Auftraggeber, den Rat des Bezirkes Leipzig, ein Porträt von diesem Kollektivs zu machen. Es war das erste Auftragswerk des jungen Malers. Der Betrieb, der Gille bei der Entstehung des Bildes unterstützen sollte, hatte zuvor noch keine Aufträge an bildende Künstler vergeben.

Gille verzichtete darauf, das dargestellte Kollektiv als Vorbild zu zeigen, und setzte sich damit in Gegensatz zu den herkömmlichen Brigadebildern. Er malte keine Helden der Produktion, sondern eine sorgfältig arrangierte Gruppe individuell charakterisierter Arbeiter. Die komplizierte Staffelung der Brigademitglieder deutet möglicherweise Konflikte innerhalb des Kollektivs an.

Dieses ungewöhnliche Brigadeporträt, das 1972/73 auf der VII. Kunstausstellung der DDR in Dresden gezeigt wurde, machte den jungen Künstler bekannt. Gilles Gemälde verdeutlicht, daß junge Künstler in Leipzig bereits neue Ansätze verfolgt hatten, bevor Erich Honecker auf dem VIII. Parteitag der SED zu "Weite und Vielfalt" in der Kunst aufrief.

Im Jahr 1973 erteilte das Ministerium für Kultur Sighard Gille einen "langfristigen" Auftrag zur Gestaltung eines weiteren Brigadebildes. Daraufhin entstand das Gemälde "Brigadefeier" (1976). Gille verarbeitete darin erneut die Erfahrungen, die er in Eilenburg gemacht hatte. Mit der Darstellung trinkender Arbeiter brach er ein Tabu, das bisher kaum angerührt worden war. Das Auftragswerk wurde auf der VIII. Kunstausstellung 1977/78 heftig kritisiert. Insbesondere die "Werktätigen" protestierten gegen Arbeiterbilder, auf denen keine "schönen, postiven Gestalten" zu sehen waren, die Optimismus und Leistungsbereitschaft verkörperten.

 

 

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