1965
Karl Erich Müller
20 Jahre FDGB
Auftraggeber: FDGB-Bezirksvorstand
Halle
Zu wichtigen politischen
oder kulturellen Anlässen vergaben die Parteien und Massenorganisationen
der DDR häufig Aufträge für Graphikfolgen. Die Arbeiten
wurden in der gewünschten Auflagenhöhe reproduziert, mit einem
offiziellen Begleittext versehen und in Mappen zusammengefaßt.
Dem Auftraggeber stand damit ein repräsentatives Geschenk für
verdiente Mitglieder, Gäste oder befreundete Organisationen zur
Verfügung.
Aus
einer solchen Geschenkmappe stammt der Graphikzyklus zum zwanzigsten
Jahrestag des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes, der am 15. Juni
1965 gefeiert wurde. Karl Erich Müller erarbeitete dazu die Geschichte
des FDGB in zwölf Federzeichnnungen, die im Offset-Verfahren reproduziert
wurden. Um seiner Aufgabe auch unter politischen Aspekten gerecht zu
werden, hatte Müller um einen Mentor gebeten. Man fand ihn in der
Person eines Partei- und Gewerkschaftsveterans. Gemeinsam mit ihm konzipierte
Müller Blatt für Blatt bis hin zu inhaltlichen und formalen
Einzelheiten. Die so enstandenen Skizzen wurden dem Sekretariat des
FDGB-Bezirksvorstandes zur Begutachtung vorgelegt und erhielten anschließend
ihre endgültige Form. Auf diese Weise entsprachen alle Blätter
genau dem Selbstverständnis des Auftraggebers.
In
der FDGB-Zeitschrift "Kulturelles Leben" wurde diese enge Zusammenarbeit
zwischen Künstler und Auftraggeber als wegweisend hervorgehoben.
Der Graphikzyklus sei ein "überzeugender Beweis dafür, daß
dann, wenn zwischen gesellschaftlichem Auftrag und den individuellen
künstlerischen Plänen [...] des Künstlers innere Übereinstimmung
besteht, eine wesentliche Voraussetzung zur Entstehung überzeugender
Kunstwerke gegeben" sei.
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