Ausstellung
| 1945-1949 Kontinuität oder Neubeginn?
| 1950-1959 Streit um das Menschenbild
1960-1979 Zeitgenossenschaft - Trauma der Vergangenheit
| 1980-1989 Wahnzimmer Deutschland
Der Begriff der „Zeitgenossenschaft“ steht für die Erweiterung des Kunstbegriffs und den künstlerischen Gebrauch der neuen Medien. Zugleich beginnt in diesen Jahren die historische und künstlerische Aufarbeitung des Nationalsozialismus sowie die Radikalisierung verschiedener politischer und Künstlergruppen. Der Kapitalistische Realismus, inspiriert durch die angloamerikanische Pop art, wird die Kunst des Wirtschaftswunders. Neue Medien, Fluxus, Happening und Körperkunst verflüssigen den auf Staffeleigemälde und Skulpturen fixierten statischen Kunstbegriff. Im Zuge der gesellschaftlichen Veränderungen und der Studentenbewegung tritt der linke Künstler auf und visualisiert die „Richtkräfte einer neuen Gesellschaft“ (Joseph Beuys, 1975).
Die Gegenwart der Vergangenheit thematisieren Maler wie Georg Baselitz und Anselm Kiefer, aber auch Bernhard Heisig und Werner Tübke. Die durch das „Wirtschaftswunder“ in der Bundesrepublik bzw. den „Aufbau des Sozialismus“ in der DDR gleichermaßen verdrängte Geschichte kehrt wieder in Gestalt dunkler Phantasmagorien. Die Söhne der Täter und Opfer malen sich als innerlich und äußerlich ramponierte Landsknechte in abgerissenen Uniformen, die im Bewusstsein der Unmöglichkeit einer Rückkehr zu den Orten der Kindheit ruhe- und orientierungslos durch ein unwiederbringlich zerstörtes Land herumirren. In die zerstörte Heimat stellt sich Georg Baselitz mit Tornister und Malwerkzeug, Mauern durchbrechend, verletzt und eingeklemmt von Hand- und Fußfallen als Vertreter einer allein gelassenen Generation. Bernhard Heisig verarbeitet in seinen Bildern der Pariser Kommune nicht das historische Vorbild der Oktoberrevolution, sondern die eigenen Kriegserfahrungen gegen den Vorwurf des Geschichtspessimismus. Wolfgang Mattheuer beginnt mit Kain, dem biblischen Bild der feindlichen Brüder seine gemalten mythologischen Gleichnisse und bearbeitet das Trauma der Teilung. Werner Tübke im Osten und Wolf Vostell im Westen reagieren 1964/65 auf den Auschwitz-Prozess in Frankfurt am Main. Ende der sechziger Jahre schockiert Anselm Kiefer mit seinen symbolischen Besetzungen. Er fotografiert sich mit zum Hitlergruß erhobenen Arm in den ehemals von der Deutschen Wehrmacht besetzten Ländern. Stellvertretend für die Deutschen nimmt Kiefer in einer Art Selbstversuch die Nazi-Identität an. Diese symbolischen Besetzungen sind ein erster Bruch des nachkriegsdeutschen Bilderverbotes, ein Tabubruch, nach der Verdrängung der Vergangenheit in den fünfziger Jahren.