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Vorwort
Die hier vorgestellten Plakate entstammen der Sammlung
des Deutschen Historischen Museums (DHM) und sind auch auf einer CD-ROM
(1999) erschienen, die mit einer Auswahl von rund 7.300 Plakaten einen
repräsentativen Überblick über die Plakatproduktion in der Sowjetischen
Besatzungszone (SBZ) und in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR)
bietet. Auf dieser finden sich auch zahlreiche Biographien zu den einzelnen
Plakatkünstlern. Viele von ihnen entwarfen sowohl politische als auch
Kulturplakate. Nur wenige waren auf ein einziges Genre spezialisiert.
Eine große Anzahl illustrierte ferner Bücher, gestaltete Einbände und
arbeitete freiberuflich als Graphiker. Die umfangreiche Sammlung des DHM
basiert zu einem großen Teil auf dem Bestand des ehemaligen Geschichtsmuseums
der DDR, des Museums für Deutsche Geschichte (MfDG).
Die für dieses Heft zusammengestellte Auswahl konzentriert
sich auf drei Schwerpunkte des politischen und kulturellen Plakatschaffens
der DDR: Antikriegsplakate, Theaterplakate und Filmplakate zeigen die
Bandbreite der künstlerischen Ausdrucksmittel in der Gebrauchsgraphik
der SBZ/ DDR. Das Spannungsverhältnis, in dem sich die Plakatkunst zwischen
staatlicher Lenkung und individueller Ausdrucksform bewegte, wurde durch
die Erziehungsfunktion der angewandten Kunst in einer sozialistischen
Öffentlichkeit definiert. Die in diesem Heft gezeigten Themen und Sujets
demonstrieren diese Zweigleisigkeit. Vom plakatierten Selbstverständnis
eines "Friedensstaates" und von der Auseinandersetzung mit der identitätsstiftenden
Rolle der Kultur bis zum ironischen Umgang mit vorgegebener Staatssymbolik
und abstrahierenden Lösungen reicht der Darstellungsrahmen der Theaterplakate,
der Filmwerbung und der politischen Appelle. Ikonographische Neuschöpfungen
sind ebenso üblich wie die Aufnahme tradierter Motive. Die malerische
oder zeichnerische, zum Teil recht kleinteilige und den Prinzipien einer
realistischen Kunstauffassung folgende Gestaltung der fünfziger Jahre
trat seit der Mitte der sechziger Jahre zugunsten einer Tendenz zum "mehrschichtigen
Sinnbild" zurück; das Photo und die Typographie gewannen an Bedeutung.
Die Montagetechnik, die bereits seit den zwanziger Jahren durch John Heartfield
bekannt und von ihm sowie von Klaus Wittkugel in der frühen DDR weitergeführt
worden war, wurde seit den sechziger Jahren von einer jungen Generation
der Gebrauchsgraphiker wieder verstärkt eingesetzt. Variationsbreite der
Farbkontraste, Simultanität der Bildebenen und assoziative Gestaltungsweisen
belebten die Plakatgestaltung zunehmend.
Iris Hax / Katharina Klotz /
Doris Müller
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