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"Film ab!" - Plakate der DEFA und des Progress-Film-Verleihs
"Filmplakate sind nie besser als ihre Auftraggeber.
Sie wollen seit jeher Aufmerksamkeit erregen, um Wirkung zu erzielen."01 Dieser allgemeinen Einschätzung zuzustimmen, fällt nicht schwer. Doch
mit welchen Mitteln erreicht der Plakatgestalter die angestrebte Wirkung?
Die folgende Betrachtung einer kleinen Auswahl von Filmplakaten der DEFA
und des Progress-Film-Verleihs zeigt einige Gestaltungsmöglichkeiten,
deren sich die Graphiker bedienten, um die potentiellen Kinogänger für
den beworbenen Film zu interessieren.
Ein kurzer Rückblick
Ein Blick in die Geschichte des Filmplakats zeigt, daß bereits zu
Anfang des 20. Jahrhunderts Forderungen nach inhaltlicher wie formaler Popularität
dieses Werbemittels, nach dynamischer, konzentrierter Gestaltung und motivischer
Zuspitzung gestellt wurden. Wie der Film selbst, so war auch das Filmplakat
zunächst in der Sphäre der Jahrmärkte angesiedelt und dementsprechend grell
aufgemacht. Höhere Ansprüche an die Gestaltung der Werbemittel für den Film
entwickelten sich parallel zu dessen Wahrnehmung als künstlerisches Medium.
Großen Anteil an der bereits früh geführten Debatte über die Gestaltungskriterien
für das Filmplakat hatte die von Hans Sachs 1910 ins Leben gerufene Zeitschrift
"Das Plakat", Organ des ebenfalls von ihm begründeten "Vereins der Plakatfreunde".
Im Zuge der allgemeinen Aufwärtsentwicklung der Gebrauchsgraphik seit Mitte
der zwanziger Jahre wurde dann auch die Filmreklame anspruchsvoller. Stellvertretend
für viele andere seien hier Graphiker wie Theo Matejko, Josef Fenneker und
Otto Arpke genannt.
Auftraggebende Institutionen der DDR-Filmwerbung
Der erste Jahresbericht der Presseabteilung der
"Deutschen Film-AG" (DEFA)02
für 1946 enthält eine ganze Reihe aufschlußreicher Bemerkungen zur Filmwerbung.
Hier wird erwähnt, daß deren Geschäftsführer Alfred Lindemann die Bereiche
Presse und Propaganda unter seiner Leitung vereinigt habe, was ein stärker
zielgerichtetes Arbeiten ermögliche.03
Die Herstellung der Filmreklame für die sowjetischen und die DEFA-Filme
oblag zunächst noch allein dem sowjetischen Verleih "Sovexport". Dazu
gehörten "künstlerische, lithographische Plakate großen und kleinen Formats",
ferner die "Film-Revue", Librettos, Presseinformationen und auch die Fassadenreklame
der Kinos. "Sovexport" machte verbindliche Gestaltungsvorschläge, und
das von dort bereitgestellte Material durfte nicht abgelehnt werden.04
Zuständig für das gesamte Gebiet der Werbung "in allen Formen" für Filme
in der DDR sowie die Anleitung und Kontrolle sämtlicher vom Verleih herausgegebener
Werbematerialien war die Abteilung Agitation und Presse des "Staatlichen
Komitees für Filmwesen".05
Die Filmplakate wurden im Einvernehmen mit der DEFA von der "Progress-Film-Vertriebs-GmbH"
(später dann "VEB Progress-Film-Verleih") hergestellt und von der "Deutschen
Werbe- und Anzeigengesellschaft" (DEWAG) verteilt und angebracht.
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01 |
Jörg Magener: "Kino vor
dem Kino", in: Beilenhoff/Heller: Das Filmplakat
, 1995,
S. 9-26, 11. |
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02
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Im Februar 1946 entstand die Arbeitsgruppe
"Filmaktiv in der ZfV", zu der unter anderen Kurt Maetzig
und das Organisationsgenie Alfred Lindemann gehörten; letzterer
übernahm die Funktion des Geschäftsführers. Lindemanns
Organisationstalent und seiner fehlenden Scheu, auch halblegale und
illegale Wege zur Materialbeschaffung und finanziellen Überredung
alter UFA-Stars zu beschreiten, verdankte sich der rasche Aufbau der
DEFA. |
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03 |
SAPMO, DY 30/IV 2/906-202, Jahresbericht
der Presseabteilung der DEFA, 1946, S. 3 f. |
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04 |
SAPMO, DY 30/IV 2/906-201, Bezugsbedingungen
für Filmwerbematerial, 1947, Punkt 14. |
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05 |
SAPMO, DY 30/J IV 2/3/310-190, Protokoll
Nr. 190/52 der Sitzung des Sekretariats des ZK der SED vom 25.8.1952,
Punkt 24, Anlage Nr. 4, Punkt 112. |
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