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Zeichenhaft-symbolische Plakatgestaltungen
Eine weitere Gestaltungsmöglichkeit für Filmplakate ist die symbolische,
die mittels eines oder mehrerer Bildzeichen das Thema des Films auszudrücken
sucht. Auch hier gibt es wieder Überschneidungen mit szenischen Elementen.
Eine ganze Reihe dieser Plakate verbindet Zeichnung und Photographie und
nutzt die Montagetechnik. Die Filmplakate dieser Kategorie gehören zu den
interessantesten und vielseitigsten Gestaltungen.
"Der Untertan"
Gleich auf dem ersten Beispiel sind alle eben angesprochenen Elemente
wiederzufinden. Es handelt sich um ein Plakat für den berühmten DEFA-Film
"Der Untertan"
von 1951, den Wolfgang Staudte nach dem gleichnamigen Roman von Heinrich
Mann drehte. Er schildert den von der Maxime "Nach unten treten und nach
oben buckeln" geleiteten gesellschaftlichen Aufstieg des autoritätshörigen
und kaisertreuen Diederich Hessling. Das Plakat umgibt die Figur des Hauptdarstellers
Werner Peters mit Karikaturen, die auf seine Zeit als Pennäler und Student
anspielen, und hinterlegt das Ganze mit dem Schatten einer preußischen Pickelhaube
als Verweis auf Hesslings militärisch-monarchistische Gesinnung, die auch
in dem Kaiserporträt zum Ausdruck kommt, das von Hesslings Kopf überschnitten
wird. Hesslings Identifikation mit dem Kaiser wird durch seine dem Porträt
nacheifernde Haltung deutlich. Die Karikaturen und die Zusammenstellung
der einzelnen Bildelemente nehmen die satirische Komponente des Films auf.
Die ungewohnt expressive Bildsprache des Films mit ihren entlarvenden Untersichten
und Spiegelungen sowie den gewagten Anschnitten wird im Plakat zwar nicht
direkt reflektiert, doch dessen Gestaltung in der seit den zwanziger Jahren
bekannten, aber im allgemeinen für die frühen fünfziger Jahre noch ungewöhnlichen
Montagetechnik entspricht dem innovativen Gestus des Films.
1975 entwarf Erhard
Grüttner für eine Wiederaufführung des Films das hier gezeigte Kopf-Plakat,
bei dem der Porträtcharakter hinter die Zeichenhaftigkeit der Gestaltung
zurücktritt. Stehkragen, Schleife und der gezwirbelte Bart weisen den Träger
der Augenbinde in den Farben Schwarz-Weiß-Rot als (Spieß)Bürger der Kaiserzeit
aus. Dieses Requisit steht für die Blindheit und Verblendung einer ganzen
Gesellschaftsschicht. Man denkt an die Darstellung der "Bürgertugenden"
nach Art der "drei weisen Affen": Nichts hören - Nichts sehen - Nichts sprechen.
Der Bürger sieht nicht nur nichts, wenn überhaupt, sieht er einzig die Landesfarben.
Sein Patriotismus macht ihn blind.
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