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"Du und mancher Kamerad"
Für den 1956 gedrehten DEFA-Dokumentarfilm "Du
und mancher Kamerad" - bei dem Annelie und Andrew Thorndike Regie führten
und an dessen Drehbuch auch Karl Eduard von Schnitzler mitarbeitete - entwarf
Altmeister John Heartfield, der 1917/18 auch als Filmausstatter tätig gewesen
war, ein Plakat, mit dem er seiner eigenen Handschrift treu blieb. Den im
Film thematisierten Zusammenhang zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg
veranschaulicht Heartfield mittels der von ihm in den zwanziger Jahren entwickelten
Montagetechnik. Er schuf mit der Einfügung der historischen Photos in die
zur entsprechenden Zeit passenden militärischen Kopfbedeckungen eingängige
Bildzeichen. Zudem wird durch das in Farbe und Größe vom Rest des Titels
abgesetzte, hervorgehobene "Du" der Betrachter des Plakats direkt angesprochen.
Die durch die leichte Überschneidung der Rahmen erzielte Reihung von "Pickelhaube"
und "Wehrmachtshelm" kann als Visualisierung der im Film beschriebenen historischen
Entwicklung angesehen werden.
"Emilia Galotti"
Keine Montage, aber eine ebenfalls geschickte Kombination von Bildzeichen
nutzte Werner Klemke 1957 in seinem Plakat für die Verfilmung des Lessing-Schauspiels
"Emilia Galotti" in der Regie
von Martin Hellberg. Klemke arbeitete auch als Bühnenbildner und war vor
dem Zweiten Weltkrieg unter anderem als Trickfilmzeichner tätig. Lessings
bürgerliches Moral- und Lehrstück über den Freitod Emilias durch die Hand
ihres Vaters aus Scham über ihre befürchtete Verführbarkeit wird durch seine
Plakatgestaltung beinah zur Wirkung einer Kriminalnovelle geführt. Vor schwarzem
Hintergrund arrangierte er drei Bildelemente, die in eine spannungsvolle
Dreieckkomposition eingebunden sind und zumindest den dramatischen Charakter
des Stücks ohne jede szenische Veranschaulichung assoziieren. Der vom oberen
Bildrand herabhängende Frauenarm scheint einer bereits Toten zu gehören,
aus deren Hand die Rose als Zeichen der Leidenschaft und des Schmerzes fällt,
während unten der Dolch liegt, durch den sie zu Tode gekommen ist. Die Gestaltung
läßt in dieser Form allerdings eher an eine Selbsttötung der Emilia denken,
die sie in übertragenem Sinne wiederum begeht. Der zentral in Fraktur gesetzte
Titel fungiert als "Untertitel" unter dem herabhängenden Frauenarm und identifiziert
die dazugehörende Person.
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