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"Fünf Tage - Fünf Nächte"
Für die Koproduktion mit der Sowjetunion "Fünf
Tage - Fünf Nächte" kombinierte Paul Rosié, der nach 1945 in erster
Linie für Theater und Film arbeitete, 1961 eine zeichnerisch-graphische
Gestaltung mit den Photos zweier Hauptdarsteller, darunter Annekathrin Bürger.
Die Filmhandlung idealisiert die Beschlagnahmung der Kunstwerke der Dresdner
Gemäldegalerie und erzählt von deren "Rettung" durch die Rote Armee unmittelbar
nach Kriegsende. Dieses Thema wird mit der Geschichte zweier deutscher Museumsmitarbeiter,
die dadurch wieder zu neuem Lebensmut gelangen, verbunden. Die sowjetische
Besatzungsmacht erscheint somit nicht nur als "Befreier" der Menschen, sondern
auch als "Retter" der Kunstwerke. Rosié entwickelte auf dem Filmplakat einen
in die Tiefe führenden Bildraum, indem er einzelne Gestaltungselemente übereinanderlegte.
Zuunterst erkennen wir in einer flächigen Zeichnung schwarze Ruinen vor
einem tiefblauen Nachthimmel, die das kriegszerstörte Dresden umreißen.
Die darüberliegende Strichzeichnung zeigt Raffaels "Sixtinische Madonna"
aus der Dresdner Gemäldegalerie. Davor sind zwei der Protagonisten abgebildet,
die für die an der Rettungsaktion Beteiligten stehen, eine Restauratorin
und ein sowjetischer Soldat. Die skizzenhafte, transparente Strichzeichnung
des Gemäldes kann als Hinweis auf dessen Gefährdung verstanden werden. Die
Wahl der berühmten "Madonna" erinnert zugleich an die kulturellen Werte,
die durch das Kriegsgeschehen in Mitleidenschaft gezogen waren und die es
zu sichern und zu bewahren galt. So erscheint die in hellem Gelb gehaltene
Skizze vor dem dunklen Trümmerhintergrund auch als Hoffnungsbild. Tatsächlich
ist dieses Gemälde von der Sowjetunion erst 1955 an Dresden zurückgegeben
worden.
"Ich war neunzehn"
Eine Kombination von Porträtphoto und graphischen Bildzeichen entwarf
Werner Gottsmann 1968 für den Antikriegsfilm "Ich
war neunzehn", bei dem Konrad Wolf Regie führte und auf dessen persönliches
Tagebuch die Handlung zurückgeht.19
Der Film spielt im April 1945 und erzählt die Geschichte des 19jährigen
Deutschen Georg, der mit seinen Eltern nach Moskau emigriert war und nun
in der sowjetischen Uniform mit der 48. Armee in die Heimat zurückkommt.
Hier begegnen ihm in einzelnen Episoden ganz unterschiedliche Menschen.
Der Erzählstil ist differenziert, leise und nachdenklich, und auch das Plakat
verzichtet auf dramatische Effekte. Stattdessen dominiert das ernste, aufmerksame
Gesicht des Hauptdarstellers Jaecki Schwarz, was mit seiner Rolle im Film
korrespondiert, denn seine Sicht ist zentral für die episodische Handlung
des Films. Mit seinen Augen sieht man größtenteils das Geschehen, man hört
ihn zuweilen im inneren Monolog. Das Gesicht Gregors taucht auch im Film
häufig in Nahaufnahme auf. Die roten Pfeile, die auf dem Plakat sein Gesicht
konturieren, symbolisieren den Vorstoß der Roten Armee auf Berlin, das hier
als versprengter Schriftzug erscheint. Das weiße Dreieck rechts, das mit
seinem Scheitelpunkt auf Berlin weist, könnte sowohl als Symbol für die
"weiße Fahne" der Kapitulation verstanden werden, wie sie in einigen Szenen
des Films gezeigt wird, als auch ein Hinweis auf den Frieden sein, "der
aus dem Osten kommt". Bis auf die Pfeile ist der Rest der Gestaltung in
abgestuften Grautönen gehalten, die daran erinnern, daß der Film in Schwarz-Weiß
gedreht wurde.
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Der Film kann als der "künstlerisch
und in seiner gesellschaftlichen Signalwirkung bedeutendste Film nach
1966" gesehen werden. Er stand auf der jährlichen DEFA-Erfolgsliste
des Progress-Filmvertriebs 1968 an dritter Stelle. Vgl. Schenk: Das
zweite Leben …, 1994, S. 223. - Diesen Film zu machen, war für
Konrad Wolf besonders wichtig, war er doch auf dem 11. Plenum des
ZK der SED 1965 scharf kritisiert worden. |
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